Stundenlang vorm Spiegel, schick gemacht, die beste Jeans, das weisse Stehkragenhemd von der Mutter noch faltenfrei gebügelt, Cool Water aufgelegt, Gel in den Haaren, die Lederjacke übergestreift, so zog ich allein am Silvesterabend mit meinen Jugendlichen 15 Jahren in die Diskothek. Ins Aladdins. Wollte cool sein, wollte mit den Großen feiern. Am Parkplatz angekommen mit meinem Bianchi sah ich die ersten Halbstarken Jungs mit ihren schnellen Autos (Manta, Manta) und hübschen Mädels, eine gewisse Unsicherheit überkam mich, hatte Flugzeuge im Bauch. Aber Silvester musste ich doch auf der angesagtesten Party dabei sein. Tanzen, die neusten Beats, die besten Diskjockey, Nebelschwaden, süsschlicher Duft, das Jahr verabschieden den Countdown runterzählen, in Jubel ausbrechen, sich zuprosten, das hübscheste Mädchen küssen. So meine Vorstellung. Ich kam nicht rein, der Türsteher versperrte den Weg. Ich war enttäuscht.
Nun, Jahrzehnte später laufe ich mit Miri und Chablis unseren Hütehundmix aus den Karpaten am letzten Tag des Jahres 2023 im tiefen schwäbischen Wald, oben auf der Alb entlang, dort wo sich Fuchs und Hase guten Nacht sagen. Wir sind geflüchtet: vor Partys, vor Böller und Raketen. Ein kleines Hotel im Dorf Stubersheim ist unsere Unterkunft, im Bahnhöfle, für diese Silvesternacht. Ja, so ändern sich die Zeiten. Die Zufriedenheit des Hundes ist größer als der Drang sich auszuleben, zu tanzen, zu feiern, Mädchen zu küssen 😘
Ich weiß nicht welche Silvester Party die schönste war in meinem Leben. Aber an eine kann ich mich noch besonders gut erinnern. Es war das Millenium, ein Zeitenwechsel, ein Jahrtausendsprung. Wir wollten etwas besonderes erleben, viele sprachen auch von einem Weltuntergang. Wenn schon untergehen, dann wenigstens im Rausch einer grossen Sause. Die Insel Sylt war unsere Destination. Die Buwe versammelten sich. Effe, Iga, die Beifahrer, Fränk am Steuer seines Volvo V70, so fuhren wir auf die Insel 🏝️ Auf die Insel der Schönen und Reichen. Angekommen, bezogen wir unser Appartement, nach einem gemeinsamen Essen, Effe gab den Tim Mälzer und wir folgten seinen Anweisungen. Danach zogen wir um die Häuser, luden uns ein, machten auf Gross. Die Tanzfläche war meine, ich schleuderte gekonnt die Mädels in die Lüfte. (Danni kannst du dich noch erinnern?) Getanzt bis in den Morgengrauen, der Alkohol hielt mich wach, die Nacht wurde zum Tag. In der Sansibar ein Espresso, den Blick in die Dünen, das Meer ein Rauschen, wir Leben, willkommen Millenium.🎇
Ein Grübinger“ Saukalt“ auf der Terrasse, im ZDF läuft „Willkommen 2024“ vorm Brandenburger Tor. Ich öffne die Veranda Tür. Kalter Wind bläst herein. Chablis chillt auf der Couch, in weiter Ferne eine Böller Explosion. Nur ruhig Brauner. Australien, Japan begrüßen das neue Jahr, wir müssen warten. Noch Stunden auf der Couch vorm Fernseher. Orchestral Manoeuvres in the Dark läuft,“it is a long long way…“Was bedeutet das neue Jahr? Es soll besser werden, Hoffnung, Wünsche, Träume. Ein Abend für eine bessere Welt. Ich hol mir noch ein Saukalt…
Was wird mich 2024 erwarten? Mich sportlich zurück kämpfen. Wird mein Armbruch verheilen, werde ich wieder die Hügel mit den #stomberbuben hochfliegen? Werde ich Neue Freundschaften knüpfen und Alte pflegen? La Corima und der Drei Länder Giro steht im Roadbook, unser Radfreunde aus Valréas sind zu Gast. Wir feiern 30 Jahre Jumelage Sachsenheim/Valréas. Es wird mir ein Fest.
Ich hab gelernt, es muss keine grosse Sause sein, man muß nicht auf der angesagtesten Party der Stadt sein, man kann das Neujahr verschlafen, es ist nicht schlimm, es liegt an einem selbst, seinen Abend zu gestalten. Auch wenn man vom Türsteher abgewiesen, auch wenn man mit Hund den Abend auf der Couch verbringt. 2024 wird gut, weniger Medien konsumieren, mehr wahre Freunde treffen. Das ist mein Vorsatz. Meine Augen fallen, der Countdown läuft, der Moderator schreit ins Mikro: Berlin seid ihr ready! Miri und Chablis sind eingeschlafen…
Bleib gesund, bleibt mir treu.
Der Coach (Basti)
Das neue Jahr 2024
Die Alb im Nebel gehüllt, das Merida Reacto vom Auto Dach geholt, ich roll aus dem Dorf, aus Stubersheim, hab die Straße für mich, die Menschen schlafen. Die Beine lockern, den Puls in die Höhe treiben, das neue Jahr begrüßen. Ich erreiche das Wental, das Felsenmeer, eine verwunschene Landschaft, eine Märchenland. Elfen, Hobbit tauchen am Wegesrande auf, begleiten mich auf meiner Neujahrstour. Ist das nicht schön.
Es ist ein Dienstag im November. Warm eingepackt mit Überschuhe, Thermohose, Softshelljacke, Handschuhe und einer Mütze unterm Rennradhelm drehe ich meine Nachmittags Runde an Neckar und Enz entlang. Egal wie gut die Ausrüstung ist, irgendwann frieren Füße und Finger. Ich fahre in meine Stadt rein, in die schmucke Fußgänger Zone. Michael vom Bauhof grüßt mich von der Drehleiter. „Wirst hoffentlich fertig bis Weihnachten mit der Weihnachtsbeleuchtung, sonst fällt’s ins Wasser“ scherze ich. Über das ganze Jahr begleitet mich Michael mit seiner Arbeit für die Stadt. Im Frühjahr sehe ich ihn die vielen Brunnen reinigen, Absperrungen der vielen Feste im Sommer und im Herbst werden Gehwege und Straßen saniert. Und bei Schnee und Eisglätte ist er der Erste auf den Straßen mit seinem Streufahrzeug. Costa, der Kult Grieche hat bestimmt ein warmes Plätzchen und einen guten trockenen Trollinger vom Dürren Berg für mich in petto. Im Augenwinkel entdecke ich auf dem Marktplatz unseren Bürgermeister mit Kai Pflaume, im Schlepptau ein Fernsehteam (Ehrenpflaume) und RIN, der aktuell angesagte Künstler in Deutschland. Welch Prominenz in unserer Kleinstadt. In der warmen Stube beim Costa taue ich auf und genieße mein Viertele.🍷
Mama ruft mich an, ich kann gerade nicht ran Ich hab′ Angst vor diesem Tempo, doch den Wagen getankt Warum durften wir hier bleiben, warum mussten sie weg? Warum entscheidet ein Papier, wie es läuft in der Welt? Ich hätte alles gern getauscht für ein Leben mit euch Ich sitze vor meinem Kamin, der Blick, als wär ich enttäuscht
Sigmund Freud, niemals deutsch Ich bin niemals treu, zumindest niemals mir selbst Auf der Packung steht: „Hass“, doch ich hab‘ Liebe bestellt Ich wär lieber im Bett mit dir, doch liege im Benz Ich spür′, der Druck auf meiner Brust entspricht zwanzig Bar Es hat sich so viel verändert, seit ich zwanzig war
RIN Album Kleinstadt / Lied Mrznja
Das Feuerwerk oben auf der Lug in Bietigheimication noch nicht verraucht stand ich auf der Starterliste zum Cyclo Cross rennen in Mannheim. Wer wissen will wie ich mich bei Schnee und Matsch geschlagen habe, hier zum nachlesen : Söhne Mannheims
Coole Jungs laufen in die Kneipe, geben sich gross, weitläufig, setzen sich entspannt an die Theke. Vodka ist angesagt. Ich schwenke mein Glas Trollinger, nehme ein feines Mandel Aroma wahr. Beobachte die Scenery. Bietigheimer Jungs, es ist Bausa, der Rapper. Ein Star. Aus unserer Kleinstadt. Lyam, der Jüngste Neffe gab mir in unserem Skiurlaub einen kleinen Crash Kurs in Deutsch Rapp. Mit Max, mein Leergut Bub im Getränkemarkt habe ich über Beats und Texte diskutiert. Sie haben mir einen Blick in ihre jungen Seelen gewährt.Nice.
Im März hatte ich wieder schöne Tage in der Provence. Das Rennen „La Corima‘ in Montélimar mit meinem Edelhelfer Michel von den #strombergbuben stürmten wir den Col de Valouse in nie gekannter Schnelligkeit entgegen. Gerne zum nachlesen: Toujor Provence. Meine sonntäglichen Ausfahrten mit der Radbande im Stromberg 🚴waren immer locker und heiter. Gut, manchmal gab’s auch in die Fresse. Drei kleine Blogbeiträge sind dabei entstanden: Abenteuerland, Going for glory und Destination:Orendelsall
Costa schenkt mir noch ein zweites Glas guten trockenen Trollinger ein. Ich denke an den heißen Sommer, beruflich war ich im Leergut verhaftet, privat eine kleine Auszeit in den französischen Alpen. Nach den berühmten Col’s der Tour de France, darunter so klangvolle Namen wie Alpe d‘ Huez, Col de la Croix Fer und Madeleine stand ich 1 Woche später am Start vom 7. Bietigheimer Triathlon powerd by Hucon Shifting Limits. Ich bin immer noch stolz und gerührt so gute Jungs an diesem Tag an meiner Seite gehabt zu haben. Dari, Lamin und Jason sind meine „Bietigheimer Jungs“. Das ist so. Unus pro omnibus, omnes pro uno. (Ironman Hawaii)
„Ein Uzo aufs Haus“, reißt mich Costa aus meinen Tagträumen. Carsten Majer der Winzer vom Bietigheimer Trollinger setzt sich zu mir. Freut sich das ich seinen Wein schätze. Wir diskutieren angeregt über Wein. Ich berichte ihm von unserem Urlaub ins Süd Tirol und Piemont. 3 Millionen kostet ein Weinberg im Barolo! Ja, und hier will man ihn nicht Mal geschenkt, ergänzt er traurig. „Wir haben die Winzer, wir haben die Weine, aber es ist eine Gesamtgesellschaftliche Aufgabe unsere Jahrhundert Alten Steillagen zu bewahren!“rufe ich in die Runde. Einige Gäste drehen sich um und wundern sich über mein Emotionales Statement. Ob ich Bausa zu einem guten Trollinger einladen könnte?
Das Glas Trollinger getrunken, Bausa und die Bietigheimer Jungs sind weitergezogen. Ich öffne die Kneipen Tür, kalter November Wind kommt mir entgegen. Ich stolpere die Treppe runter, der Wein hat seine Wirkung, schnapp mir mein Merida Reacto und laufe der beleuchteten Fußgänger Zone gen Heimat. Ein babyblauer Bentley fährt in Schritt Tempo an mir vorbei. Schick, denke ich. Am Steuer erkenne ich schemenhaft den Rapper Shindy. Drei Superstars an einem Tag, ich sollte Lotto spielen…. Meine Stadt:Bietigheimication.
Das Jahr neigt sich dem Ende. Der Weihnachtsbaum geschmückt.🎄 Eine friedvolle Zeit, eine Zeit des füreinander und miteinander. Eine Zeit für Freunde und Familie. Eine Zeit mit vielen Wünschen im Gepäck, eine Zeit mit vielen Erwartungen. Ich bin dankbar, 2023 war mir ein Fest. Hoch über den Dächern von Bietigheimication sind wir zur Silvester Party eingeladen. Dort lassen wir es krachen, dort treffen wir auf „Bietigheimer Jungs und Mädels“, verabschieden das Alte Jahr, begrüßen das Neue. Dort denke ich an die vielen lieben Menschen die mein Weg kreuzten und freuen mich wieder auf spannende Abenteuer im Jahr des Drachen 🐉. Und ihr wisst: Der letzte macht das Licht aus. Bleibt gesund, bleibt mir treu.
Der letzte macht das Licht aus (Deluxe Edition)
Bruder, ich lieb' mein Leben Ich lieb' den Vibe Bis zu mei'm Tod bleib' ich hier in Bietigheim, ja, ja
Dijon by night 🌕Einfach Mal auf den Bolzplatz, egal wer du bist, egal wo du herkommst, kicken wie ein Sidan, wie ein Messi, wie der Sohn vom unserem Fußballgott, der junge Robin Heusser! (Gross sind die Kinder geworden!) Danke an alle die ihre Schränke plünderten,🎁der erste Schritt ist getan🏁
Frohe Weihnachten 🎄 in Gedenken an Shane MacGowan🎙️
Fruchtbare Mutter, sei gegrüßt! Deine Brüste, voll und glatt, wölben noch ohne Scham dein Kleid; zeigst voll stolzer Heiterkeit den Leib, der Burgund geboren hat.
liliane wouters, mère flandre
Route des Grands Crus
Ich weiß nicht ob es sein Fang seines Lebens war! Mit grossem Schwung holte mein Vater die Angelrute aus und schleuderte den Haken gekonnt mit viel Energie ins trübe Wasser des Canal de Bourgogne. Der Haken verfing sich in den gegenüberliegenden Ästen und Sträucher des Canalufers. Großes Gelächter von allen Seiten. Wir waren auf einem Hausboot. Unser Familien Urlaub in Frankreich und mein Vater wollte für das Abendessen sorgen. So gab es Baguette, Fromage und eine leckere Orangina für mich und meine Geschwister. Die Fische durften ungestört ihre Kreise ziehen. Es muss das Jahr 1984 gewesen sein. „Trump war noch nicht Präsident. Die Krim noch nicht überfallen, die AFD noch nicht gegründet worden. Großbritannien war in der EU. Der Islamische Terror hatte Frankreich noch nicht heimgesucht.“ (Traumland S.121 Adam Soboczynski) Mein Kanzler hieß Helmut Kohl und der Französische Präsident Francois Mitterrand. Hand in Hand vereint über den Gräbern von Verdun. Ein Bild ging um die Welt.
Ein Bild ging um die Welt
Mit meinem Merida Reacto überquere ich den Canal de Bourgogne, sehe einen Schleusenwärter die Schleusentore öffnen. 2 Hausboote fahren ein. Steige vom Rad, mir wird die Leine zugeworfen. Gekonnt mach ich sie am Ponder fest, hab noch nichts verlernt. Meine Erinnerungen gehen zurück, zurück ins Jahr 1984. War das ein spannender Urlaub auf unserem Hausboot. Das erste Mal am Steuer, das erste Mal eine Schleuse öffnen, das erste Mal die Leine gekonnt dem Vater zuwerfen, das erste Mal ein Sprung vom Hausboot ins kalte dunkle Canalwasser. Das erste Mal vergisst man nicht.
Canal de Bourgogne
Meine Tour geht weiter, ich winke den Booten ⛵ zum Abschied. „Bone Route und immer ein Handbreit Wasser unterm Kiel,“ rufe ich ihnen zu. Mein Weg führt mich tief in die Burgundischen Wälder, die ersten kleine Cols treiben meinen Puls in die Höhe, ich genieße die Ruhe, atme frische kühle Waldluft ein. Ich werde eins mit meinem Rennrad. Ich vergesse die Zeit, ich vergesse den Raum. Vor mir taucht die Domaine Source de la Seine auf. Hier also in diesem unscheinbaren Bächlein entspringt die Seine. Der berühmte grosse Fluss der sich durch Paris schlängelt bis zur Mündung nach Le Harve an die Atlantikküste. Ich gönne mir eine kleine Pause, ich mach die Trinkflasche voll, nehm ein Schluck kühles Quellwasser, Weiter geht’s immer weiter!
Dijon by night 🌕
Kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreiche ich Dijon. Die Hauptstadt der Herzöge von Burgund. In der Innenstadt passiere ich Notre Dame, den Herzogpalast mit Place de la Libération und biege scharf in die Straße Rue Pasteur ein. Werde von Mama, ihrem Lebensgefährten Hubert, Miri und Chablis unserem Hütehundmix aus den Kaparten sehnsüchtig erwartet. „Sorry, war tief in Gedanken, hab mich in dem Zeit Raum Kontinuum verloren.“ Wir sind im Odalys City Dijon Les Cordeliers Hotel für 3 Tage eingemietet, ein altes ehemalige Kloster. Von diesen 3 Tagen im November möchte ich Euch gerne erzählen. Am Abend nach einer vitalisierenden Dusche haben wir uns vier im Restaurant la fine heure verabredet. Ein kleines Haus in der Rue Berbisey, ein Steinwurf weit entfernt.
Cuisine créative, recettes traditionnelles, équipe jeune et dynamique Spécialités bourguignonnes, convivial et chaleureux
Homepage La fine heure
Entre
Chablis 🍷
Dessert 😋
Finale🍷
Die Nacht in einer ehemaligen Mönchzelle erholsam, ein reichhaltiges Frühstück im großen Saal des Refektoriums des altehrwürdigen Cordelier Klosters aus dem 13. Jahrhundert. So gestärkt konnte unser kleiner Spaziergang in die Altstadt von Dijon beginnen. Immer der Eule nach.(Le Parcours de la Chouette) Die Eule von Dijon ist das Maskottchen der Stadt. Sie sitzt auf einem Strebepfeiler der Notre-Dame und ist zu einem Glücksbringer für die Passanten geworden, die sie mit der linken Hand – der Hand des Herzens – streicheln. Der Wegweiser durch die historische Altstadt. Durch die Stadt der 100 Glockentürme. Mit diesem Spaziergang tauchen wir tief in die Historie Europa’s ein. Burgund war im Mittelalter das Zentrum, die Macht Europa’s und Dijon die Hauptstadt. Alt ehrwürdige Patrizierhäuser säumen unseren Weg. Es ist ein Sonntagmorgen im November. Ruhig, grau, ausgestorben, müde Tauben, vereinzelte Kirchgänger kreuzen unseren Weg, die ersten Bar/Restaurant öffnen ihre Türen, Kaffee-Duft, vermengt mit frisch aufgebacken Croissants erfüllt die Gassen. Ich bekomm schon wieder Appetit!
Burgund ist ein Wunder. Das mächtige Reich, das sich im 14. und 15. Jahrhun- dert zwischen Deutschland und Frankreich schob, vereinte spätmittelalterliche Hochkultur mit einer Blüte der nordeuropäischen Renaissance.
Liberté, Égalité, Fraternité
Sie waren Fürsten, Herzöge, Ritter gaben sich aber als Könige, Kaiser und Philosophen. Philippe der Kühne (von 1363 bis 1404), erwies sich als massvoller sowie geschickter Politiker. Er stellte die entsprechenden Weichen für die Zukunft Burgunds. Johann Ohnefurcht (von 1404 bis 1419), schlägt seinem Vater nach, aber noch mehr seiner Mutter. „Er ist tapfer, wagemutig, listig und von grenzenlosen Ehrgeiz,“ beschreibt ihn der Historiker Joseph Calmette. Johann wird auf der Brücke von Montereau erschlagen. Philippe der Gute (von 1419 bis 1467) übernahm mit 23 Jahren und regierte fast ein halbes Jahrhundert. Es brach eine ruhigere, vor allem segensvolle Zeit an. Er ist Begründer des Ordens vom Goldenen Vlies. Karl der Kühne (von 1467 bis 1477), einziger Legetimer Sohn, hervorgegangen aus der dritten Ehe mit Isabella von Portugal. Ich entdecke eine Zeichnung aus der Schule von Rogier Van der Wyden. Sie zeigt einen sympathischen jungen Mann mit weichen Gesichtszügen. Er wurde zum Bedeutendsten der vier Valois Herzöge. Maria von Burgund hatte ein kurzes Leben. Mit 19 heiratet sie den Kaisersohn Maximilian. (1477 bis 1483) Durch einen tödlichen Reiter Unfall im 25. Lebensjahr endete die glorreiche Herrschaft.
Johann Ohnefurcht
Nach soviel Kultur und Geschichte besuchten wir am Abend das Restaurant l’Epicerie & Cie und tauchten in die kulinarischen Köstlichkeiten Burgunds ein. Ich war wieder für die Weinauswahl verantwortlich,das hab ich gerne übernommen.Santé🥂
L’epicerie & Compagnie
« Les plus beaux souvenirs se créent autour d’une table »
L’Épicerie & Cie
Fixin 2018🍷
Nicht Alpe d‘ Huez, nicht den Mont Ventoux von der Südseite, nicht das Stilfser Joch, sondern die Route des Grande Crus, Côte d‘ Or, die goldene Küste, die berühmteste Weinstraße der Welt stand im Roadbook. Noch Mal die Trinkflasche gefüllt, die Reifen auf 8 bar und ein Riegel in der Trikot Tasche. Mein Weg führt aus Dijon, ich muss mich beeilen, les Cellier Volnasien ist unser Treffpunkt zum Mittagstisch. Miri, Mama, Hubert, im Kofferraum Chablis 🐕reisen mit dem Auto vorraus. Sie machen einen Stopp im berühmten Hospiz der Beaune, gestiftet von Kardinal Rolin im 14. Jahrhundert. Mehr als ein Armenkrankenhaus!
Route des Grands Crus
Die Weinberge im November im Nebel gehüllt, passiere ich die Dörfer Morey Saint Denis, Chambolle Musigny, Vosne Romané und Nuit Saint Georges, es ist die Côtes du Nuits. Beim berühmtesten Weinberg Romané Conti umgeben von einer kleinen Mauer mit dem Steinernen Kreuz (mit den Inschrift der Zwei Besitzer Familien Leroy und Villaine) halte ich kurz inne. Die Reben in Spalier, die Blätter abgeworfen. Knorrig, alt. Ein Richebourg, ein La Tâche sind göttergleich. Nie habe ich diese Grand Cru probiert, (5000€/Fl) so ist mein Urteil auch nur nachgeplapper. Ich nehm ein Schluck aus der Trinkflasche, stell mir den Taste eines großen Pinot Noir vor. Weiter geht’s,immer weiter.
Romané Conti
Ich bin gut in der Zeit, nach Nuits St. Georges erreiche ich den Weinort Aloxe Corton. Die einzigartige Grand Cru Lage, nach Karl dem Großen benannt, der Corton Charlemagne Weinberg. Erst kürzlich hatte ich von Domaine Méo Camuzet einen Corton im Glas. Thomas Tauss, Weinhändler aus Stuttgart war so freundlich und ja, ich muss sagen: dicht, komplex, monumental. So knall ich mit meinem Merida Reacto die Weinbergshügel hoch und erreiche das Corton Kreuz hoch oben am Waldrand. Schweissperlen rinnen von der Stirn. Der Nebel gelichtet, ein atemberaubender Blick entschädigt.
Hoch oben über Aloxe Corton
Durch Beaune, passiere ich Pomard , erreiche das kleine Weinörtchen Volnay, im Zentrum die Kirche, gewidmet dem Heiligen Cyr und der heiligen Juliette. Hier irgendwo muss mein Rendez-vous sein. Mama ruft mir freudig aus einem Innenhof zu. Arrive!
Une cuisine de terroir et de tradition…
Dans un perpétuel souci de qualité, nous nous efforçons de faire appel à des producteurs locaux afin que vous retrouviez dans chaque bouchée toute la richesse de notre terroir.
Homepage Cellier Volnasien
Sommelier 🍷
Montag Mittag in einem kleinen beschaulichen französischen Dörfchen zum Mittagstisch, das gefällt mir. Gut Bürgerlich, aber mit einer Burgundischen Raffinesse und Heiterkeit. Die tief stehende Novembersonne scheint in den ehemaligen Weinkeller. „Schnecken für Hubert, mindestens ein halbes Dutzend, die mag er so gerne,“ ruft Mama Christa begeistert in die Runde. Ich bin mit der ausführlichen Weinkarte vertieft, braucht man wohl ein Sommelier Studium, denk ich so bei mir! Und welcher Wein passt zu Schnecken? Miri liebäugelt auf einen Salat mit warmen Ziegen Käse, ein Klassiker. Als Hauptgericht kommt für mich das Coq au Vin nur in Frage, mit gutem Burgundischen Rotwein zubereitet – auch ein Klassiker. Mama wählt Suprême de Volaille à la Crème (Geflügel an einer Crème Sauce), zum Dessert eine süße Crème Caramel und Hubert entscheidet sich natürlich für die regionale Käseplatte, als waschechter Franzose.
Ein Montag Mittag im November
Ein Petit Café fragt die flinke Bedienung. „Oui bien sure, den brauch‘ ich jetzt.“ Das war unser Montag Mittag in Volnay, könnte jeder Tag ein Montag sein? Mein Merida Reacto auf den Autodach wie bei den Begleitfahrzeugen der Tour de France verzurrt cruisen wir über kleine Weinbergsstraßen, entlang der Côte d‘ Or. Plaudern noch angeregt und lassen unser Französischer „Plat de Jour“ Revue passieren.“Zart mein Coq au Vin“ ruf ich in die Runde. Und erst der gute „Tischwein“ Volnay ergänzt Hubert. Ja, stimme ich ihm zu und ergänze meine Theorie: das der Geschmack eines Ortswein nicht weit von einem Premier Cru oder Grand Cru sein muss. Eine besondere Überraschung hab ich mir noch einfallen lassen.Ein Besuch einer Domaine mitten im Herzen von Beaune, im Schatten vom Hotel de Dieu. Wir haben ein Rendezvous in der la Boutique Moillard, eine Weinhandlung. Ich möchte mit Euch in das Geheimnis der großen Pinot’s und Chardonnay’s eintauchen. Raphael Pascot gibt uns einen leidenschaftlichen Exkurs.
Es gab eine Zeit in der wir dachten wir können den Wein im Keller machen. Temperatur kontrollierte Gärung, Stahltanks, Crossflow Filter, Zugabe von Süssreserve und sterile Abfüllung. Mehr Oechsle, mehr Qualität. Wir waren die „Weinmacher“, berühmte Weingüter, grosse Weine!. Parker hat die Punkte erfunden, unter 90 Parkerpunkte haben wir die Nase gerümpft. Es war eine Erfolgsformel. Trotz all der Anstrengung, trotz all dem Wissen war ein guter Burgunder uns Meilenweit vorraus. Was ist sein Geheimnis?
Was ist sein Geheimnis🍷🤔
Drei Tage von Dijon war mir ein Fest. Es braucht nicht viel, eine grosse europäische Geschichte, ein gutes Hotel, Frühstück mit frisch gepressten Orangnsaft, ein feines Plat du Jour, einen exzellenten Vin de Bourgogne, intensive Gespräche, klar Goetheanische Reflexionen dürfen nicht fehlen.😉Einfach sich Zeit nehmen.
Wisst ihr was Schlutzkrapfen sind? Nein, noch nie gegessen? Lecker. Sie sind gefüllte Teigtaschen mit Spinat und Topfen, (Quark) eine Spezialität aus Südtirol. Auf der Moarhofalm, unvergessen, dort habe ich zum ersten Mal selbstgemachte Schlutzkrapfen gegessen. Es war ein sonniger Tag im September. Mit Proviant und Trinkflaschen im Rucksack stiegen wir Drei (Miri, Basti, Chablis, unser Hütehundmix aus den Kaparten) auf die Putzenhöhe, ein 2438 Meter hoher Gipfel der Südtiroler Berge. Von dort aus hat man die unglaubliche Sicht auf die 3000er, ein fantastischer Panoramablick, der die schneebedeckten Gipfel der Zillertaler Alpen im Norden und die Dolomiten im Süden zeigt. Ein Traum. Die letzten Meter am Grünbachsee vorbei, gutes Bergwasser schlabbern und die heißen Pfoten kühlen. Jeder Schritt tut weh, es wird steil, Schritt für Schritt, das Gipfelkreuz im Blick, nochmal stehen bleiben, durchatmen, luftholen. Weiter geht’s, immer weiter. Die Putzenhöhe is done.
Jeder Schritt tut weh
Auf dem Rückweg vom Gipfel an pfeifenden Murmeltieren vorbei erreichen wir Drei durstig und ausgehungert die Moarhofalm. (1830 Meter ü NN) Chablis bekam kühles Bergwasser und einen Schattenplatz unterm Tisch, Miri bestellte sich einen Kaiserschmarrn und ich bekam die selbstgemachten Schlutzkrapfen, einfach in Butter mit gutem Parmiggano bestreut. Lecker, ein Gedicht. Dazu trank ich gutes Stilles Plose Wasser. Mehr braucht es nicht, ich war zufrieden. Ich war glücklich.
Grünbachsee 😍
Von klein auf hat man den Wunsch zu klettern, erst auf Spielplätzen, gesichert von Mama und Papa, auf Bäume im Garten, auf Hohe Buchen im Wald, auf Felsen mit Schulkameraden. Es ist ein Spiel, eine Mutprobe. In unserem Dorf gab es einen aufgelassen Steinbruch, ein Eldorado, ein Kletterparadies. Nichts war mir zu hoch, nichts war mir zu steil. Heute würden Eltern das verbieten, aber wir haben daraus unser Vertrauen gewonnen, wir kamen gestärkt am Abend zur Mama nach Hause. Wäre der Spessart mit seinem sanften geschwungenen Hügeln nicht zu klein für grosse Bergtouren, dann wäre aus mir ein Bergsteiger geworden. Sicher wäre Reinhold Messner mein Vorbild, sicher wäre ich in seine großen Fußstapfen getreten. Jetzt 40 Jahre später beeindruckt er mich immernoch. Wir sind in Südtirol, Urlaub mit der Familie, nett in Sankt Sigmund im Ansitz Neuhaus einquartiert.
Sankt Sigmund, Ansitz Neuhaus
Reinhold Messner lebte in Villnöß, mit 8 Geschwistern, die Geißlerspitzen vor der Haustür. Mit 5 bestieg er mit seinen Eltern seinen ersten Berg. Mit 12 kletterte er besser als sein Vater und mit seinem Bruder Günther bezwang er die Saß-Rigais- Nordwand sowie die Erstbegehung der Nordwand der Großen Fermeda. Sie sind Kletter Asse, nichts ist zu hoch nichts zu steil. Ihre schwierigste Kletterei in jungen Jahren war die Erstbegehung der Heiligkreuzkofel- Mittelpfeiler. Sie haben das Klettern revolutioniert.
Sie haben das Klettern revolutioniert
„Das soll ein leichter Weg sein,!?“flucht Miri, „wir können umkehren und die Gondel nehmen,“ ruf ich ihr zu. Wir sind auf dem Fußweg zum Gipfel des Kronplatz, auf 2.275 m Meereshöhe, mit seinem einmaligen Blick in die Dolomiten, zwischen Olang, Bruneck und dem Gadertal gelegen.“Nein geht schon,brauch nur ne kurze Pause,“ ein Schluck aus der Trinkflasche, weiter geht’s immer weiter.
Messner Mountain Museum
Ich kaufe mir eine Eintrittskarte für das MMM Corones, auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes auf 2.275 Metern. Miri und Chablis genießen derweil in der Sonne die atemberaubende Blicke in die Zillertaler Alpen, sowie in die Dolomiten. Man glaubt nicht das diese Berge, die in den Himmel ragen aus einem Korallen Meer entstanden sind. Im Museum geht der erste Aus – Blick zu den Geisler Spitzen, das Kletterparadies des jungen Reinhold, der Zweite Aus – Blick zeigt die Berggruppe der Marmolata in der Günther und Reinhold in jungen Jahren einige gefährliche Erstbesteigungen gelangen. Einzigartige Architektur, einzigartiger Platz. Zaha Hadid, hat mit ihren Ideen der Geschichte des Alpinismus einen würdigen Rahmen erdacht.
Einen Ort der Stille, der Entschleunigung und unvergessener Ausblicke. Dieser Rückzugsraum öffnet alle menschlichen Sinne für das Darüber und Dahinter. Die Berge werden zum Erfahrungsraum, Teil unserer Kultur. Im Geistesflug über alle Gipfel hinweg gilt es sie neu wahrzunehmen.
Reinhold Messner
Am Abend mit vielen Eindrücken, mit leichtem Muskelkater und verspannten Schultern lasse ich den Tag Revue passieren. Ich mache mir einen gute Flasche Lagrein auf (Tor di Lupo, Cantina Terlan/Andrian) ,schneide Bergkäse und Speck auf. Wir philosophieren über das Leben, über den Tod. Messner ist ein Grenzgänger am Berg, viele seine Kameraden sind am Berg umgekommen, er war nicht besser, er hatte Glück, denk ich mir. Reinhold Messner (78 Jahre) war der letzten Tage in der Sendung „Inas Nacht“ eingeladen und dort schildert er sehr lebhaft seine Erfahrungen am Berg, seine Nahtoderfahrungen und seine Sicht des Sterbens.
Wir haben Angst zu sterben, aber wir haben keine Angst vor dem Tod
Reinhold Messner
The road is long There are mountains in our way But we climb a step every day
Himmelsbegräbnis
Bei dieser Zeremonie wird der Leichnam aufgeschlitzt, „dann stürzen riesige Geier von den Bergen herunter und bedienen sich.“ Die Knochen und der Schädel werden anschließend zerschlagen und ebenfalls an die Geier verfüttert. „Ich finde“, erklärte Messner, „dieses Himmelsbegräbnis sehr eindrucksvoll, für mich die eleganteste Form des Verschwindens im All.“
Bleibt gesund,bleibt mir treu.
Der Coach (Basti)🗻
Zugabe 🗻
Bergila
Dolomiten
In Gedanken
Ausblicke
Eine Runde kuscheln
Zillertaler Alpen
Putzenhöhe
Grünbachsee
Wo bleibt das Herrchen
Ein Blick in die Südtiroler Weinwelt
Cantina Terlan
Wir sind eingeladen in der Kellerei Cantina Terlan. Miri und Chablis 🐕 laufen den berühmten „Winkl“ Weinberg hoch und beobachten die angehende Weinlese. Derweil steige ich mit der jungen Frau Huber ( Schattenthaler Hof) in das atemberaubende Kellerreich, erbaut mit den Quarz Porphyr Steinen aus der Gegend. Dort reifen die grossen Rot und Weissweine in ausgesuchten Barrique’s und Fuderfässer aus französischer und slowenischer Eiche. Ich erfahre viel über die Geschichte und das Streben der Kellermeister nach Qualität! Es brauchte lange die Weinbauern zu überzeugen „Wir werfen doch keine Trauben zu Boden“, so die einhellige Meinung der Bauern vor 30 Jahren. Um zu zeigen wie langlebig auch die Weissweine sind, versteckte der alte Kellermeister Kofler jedes Jahr ein paar Weine seiner besten Weinberge. Erst nach seiner Pensionierung fand man den Schatz, öffnete einige alte Jahrgängen und war überrascht der frische und der Qualität. So hat es sich herumgesprochen, das die Weissweine aus Terlan ein besonderes Reifepotenzial besitzen.
Der letzte Keller zeigt ein Kuriosum: Kellermeister Sebastian Stocker wollte Sekt herstellen, kaufte alle Maschinen und Tanks für die Produktion. Der Vorstand gab ihm aber keine Genehmigung, so musste er wieder alles verkaufen, außer die 3000 Liter Drucktanks aus Edelstahl. Aus der Not heraus legte er einige Weißburgunder mit der Feinhefe ins Stahlfass. Auch hier zeigte sich die einzigartige Qualität der Weine. Nach ca.10 Jahren kommen diese Qualitäten unter den Namen“Rarity“ in die Flasche und begeistern die Weinwelt.
Es muss ein Jahr, Ende der 80er, Anfang der 90er gewesen sein. Die „Buwe“ versammelten sich im Hotel Sauer. Zwei Brüder, Joachim, Spitznamen „Effe“ und Christian, genannt „Bruder“. Die Eltern außer Haus, sturmfrei für mehrere Tage. Das Elternhaus wurde zum „Hotel Sauer“ Ich war natürlich dabei und fühlte mich wohl. Aus der Laune heraus, das gute Bier „Schlappeseppel“ ausgetrunken gingen wir in die mit Schmiedeeisen gesicherte Schatzkammer vom Vater und „Effe“ holte einen Gaja raus. Was ich da zu meine: ob der noch Schmecken täd! Schon damals als angehender Weinküfergeselle sagte der Name mir etwas. „Ich glaube der ist teuer,“ stotterte ich! „Scheiss drauf, den machen wir jetzt uff,“ sagte Effe klar und deutlich. In Unverstand und ohne Reue köpften wir die Flasche. Sie war damals schon viel Wert, aber heute unbezahlbar….
mein Piemont
Ich nehme Euch mit, in mein Piemont. 10 % hoch, 10% runter und nochmals 10% hoch, die September Sonne brennt mir ins Genick, ich bin am Limit mit meinem Merida Reacto, diese knallharten Anstiege ziehen einen die Schuhe aus. Aber schön, die Ausblicke ins Tal, in die berühmten sehr gepflegten Weinberge und Haselnuss 🐿️ Sträucher. Noch eine Kehre, am Wegesrande stehen die Reben Spalier, die Nebbiolo Trauben holen sich die letzte Energie, die letzte Reife. Ich geh aus dem Sattel und Gaja taucht vor mir auf! Das berühmteste Weingut Italiens. Welch Erinnerungen werden geweckt. Ich erlebe eine Zeitreise.
Gaja taucht vor mir auf…
Angelo Gaja hat den schweren Nebbiolo ins französische Barrique gesteckt. Er hat Lagen auf seine Weinetiketten geschrieben. Das hat vor ihm keiner getan. Er war ein Pionier, ein Visionär. Heute beim Vorbeifahren fallen mir Sorì Tildin, Sorì San Lorenzo, Costa Russi und ein Cabernet Sauvignon den er „Dammagi“ (Schande) taufte. Ein leckeren Weisswein „Rossj- Bass“ Cuvée aus Sauvignon Blanc und Chardonnay Trauben ist nach seiner Tochter Rosanna benannt – fand ich unheimlich lebendig. Es gibt viele gute Weine, die nur ein Bruchteil Kosten, aber Angelo Gaja war der erste und ein Vorbild für viele junge Winzer in der Welt.
Meine Tour führt mich weiter, über die Hochebene Alta Langa, ich passiere Roddino, Monferrato, genieße die weiten Blicke ins Tal. In der Ferne am Horizont bilden sich die Alpen mit ihren 3000er Gipfeln als Silhouette ab. Herrlich. Mein Ziel nicht mehr weit: Das berühmte Barolo: Wein der Könige und König der Weine. Barolo ist seit 1980 ein DOCG-Wein.
Barolo 🍷
Die letzten Kehren sehe ich vom Berg kommend das Dorf Barolo vor mir. Wie in einem Amphitheater liegen die Weinberge um das Dorf mit den berühmt klingenden Weinlagen Cannubi und Rivera. Ich werde erwartet. Eine Einladung von Marchesi di Barolo. Freudig werde ich von Alex Bonafè in Empfang genommen und ungläubig staunt er über mein Merida Reacto.“Die ganze Strecke mit dem Rad?““Ja, und über die Alta Langa!“
Wir gehen tief in den Keller, die Weinlese hat begonnen. Es duftet nach altem Holz und frisch gepressten Trauben. Wir tauchen ein in die Historie, gehen zurück bis zu den Anfangsjahren Ende des 18. Jahrhunderts, über die Foundation Opera Pio Barolo bis zur heutigen Eigentümer Familie Abbona. Benedetta, Sommelier des Hauses, zeigt uns die Schatzkammer in der die großen Barolo reifen. Wir beenden die Besichtigung mit einer intensiven, launigen Verkostung der Weine, erfahren mehr über die Rebsorten Arneis, Barbera und Nebbiolo.Wir sagen Danke und ja,ich bin ein Traditionalist, der Barolo gehört nicht ins Barrique😉🍷
Sommelier Benedetta
Slowenische Eiche
gereifter Wein 🍷
Selfie
Espresso Stop ☕
Ich schwinge mich wieder auf mein Merida Reacto, der Barolo verleiht mir Flügel, die harten Anstiege stürme ich locker hoch, Kette rechts, Druck auf der Pedale,freue ich mir meines Lebens. Steht Barolo auf der Anti Doping Liste?
Am Ende fließen alle Dinge ineinander und aus der Mitte entspringt ein Fluss. Der Fluss wurde bei der großen Überschwemmung der Welt begraben und fließt aus dem Keller der Zeit über Steine. Auf einigen der Steine befinden sich zeitlose Regentropfen, unter den Steinen sind die Wörter. Doch einige Worte wird man nie verstehen.“Ich kann mich dem Wasser nicht einziehen.
Norman Maclean
Ruhig taucht mein Paddel ins Wasser. Im Rhythmus meinem Pulsschlages. Ruhig, gleiten wir auf unserem 3er Kajak flussabwärts den Neckar entlang. Christian rammt sein Paddel tief ins Wasser, Sven hält verträumt sein Paddel planschend ins trübe Nass. Ich gebe den Takt. Ich gebe das Tempo vor. Wir leben an Enz, Metter und Neckar. Wir können uns dem Wasser nicht entziehen.
3er Kajak
Es gab eine Zeit in der Flüsse begradigt, kanalisiert unter die Erde gegraben wurden. Der Fluss als Klospülung missbraucht. Gestank von der Quelle bis zur Mündung. Diese Zeit ist vorbei.
die Quelle der Enz
6 Freunde und ein Geburtstagsgeschenk zum 60. Eine Kajaktour von Wahlheim nach Lauffen am Neckar. Organisiert von den Zugvögeln aus Bietigheim. So trafen wir frohgemut mit einer kleinen gespannten Nervosität uns in Wahlheim am Neckar. Ricardo von den Zugvögeln begrüßte uns herzlich und gab uns eine sympathische Einweisung.
Ricardo wurde 1962 in Sao Paulo geboren. Mit seinem Diplom für Akrobatik tourte kurz darauf mit einem Tanztheater durch Europa. In Deutschland folgten weitere Auftritte. Seit 1985 ist Ricardo als Dozent und Trainer für Akrobatik & als Choreograf tätig. In dieser Spielzeit trefft ihr ihn in der Jungen Oper Stuttgart an, wo er die Choreografie für Alice im Wunderland macht. Oder bei uns, denn Ricardo ist begeisterter Zugvogel
Der Neckar ist eine Bundeswasserstraße, so wird dieser Fluss von den grossen 135 Meter langen Frachtschiffen, die vor allem Wertvollen Schrott, Metalle, Salz und Erden von Stuttgart nach Rotterdam transportieren, befahren. Davon hatten wir kleinen Kajakfahrer Respekt und ein bisschen Bammel. Aber Ricardo gab uns Tips wie wir uns in der Konfrontation verhalten sollten. No Panik.
No Panik
Ich steuerte mal schön in die Flussmitte, leichtes Unwohlsein meiner mit Paddler stellte sich ein. Mit einigen kräftigen Paddel Schlägen waren wir schnell auf der anderen Seite und steuerten gerade auf eine Brombeeren Hecke am Flussufer.Wir pflücken reife Beeren und erfreuten uns an unserem Leben. Es ist ein Perspektiv Wechsel, unzählige Male bin ich den Radweg am Neckar mit meinem Merida Reacto gefahren, unzählige Male mit Tempo im Windschatten der Radbande im Stromberg. Genannt: die #strombergbuben. Aber mit einem Kajak noch nie. So waren die Einblicke sowie Ausblicke neu und begeisterten meine Sinne. Auf Höhe von Kirchheim am Neckar richtete sich mein Blick auf die Steillagen vom Kirchheimer Kirchberg. Die Weinberge in vollem satten grün, die Stäffele (Treppenstufen) und Weinbergsmauern blitzten im Sonnenlicht. Sehr gepflegt. Dies ist der Wein-Kultur Kirchheim Initiative zu verdanken, die mit viel Liebe und Engagement für den Erhalt der Steillagen am Neckar kämpft.3 gute Weine sind entstanden. regina, rosa und roberto, so ihre netten Künstlernamen, 3 Motive, geschaffen von der Aquarell Künstlerin Lisa Nollenberger. Sympathisch.
rosa
Wir kamen gut voran, obwohl ich gefühlt der einzige war der paddelte! Eine kleine Pause hatten wir uns verdient und steuerten das sandige Ufer an. Dort konnten wir gut an Land und uns die Füsse vertreten und den Rücken strecken. Nach dieser netten Rast paddelten wir weiter, wir wollten ja noch vor der Abenddämmerung in Lauffen ankommen. Auf der rechten Seite erblickten wir das Kernkraftwerk Neckarwestheim. Es ist abgeschaltet, aber irgendwie wirkt es auf mich immer noch bedrohlich. Der Rückbau wird noch Jahre brauchen und ein Endlager ist meines Wissens noch nicht gefunden.
Der Jachthafen von Lauffen am Neckar war schon in Sichtweite, kräftiger Gegenwind kam auf, blies mir voll ins Gesicht. Ein Segel setzen, ein kleinen Außenborder, mir ging die Kraft aus. Ich konnte nicht mehr, ich war das nicht gewohnt, ich war am Ende. Sven und Christian mussten mich ersetzen und sie Taten das gut. Un pour tous, tous pour un. Ich schaute nach links und erkannte die ausgelegten Netze vom letzten Neckar Berufsfischer Seybold. Eine Tradition seid 450 Jahren. In einem Interview las ich: „Der Fisch ist wieder zurück, die Artenvielfalt ist wieder heimisch.“ Über 40 verschiedene Fischarten schwimmen wieder im Neckar und durch den Bau von Fischtreppen sollen auch wieder die begehrten Wanderfische wie Aal, Lachs, Meerforelle und Maifisch zurückkehren. Ein letzter Blick auf die Silhouette von Lauffen am Neckar, ein letzter Blick zurück. Die Zugvögel erwarten uns.
Bleibt gesund, bleibt mir treu.
Am Neckar oberhalb der Mündung des Enz Flusses säumen hohe Ponderosakiefern die Böschungen. In der schräg einfallenden Sonne des Spätnachmittags reichten die Schatten der großen Äste über den Fluß, und die Bäume nahmen den Fluß in ihre Arme. Die Schatten setzten sich die Böschungen hinauf fort, bis sie uns einschlossen.
Ein Fluß jedoch hat so viele Dinge zu sagen, daß es schwer zu erfahren ist, was er einem jeden von uns sagt.
Flimmernd heiss, ich nehme ein Schluck aus der Trinkflasche, ich fühle mich wie auf den kochenden Lava Feldern vor der Küste Haiweii beim Iron Man, unerbittlich brennt die Sonne an diesem Sonntag im Juli. Gehe aus dem Sattel um Tempo aufzunehmen, ich rase mit meinem Merida Reacto in den Grotztunnel hinein. Schöne kühle Luft strömt mir entgegen, aus den Bässen erklingt lautstarke Disco Musik, ich knalle den 640 Meter langen dunklen Autotunnel entlang, bin auf der Triathlon Strecke vom 7. Bietigheimer Triathlon powerd by Hucon Shifting Limits. Ich bin ein Teil der Triathlon Staffel, genannt die #strombergbuben. Ich bin der Rennradfahrer.
#strombergbuben
Dari der Teamkapitän, verteilt kühle Getränke und gibt jedem Teilnehmer noch ein paar motivierende Sätze auf dem Weg. Jason muss 500 Meter in der Enz schwimmen, ich 20 km Radfahren und Lamin 6 km durch die heisse Innenstadt rennen. „Bleibt ruhig beim Wechsel, bleibt cool bei der Übergabe des Zeitnehmers,“ gibt uns Dari noch Tipps auf den Weg. Er ist der ehemalige Kapitän von einem kleinen kurdischen Fußballverein in dem ich Trainer war. Ich hörte auf, wir blieben Freunde. Im Alter von 14 kam er aus Georgien nach Deutschland, die Sowjetunion am Zusammenbruch, der Vater verstarb früh bei einem Verkehrsunfall, die Mutter hatte keine Wahl, sie verließen das Land. Fremd, pupertierend, ohne Sprachkenntnisse kannte Dari damals nur die Faust. So konnte es nicht weitergehen, er war fleißig, intiligent, sportlich, aber ein Ausländer. Er zog sich selber aus dem Sumpf. Machte eine Lehre, bildete sich weiter, wurde Familienvater und kletterte die Karriereleiter hoch. Er weiss wo er herkommt, das wird er nicht vergessen.
Nur noch wenige Sekunden bis zum Jagdstart, wir sind die ersten die ins Rennen gehen. Jason, ein Schwimmer der Wasserwacht springt mutig in die Enz. Es wird schwierig gegen die Strömung, keine 2 Meter Sicht in dem Trüben Wasser, er verliert leicht die Orientierung, muss sich ein, zweimal korrigieren. Am Viadukt um die Boje, jetzt sich mit der Strömung treiben lassen, kräftige Kraulschläge, wie ein Fisch im Wasser.
Wie ein Fisch im Wasser 🐬
Die Konkurrenz ist gut, nach uns gestartete Schwimmer kommen schon aus dem Wasser und gehen auf die Radstrecke. Wo bleibt Jason? Jetzt mit schweren Schritten kommt er aus der Enz, bindet den Zeitmesser an meinen linken Knöchel und brüllt mich auf die ersten Meter. Vollgas, Kette rechts, kein Taktieren, kein Windschatten, immer Puls am Anschlag.
Kette rechts, Vollgas 🏊🚴💪
Lamin wartet schon ungeduldig, wie ein Rennpferd in der Box. Er weiss, auf ihn kommt es an, er hat die Qualität, er hat die Beine für den Sieg. Lamin habe ich 2015 kennen gelernt. Er war 19, ein Flüchtling aus Gambia. Ich, der Fußball Trainer, man nannte mich: Der Coach. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen bei Onkel und Tanten sparte er sich sein erstes eigenes Geld für die Flucht nach Europa. Er wollte Herr seines eigenen Schicksales werden. Er nahm sein Herz in die Hand und verließ seine Heimat. 1 Jahr durch einige afrikanische Staaten verlief seine Route. Zu Fuss erreichte er Lybien. Abgeschoben in den Niger, verhaftet, landete er im Gefängnis. Keine guten Aussichten. Er kam frei, suchte ein Schlepper, der ihn nach Sizilien brachte. Und so stand er eines Dienstag Abends auf dem Trainingsplatz. Sympathisch, muskulös, ein Zulu, ein stolzer Krieger. Er lernte schnell Deutsch, machte ordentlich eine Handwerker Lehre bei einem Bäcker im Ort. Er lebt seinen Traum.
Er lebt seinen Traum
Christian, Sven, Sandra sind gekommen, feuern mich unter dem Viadukt von Bietigheim an, fehlen nur die Bengalischen Feuer und ich fühle mich wie bei der Tour de France hoch nach Alpe d’Huez. Charlie der Präsident, der alte Haudegen steht motivierend an der Seite, läuft einige Meter mit und verpasst mir eine kalte Wasserdusche. Sie sind alle gekommen, sie tragen mich, es macht Laune, ich hab Spass. Ich geh nochmal aus dem Sattel ,wie ein Cavendish, wie ein Greipel sprinte ich durch das Viadukt von Bietigheim. Komme in der Wechsel Zone punktgenau zum stehen. Die letzten Meter zu Fuss übergebe ich den Staffel an Lamin Camara, unseren Schlussläufer.
Lamin Camara 🏃🏿♂️
Lamin stürmt mit schnellen kraftvollen Schritten in die Altstadt, hoffnungsvoll schaue ich ihm hinterher. Wird er den Sieg für uns holen? Ich mag den Staffel Lauf, ich kann mich begeisterten, meine Leistung für das Team, ich bin nichts ohne das Team, ich bin nichts ohne ein Jason, ich bin nichts ohne ein Lamin. Ich mag den Gedanken.
Die drei Musketiere" aus dem berühmten Roman von Alexandre Dumas gehen füreinander durchs Feuer. Ihr berühmter Schlachtruf lautet "Einer für alle, alle für einen". Mit Degen kämpfen sie gemeinsam gegen den bösen Kardinal Richelieu und können sich hundertprozentig aufeinander verlassen. Sie halten zusammen.
Lamin ist stark, nach der zweiten Wende-Marke hat er schon viele Läufer vor ihm kassiert. Eine Laola, ein Trommelwirbel, lautstarke Anfeuerungsrufe, ein letzter Push. Im Zielbereich erwarten uns Christian, Sandra und Sven. Viele Freunde und Fans Fiebern mit uns. Gemeinsam warten wir auf unseren Schlussläufer Lamin. Hoffentlich ist ihm nichts passiert, nichts gezerrt, nicht umgeknickt, nicht dehydriert. Ohne seine Leistung zählt meine Leistung und die von Jason nichts. Das ist so. Unus pro omnibus, omnes pro uno
Er taucht auf, geht auf die Zielgerade, der rote Teppich ausgerollt, er sprintet, holt nochmal alles aus sich raus. Im Ziel. 🏁 Durchpusten. Kaltes Wasser.
Bleibt gesund, bleibt mir treu.
Der Coach (Basti)
Zugabe
Jason (Athos) 🏊Der Coach (Porthos)🚴Lamin (Aramis)🏃🏿♂️
Ich fahr mit meinem Merida Reacto in die 10 % steile Rampe von Alpe d’Huez rein. Meine Muskeln sind auf diese Belastung noch nicht vorbereitet. Die Sonne brennt mir ins Genick, der Schweiß läuft mir in die Augen. Ich nehme die Trinkflasche und spritz mir den Schweiß von Stirn und Nacken. Langsam finde ich mein Tempo, langsam find ich meinen Rhythmus. 21 Kehren, 1132 Höhenmeter sind zu bewältigen hoch in das Skigebiet von Alpe d’Huez 🇲🇫 auf 1850 Meter. Die legendäre Auffahrt der Tour de France. 1952 war Fausto Coppi der erste Triumphator. Jede der 21 Kehren ist einem Rad Champion gewidmet. Die erste Kehre trägt den Namen: Fausto Coppi 🏆
Auigilles d’Arves
Les Sybelles, so wird das Skigebiet in den französischen Alpen genannt. Eingerahmt von den über 3500er Hohen Gipfel der Auigilles d‘ Arves liegt das Dorf Saint Sorrin d’Arves. Unsere Destination. Unser Kurzurlaub im Juni. Es zieht sich, erst hoch zum Col du Glandon, dann noch höher auf den Col de la Croix de Fer (2067 Meter), die untergehende Sonne über den Gipfeln. Ein schönes Panorama. Wir hatten dafür keinen Blick, wir waren gestresst, genervt, wollten nur ankommen. Jetzt noch die steile Abfahrt, das Dorf im Blick, unsere Châlet nicht mehr weit. Endlich nach Stunden im Auto, aussteigen, luftholen, die Tür des Châlet sperrangelweit offen. Ein klopfen, ein zaghaften Bonjour, niemand antwortet. Hinter dem Haus entdecke ich eine ältere Frau beim Gärtnern. Könnte die Dame unsere Vermieterin sein? Ein Salut, ein herzliches Bonjour. Sie warte auf Brokkoli, auf Salatpflanzen für ihren Garten, wie sie uns erzählte. Ein einfaches Haus, in die Jahre gekommen, très francaise würde meine Mutter sagen. WiFi fragte Miri, Oui biensûr! OK, auf meinem Handy hatte ich kein Netz, das französische Fernsehen bekam ich auch nicht zum laufen, die Leselampe nur eine billige Funzel, der rauschende Gebirgsfluss – wir verstanden unser eigenes Wort nicht. Nach Linsen mit Würstchen und einem Glas Rotwein gingen wir müde, gestresst enttäuscht ins Bett. Was sollten wir auch anders tun….
Nach Kehre 20, 19 und 18 finde ich immer besser meinen Rhythmus. Sie sind nach Lance Amstrong (21,19) benannt, der den größten Bluff der Radsportgeschichte schrieb. Mit schmerzverzertem Gesicht das sich zu einer hässlichen Fraze entwickelte fuhr er in den Berg. Er gaukelte Jan Ulrich und Team Telekom eine Schwächephase vor, die den ganzen Tag Tempo machten. Mit seinem kurzen, stakkato artigem Wiegetritt stürmte Armstrong den Gipfel entgegen, gewann überlegen. Ulrich geschlagen und noch schlimmer: gedemütigt!
Der nächste Morgen, auf den alten Betten so recht als schlecht geschlafen. Chablis, ein Mischlingshund aus den Kaparten steht mit der Leine vor mein Bett und will seine neue Umgebung erkunden. Ich muss raus, kein wenn und aber…wir laufen runter zum tosenden Fluss, rauf auf einen Hügel, dort wo die Sonne über den Gipfel aufgeht. Holen uns nasse Füße an einem Bergsee. Auf einem Stein nehm ich Platz, wir genießen das morgendliche Erwachen der Fauna und Flora von Saint Sorrin d’Arves. Herrlich. Nach dieser entspannenden Gassi Runde erreichen wir die Käserei Beaufort. Ich entdecke einen Käse Automaten und ziehe mir kurzerhand einen leckeren gereiften Beaufort. Stolz bringen wir unseren Fang zum Frühstück mit. Elfie und Miri sind begeistert, er wird gleich aufgeschnitten und ratzeputz verspeist. Nach dem Frühstück ins Dorf. Touristenbüro, Souvenir Shop und Tante Emma Laden abgeklappert. (Spüli, Müllsäcke, Toilettenpapier, nichts im Haus, très francaise halt…) Kurzer halt an der vereinsamten Skistation, ein Abstecher zur Kirche Saint Saturnin,jetzt waren wir im Bilde.
Les Sybelles
Kehre 18, 16 und 15 tragen den Namen Hennie Kuiper, Joop Zoetemelk und Jan Winnen aus den Niederlanden. Sie trugen mit ihren Siegen zum Ruhm und Mythos von Alpe d‘ Huez bei. So das man heute noch vom Holländer Berg spricht.
Gedanken von Jan Winnen
Post aus Alpe d’Huez“ (Covadonga Verlag, 303 S.) auf Deutsch. Es ist keine Biografie im herkömmlichen Format, sondern die philosophische Betrachtung der eigenen Karriere in Briefen. Zweimal siegte Winnen in den 80er-Jahren am mythischsten aller Tour-Berge, darunter als Debütant.
Nun denn“, schreibt er über diesen Julitag 1981, „diese Etappe brachte mich als Rennfahrer dahin, wo ich als Radrennfahrer noch nie gewesen bin.“ Was den Triumph betraf – aber auch die physische Erfahrung. Über seinen (letztlich erfolgreichen) Ausreißversuch etwa sieben Kilometer vor dem Ziel schreibt er: in mir war nichts als eine unendliche Leere. Ehrlich gesagt, hatte ich auch die Lust verloren. Einfach absteigen und in der Menge verstecken, das schien mir die beste Lösung. Meine Muskeln fühlten sich an wie verhedderte Schnüre. Etwa an diesem Punkt endeten alle konkreten Gedanken.“
Das größte Event steigt jedoch in Kehre Sieben. Die nach Gianni Bugnio 🇮🇹 benannt ist. Etappensieger von 1990. Als der niederländische Pfarrer Jaap Reuten 1964 dort zum Skifahren war, konnte er nicht glauben, dass es dort keine Kirche gab. Also ließ er eine errichten, ging dort selbst seinem Beruf nach und läutete beim Sieg seines Landsmanns Joop Zoetemelk 1976 die Glocken. Fortan tat er das bei jedem niederländischen Sieg, acht sind es bis heute. Kristian von der Radbande sendet mir ein motivierendes Video,schaut selbst!
Der nächste Tag stand im Zeichen der Dauphiné. Ein 7 Tage Radrennen, eine gute Vorbereitung für die Tour de France. Fast alle Tour Favoriten waren am Start. Jumbo Visma mit Jonas Vingegaard, Bora Hansgrohe mit Jai Hindley, UAE mit Adam Yates und Bahrain Victorious mit Jack Haig.Und viele weitere Top Team der UCI Rangliste. Start in Port de Savoie führte das Rennen über den Col de la Madeleine, Col du Mollard, an unserem Dorf Saint Sorrin d’Arves vorbei. Dort sollte das Finale eingeläutet werden. Es folgte der 5 km harte Anstieg hoch zum Gipfel, hoch zum Col de la Croix de Fer. Ein Episches Finale.🏁
Ziel 🏁 auf 2067 🏔️ Meter
Nach dem Frühstück schnappte ich mir mein Merida Reacto und stürmte mal kurzer Hand hoch zum Gipfel Croix de Fer. Oben war schon der Teufel los. Die Flame Rouge, der letzte Kilometer, Abspeergitter säumten meinen Weg. Ich ging in den Wiegetritt, meine Hände am Unterlenker wie Pantani zu seiner Besten Zeit raste ich über die Ziellinie. Ich hab schon Mal vorgelegt. Ich gönnte mir einen guten Espresso in der Gipfel Bar, Doping für die Seele.
Col de la Croix de Fer 🏁
Kehre 3 und 2 sind nach Marco Pantani benannt. Er hält den Streckenrekord mit einer Fabelzeit von 37:35 Minuten. Eine Zeit unter der Hochzeit des EPO Dopings! Ich nehm mir noch Mal einen Schluck aus meiner Trinkflasche mit reinsten Gebirgswasser, geh in den Wiegetritt, stelle mir in Gedanken das Finale der Tour de France vor. Hinter mir das Begleitmotorrad mit Kameramann, über mir der kreisende Hubschrauber und vor mir ein Spalier aus tausenden Tifosis. Bernard Hinault, Greg LeMond, Jan Ulrich, Eddy Merckx, Guerini ( nach ihm ist die letzte Kehre 1 benannt) sind an meiner Seite. Hoffentlich werde ich nicht von einem Amateur Fotografen zu Boden gerissen, wie damals 1999 bei Giuseppe Guerini ’s Sieg kurz vor dem Ziel von Alpe d’Huez, denk ich mir. Nein es läuft, vereint im Kampf gegen seine inneren Dämonen, vereint im Kampf gegen seinen inneren Schweinehund, begleitet vom tosenden Jubel der Menschenmassen. Hand in Hand erreichen wir das Ziel.🏁Schön war’s
Bleibt gesund,bleibt mir treu
Der Coach (Basti)
Besenwagen
Ein Kurzurlaub in die französischen Alpen, in ein Hochgebirge von unglaublicher Schönheit. In eine Welt in der Radsportgeschichte geschrieben worden ist, aber auch in einer Welt von satten grünen Wiesen, schneebedeckte Berge, Alpenglöckchen, blau blühender Enzian und weiße Teppiche von Dichter Narzissen. An den Berghängen süße verspielte Murmeltiere, kreisende Steinadler 🦅 hoch über unseren Köpfen. Es pustet den Kopf frei, frei vom Stress unserer Zivilisation.