Aladdins
Stundenlang vorm Spiegel, schick gemacht, die beste Jeans, das weisse Stehkragenhemd von der Mutter noch faltenfrei gebügelt, Cool Water aufgelegt, Gel in den Haaren, die Lederjacke übergestreift, so zog ich allein am Silvesterabend mit meinen Jugendlichen 15 Jahren in die Diskothek. Ins Aladdins. Wollte cool sein, wollte mit den Großen feiern. Am Parkplatz angekommen mit meinem Bianchi sah ich die ersten Halbstarken Jungs mit ihren schnellen Autos (Manta, Manta) und hübschen Mädels, eine gewisse Unsicherheit überkam mich, hatte Flugzeuge im Bauch. Aber Silvester musste ich doch auf der angesagtesten Party dabei sein. Tanzen, die neusten Beats, die besten Diskjockey, Nebelschwaden, süsschlicher Duft, das Jahr verabschieden den Countdown runterzählen, in Jubel ausbrechen, sich zuprosten, das hübscheste Mädchen küssen. So meine Vorstellung. Ich kam nicht rein, der Türsteher versperrte den Weg. Ich war enttäuscht.
Nun, Jahrzehnte später laufe ich mit Miri und Chablis unseren Hütehundmix aus den Karpaten am letzten Tag des Jahres 2023 im tiefen schwäbischen Wald, oben auf der Alb entlang, dort wo sich Fuchs und Hase guten Nacht sagen. Wir sind geflüchtet: vor Partys, vor Böller und Raketen. Ein kleines Hotel im Dorf Stubersheim ist unsere Unterkunft, im Bahnhöfle, für diese Silvesternacht. Ja, so ändern sich die Zeiten. Die Zufriedenheit des Hundes ist größer als der Drang sich auszuleben, zu tanzen, zu feiern, Mädchen zu küssen 😘
Ich weiß nicht welche Silvester Party die schönste war in meinem Leben. Aber an eine kann ich mich noch besonders gut erinnern. Es war das Millenium, ein Zeitenwechsel, ein Jahrtausendsprung. Wir wollten etwas besonderes erleben, viele sprachen auch von einem Weltuntergang. Wenn schon untergehen, dann wenigstens im Rausch einer grossen Sause. Die Insel Sylt war unsere Destination. Die Buwe versammelten sich. Effe, Iga, die Beifahrer, Fränk am Steuer seines Volvo V70, so fuhren wir auf die Insel 🏝️ Auf die Insel der Schönen und Reichen. Angekommen, bezogen wir unser Appartement, nach einem gemeinsamen Essen, Effe gab den Tim Mälzer und wir folgten seinen Anweisungen. Danach zogen wir um die Häuser, luden uns ein, machten auf Gross. Die Tanzfläche war meine, ich schleuderte gekonnt die Mädels in die Lüfte. (Danni kannst du dich noch erinnern?) Getanzt bis in den Morgengrauen, der Alkohol hielt mich wach, die Nacht wurde zum Tag. In der Sansibar ein Espresso, den Blick in die Dünen, das Meer ein Rauschen, wir Leben, willkommen Millenium.🎇
Ein Grübinger“ Saukalt“ auf der Terrasse, im ZDF läuft „Willkommen 2024“ vorm Brandenburger Tor. Ich öffne die Veranda Tür. Kalter Wind bläst herein. Chablis chillt auf der Couch, in weiter Ferne eine Böller Explosion. Nur ruhig Brauner. Australien, Japan begrüßen das neue Jahr, wir müssen warten. Noch Stunden auf der Couch vorm Fernseher. Orchestral Manoeuvres in the Dark läuft,“it is a long long way…“Was bedeutet das neue Jahr? Es soll besser werden, Hoffnung, Wünsche, Träume. Ein Abend für eine bessere Welt. Ich hol mir noch ein Saukalt…
Was wird mich 2024 erwarten? Mich sportlich zurück kämpfen. Wird mein Armbruch verheilen, werde ich wieder die Hügel mit den #stomberbuben hochfliegen? Werde ich Neue Freundschaften knüpfen und Alte pflegen? La Corima und der Drei Länder Giro steht im Roadbook, unser Radfreunde aus Valréas sind zu Gast. Wir feiern 30 Jahre Jumelage Sachsenheim/Valréas. Es wird mir ein Fest.
Ich hab gelernt, es muss keine grosse Sause sein, man muß nicht auf der angesagtesten Party der Stadt sein, man kann das Neujahr verschlafen, es ist nicht schlimm, es liegt an einem selbst, seinen Abend zu gestalten. Auch wenn man vom Türsteher abgewiesen, auch wenn man mit Hund den Abend auf der Couch verbringt. 2024 wird gut, weniger Medien konsumieren, mehr wahre Freunde treffen. Das ist mein Vorsatz. Meine Augen fallen, der Countdown läuft, der Moderator schreit ins Mikro: Berlin seid ihr ready! Miri und Chablis sind eingeschlafen…
Bleib gesund, bleibt mir treu.
Der Coach (Basti)
Das neue Jahr 2024
Die Alb im Nebel gehüllt, das Merida Reacto vom Auto Dach geholt, ich roll aus dem Dorf, aus Stubersheim, hab die Straße für mich, die Menschen schlafen. Die Beine lockern, den Puls in die Höhe treiben, das neue Jahr begrüßen. Ich erreiche das Wental, das Felsenmeer, eine verwunschene Landschaft, eine Märchenland. Elfen, Hobbit tauchen am Wegesrande auf, begleiten mich auf meiner Neujahrstour. Ist das nicht schön.
christa holler
das ist kein entwicklungsroman, sondern eine entwicklungsgeschichte, c’est la vie: es geht immer darum im leben, fuer sich den richtigen weg zu finden, und wer ihn gefunden hat, fernab vom angesagtesten mainstream, kann sich gluecklich schaetzen, lebt sein ureigenes leben und folgt seinen interessen. du bist dabei…glueck auf! 2024! mama
Dari
👍👍👍