oder

ein Tag mit den

#strombergbuben

Es war ein sonniger Tag im Frühling. Ich radelte mit meinem Merida Reacto in die aufgehenden Morgensonne über den Hügeln des Strombergs dahin. An meiner Seite, Marc von der [Radbande im Stromberg]. Wir plauderten viel. Über den Job, über Familie, natürlich über Corona und über neue Radsport Ziele. Er berichtete mir von einer 24 Stunden Tour immer an seinem Haus vorbei, alleine ohne Helfer in die Dunkelheit hinein, nur mit sich und dem Rennrad auf einem nie endenden Rundkurs, maximal für den Toilettengang kurz bei Mama und Papa angehalten. Ich schüttelte mit den Kopf, er fand’s geil.

Warum muss man so lange Radfahren, wo liegt der Sinn, wo liegt der Reiz. Bei mir ist ab km 100 Schluss, es reicht. Ich bin platt, bin am Ende. Miri wartet mit einem leckeren Essen und bei einem vitalisierenden Espresso werden meine müden Beine wieder locker. Warum länger? Es gibt den Ötztahler Radmarathon, mit vier Alpenpässen die zu überqueren sind, alle vier Jahre gibt es Paris – Brest – Paris mit 1200 km , Race Across The Alps, in dem Mann/Frau sich durch die drei Länder Italien, Schweiz und Österreich quält, es gibt Swiss Cycling Alpenbrevet, das härteste Eintrages Rennen der Alpen mit über 7000 Höhenmeter. Alles verrückt, eine Tortur, einfach nur der Wahnsinn.

Lass uns doch mal sowas verrücktes planen, ist eh Corona, finden eh keine Rennen statt, meinte Marc. So, wurden Routen auf Strava, auf komoot geplant, verworfen und heftig diskutiert. Felix hat die schönste Tour in peto. Start und Ziel sollte sein Heimatdorf Hohenhaslach sein. Von dort in Richtung Hochdorf zur Solitude die alte Stuttgarter Rennstrecke und zum Sommerschloss der Herzöge von Württemberg. Mit Tempo ins Würmtal über Pforzheim am Kloster Maulbronn vorbei nach Heidelberg. Den Gipfel des Königsstuhl erstürmen, an Sinsheim über die 1000 Hügel des Kraichgau zurück nach Hohenhaslach. Das pitoreske Weindorf im Kirbachtal. So sein Plan.

Um es noch mehr zu einem Wettbewerb werden zu lassen haben wir 10 Segmente auf der Strecke eingebaut, die jeder Rennfahrer mit Tempo durchfahren kann. Die Zeit wird gestoppt. Der schnellste bekommt 100 Punkte. Aber gemeinsam starten und gemeinsam ankommen, das war die Devise.

Das Rennwochenende stand bevor. Die Wetter Aussicht versprach 90 % Regenwahrscheinlichkeit. Super. 😜 Es gab keine andere Wahl als zu verschieben. Das Wetter macht den Termin, sagte Marc! Der nächste Sonntag versprach einen traumhaften Sommertag.

Was für Schmierereien auf der Straße 😂🤣😜

Es mussten natürlich noch einige Vorbereitungen getroffen werden. Einfach so losradeln, daß war unprofessionell. Ich kaufte Farbe beim Obi und wir pinselten Fett und Breit den Start auf die Straße von Hohenhaslach. Einen Bierkasten hatte ich auch mitgebracht und die Mama vom Felix versprach leckeren Kartoffelsalat und eine Rote vom Grill für die wohl hungrigen Rennrad Fahrer am Abend. Die After Road Party sah schon mal vielversprechend aus.

Das Land der 1000 Hügel

Zwei offizielle Stopps hatten wir auch eingeplant. Jeweils nach 100 km. Der erste sollte in im Klostercafé von Maulbronn sein. Gesponsert vom Tourismus Kraichgau Stromberg. An dieser Stelle sag ich schon mal Danke. Der zweite Stopp war in Sinsheim geplant. Meine Miri hatte sich bereit erklärt mit Getränken und Proviant auf uns am Aerport Museum zu warten. Wasserträger 😍

Selfie ist das neue Foto📸

Es war angerichtet: 10 Teilnehmer fanden sich um 7:00 Uhr ⌚ in der Früh in Hohenhaslach ein. Alle waren pünktlich, alle waren gespannt und ein bisschen aufgeregt auf die ungewöhnliche Tour im Land der 1000 Hügel zwischen Stuttgart und Heidelberg.

Der erste Radmarathon der [Radbande im Stromberg]. Hier und Heute muss ich die Starter mit ihren schicken Sonnenbrillen und stylischen Radtrikots erwähnen: Thomas Fischer, Jannik Henning, Felix Kenk, Marc Högler, Kristian Krüger, Michael Langjahr, Benni Hofmann, Stefan Bregler, Sebastian Holler und Charlie Albrecht der mit einer Ellbogen Verletzung an den Start der 250 km langen Schleife ging. Auf der Hälfte der Distanz wollte er dann aussteigen und die Tour verlassen.

Die Reifen auf 8 Bar, zwei Trinkflaschen in der Halterung, der erste wichtige  Proviant für die nächsten drei Stunden in den Rückentaschen. So rollte das Pelton aus Hohenhaslach, angeführt von Felix Kenk in die aufgehende Morgensonne.

Der aufgehenden Sonne entgegen

Das erste Segment, der erste Anstieg nach Hochdorf am Keltengrab vorbei rollte das Pelton noch gemütlich im gleichschritt. Felix, Benni und Thomas sorgten an der Spitze für ein gleichmäßiges Tempo, immer im Blick die 250 km lange Tour. Seine Kräfte einteilen, seine Körner nicht gleich am ersten Anstieg vergeuden. So fuhren wir in zweier Reihen die Solitude hoch, gaben uns Windschatten, gaben uns Motivation. Oben am Schloss ist dieses schöne Bild entstanden.

Schloss Solitude 🏰

Kurz durchschnaufen, kleiner Snack, weiter ging’s, es wurde warm. Windjacken wurden ausgezogen, Ärmlinge eingepackt. Das Würmtal wurde erreicht. Jetzt machte Kristian Tempo an der Spitze. Wie an einer Perlenschnur gereiht fuhren wir, jeder tief im Windschatten des anderen, die geschwungenen Straßen der Würm entlang. Herrlich.

Radbande Kreisel

Ich traute meinen Augen nicht. 50 km/h stand auf dem Radcomputer.🚀Wir erreichten Pforzheim in Windeseile. Pforzheim die Goldstadt, wenig Verkehr an diesem Sonntag im September. Gottseidank. Von weitem sah ich schon die Weinberge vom Maulbronner Eilfingerberg. Unser erster Stopp nach 100 km war nicht mehr weit. Das Klostercafé in Maulbronn. Der Besitzer wusste Bescheid und hatte den Auftrag uns gut zu versorgen. Mit Kuchen, Butterbrezzeln, Espresso und Wasser für die Trinkflaschen machte Herr Arik einen guten Job. Danke.

Klostercafé Maulbronn

Es reichte, es war genug, es war eine schöne Tour. Die Beine lockern, die letzten Kilometer nur noch zum Spaß. Daheim wartet Miri zum Mittagstisch. Nein, jetzt fing es erst richtig an, wie bei einem Marathon ab Kilometer 20. Die Trinkflaschen aufgefüllt ging die Radbande wieder gestärkt auf die Tour. Charlie war weiterhin dabei!

Charlie war dabei 💪

Ich fühlte mich gut,erstaunlich gut. Wann kommt der Einbruch, wann kommen die Krämpfe? Wir durchfuhren Bruchsal, erreichten Leimen, die Geburtsstadt von Boris Becker und erreichten Heidelberg. Meine Trinkflaschen waren leer.

Heidelberg

Auf der Suche nach Wasser machten wir an einem Kiosk sowie an dem Stadtfriedhof von Heidelberg halt. Es war bitter notwendig, es stand der harte Aufstieg zum Königsstuhl an, eine giftige, steile Rampe im Mittel 12%.

Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren 💘

Normalerweise mach ich mir über solche Anstiege keine Gedanken, aber nach 200 km in den Beinen und noch 50 km zum Ziel hatte ich schon weiche Knie. Die Jungs zogen an mir vorbei, nicht mitgehen, sein eigenes Tempo am Berg finden. Langsam, wirklich langsam eierte ich die Serpentinen hoch zum Königsstuhl. Ich war gespannt, wer gewinnt das Segment, wer holt den KOM (King of the Mountain)

Der Königsstuhl

Ein Anruf von Miri: wo bleibt ihr denn? Warte schon ne Weile auf Euch, alles gut? Ja, sind in ner halben Stunde bei dir, stotterte ich ausser Atem ins Handy. Jetzt mal mit Tempo nach Sinsheim, unser 2. Stopp an diesem Tag, oder unser Besenwagen um entkräftet einzusteigen?

[Radbande im Stromberg]

Die Freude war gross, die Freude war echt. Miri machte den Kofferraum auf. Kalte Cola, frisch aufgeschnittene Melone, Schokolade und Wasser für die leeren Trinkflaschen. Aber entkräftet, einsteigen in den Besenwagen? Nein, locker waren wir, als würde die Tour erst ihren Anfang nehmen.

Miri, unser Besenwagen

Die letzten 50 Kilometer standen im Roadbook. Nichts war mehr unbekannt, der Stromberg, unsere Heimat. Terroir der #strombergbuben. Eine schöne Geste vom Präsident Charlie: er nahm am Berg das Tempo raus um mich auf den letzten Metern zu unterstützen und Qualitätswindschatten zu geben. Gemeinsam starten, gemeinsam ankommen ist bei der [Radbande im Stromberg] keine Floskel, sondern eine Selbstverständlichkeit💪

Sonnenuntergang

Mit der untergehenden Sonne hinter dem Land der 1000 Hügel rollen wir über die Weinberge des Hohenhaslacher Kirchberg mit einem Lächeln im Gesicht auf unsere Zielgerade ein. So schwer war’s doch nicht.

Bleibt gesund, bleibt mir treu, euer Coach🏁

Zugabe

Ein schöner Abschluss im Garten, bei Kartoffelsalat, ne Rote vom Grill und kaltes Oktoberfest Bier🍻

Ankunft der #strombergbuben

King of the Mountain am Königsstuhl wurde Jannik Hennig🏔️🤴🏁