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Straßburg

Straßburg

Es ist kalt, nasskalt im November. Mit meinem Merida Reacto bin ich mutterseelenallein auf der Passerelle des deux rives unterwegs. Unter mir der deutsch französische Grenzfluss Rhein, vor mir im Abendrot die Vogesen und schon in Sichtweite der Straßburger Münster. Ich gehe in den Wiegetritt. Ich erinnere mich. Schon einmal, vor dreißig Jahren, fuhr ich mit meinem Bianchi aus Stahl nach Straßburg. Unter dem Titel „Radeln für Europa“ mit meiner Schulklasse aus Aschaffenburg. Damals existierte diese Brücke nicht. Europa wächst zusammen.

Als Symbol für das zusammenwachsende Europa überspannt sie den Grenzfluss Rhein. Am 4. April 2009 trafen sich anlässlich des 60-jährigen Bestehens der NATO die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten auf der Rheinbrücke zum symbolischen Handschlag.

Ah, linker Hand sehe ich meine Jugendherberge von damals, Auberge de Jeunesse Strasbourg 2 Rives. Welch eine schöne Erinnerung. 20 junge Männer auf den Drahtesseln nach Strassburg. Waren wir glücklich nach 150 km auf zwei Etappen unsere Jugendherberge erreicht zu haben. Das Bier lief in strömen. Zaghafte anbahnungsversuche mit den hübschen Mädels aus Lyon ohne Sprachkenntnisse nur mit Händen und Füssen wurde von Erfolg gekrönt. War ich stolz und glücklich. Und damit reifte die Überzeugung: wir müssen den Mut haben Grenzen zu überwinden!

Europa wird sein früheres Ansehen nur wiedererlangen, wenn es wieder zu einem Maßstab für Gewissen, Lebenseinstellung und Recht wird.

Louise Weiss

Drei Tage von Straßburg, drei Tage im Herzen Europas, drei Tage mit Mama Christa, Hubert, gebürtig aus dem Jura, mit Kräuterfee Miri und natürlich darf unser Hütehundmix Chablis aus den Karpaten nicht fehlen. Drei Tage voller spannender Einblicke in die Region Elsass Lothringen. Im Schatten vom Straßburger Münster überquere ich die kleinen Kanäle der Ill passieren das Quartier Petit France und biege scharf in die Rue de Glacières ein, unser Hotel Les Hara für drei Nächte. Ich werde erwartet. Küsschen links, Küsschen rechts.

Küsschen links, Küsschen rechts 😘
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Europa wächst zusammen

Das Hotel fein, von Ludwig XV. als Nationalgestüt erbaut und 1922 unter Denkmalschutz gestellt. Die königlichen Stallungen standen jahrelang leer und drohten zu verfallen, bis der Chirurg Jacques Marescaux die Initiative ergriff und sie sanierte. Ich spring in den hauseigenen Pool, mach mich frisch. Bereit für die gute elsässische Küche. Das Finkstuebel erwartet uns. Urig, gemütlich und köstlich. Wir treten ein in die warme Stube, ein kleiner Tisch in der Nische, bunte Tischdecke, eingedeckt mit Messer, Gabel, rote Servietten, Römer Weingläser aus den 70er, eine Zeitreise. Hubert im Jura geboren, kennt sich aus. La choucroute garnie ruft er heraus ou Tourte briochée au foie gras de canard, est délicieuse. Bibeleskaes et ses herbes, bon plat végétarien, ihr seid heute meine Gäste, in meiner Heimat. Ich schau schon Mal in die Weinkarte hinein. Ein Wein aus dem Cave Historique des Hospices de Strasbourg, ein Kaefferkopf Alsace Grand Cru vom Weingut Kuehn könnte ich mir gut vorstellen, sage ich in die Runde. Wir sind in einer Winstub, nicht in einem Gourmet Tempel, schüttelt Mama Christa den Kopf. Hier gibt es einfache, ehrliche Weine. Recht hat sie. So viel die Wahl auf einen Riesling aus „Alten Reben“vom Weingut Ruhlmann-Dirringer. Sehr zu empfehlen 😋

La passion des vins et l’amour des vignes

Domaine Ruhlmann-Dirringer, Dambach la Ville

Der nächste Morgen. Der Nebel wabert die Ill entlang. Ein Fluss, entsprungen im Jura, auf den Weg in den Rhein. Mit der Leine in der Hand trotte ich im Morgengrauen durch die Altstadt. Gerüche der vergangenen Nacht, Chablis erobert Straßburg, erobert sein Revier. Quartier Petit France gehört jetzt ihm! Die Ausflugsboote vertäut, schunkeln im Wind. Überqueren den Kanal, Müde Kirchgänger queren unseren Weg. Die Cathédrale Notre Dame taucht in der Morgendämmerung auf. Imposant. Aus Vogesensandstein. Bis in die Neuzeit das größte Bauwerk der Erde.

Der Nebel wabert die Ill entlang 🦢

prodige du gigantesque et du délicat »

Victor Hugo

Auf dem Rückweg treffen wir auf die Bronze Statue von Albert Schweitzer, Friedensnobelpreisträger, der verträumt, mit übereinander geschlagenen Beinen auf einer Bank weilt. Ein Satz in 13 Sprachen steht dort geschrieben: „Ehrfurcht vor dem Leben“

Albert Schweitzer

Zurück im Hotel, ein Grand Café, ein Croissant mit ordentlich Butter. Das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen. Später eine Sightseeing Tour auf der Ill ,schlage ich vor. „Oh ja“, sagt Mama Christa, „Straßburg per Boot erobern, das macht Laune, das wird lustig“ und wirft ihren Krückstock in die Ecke.

Das Gefühl ist unbeschreiblich. Du gehst an Bord eines sanft schaukelnden Ausflugsschiffes und schon öffnet sich dein Herz. Du sitzt einfach gemütlich da, atmest tief durch und lässt dich ab jetzt über’s Wasser schippern. Du guckst links und rechts, trinkst deinen Kaffee, und die historischen Altstadtfassaden, Kirchtürme, Brücken und Boote ziehen langsam und freundlich wie alte Bekannte an dir vorüber. Straßburg geht dir direkt unter die Haut.

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Claude-Joseph Rouget de Lisle komponierte 1892 in Straßburg die „Marseillaise“

Ihre Besichtigung beginnt an der nur 150 m vom Straßbürger Münster entfernt gelegenen Anlegestelle zwischen Rohan-Palast und Alter Fleischerei, in der heute das Historische Stadtmuseum untergebracht ist. Kaum dass die Leinen los sind, erkunden Sie bereits das Alte Zollhaus und das vor den Toren der Petite France gelegene Stadtviertel Finkwiller. Die erste Schleuse führt Sie in das Herz dieses Fachwerkviertels, das noch jeden restlos verzauberte. Ein Stück weiter warten die Gedeckten Brücken und der Vauban-Damm auf Sie, allesamt Überreste der unter Ludwig XIV. errichteten Befestigungsanlagen der Stadt. Bevor Sie die zweite Schleuse überqueren, führt Sie Ihr Weg entlang der Mauern der Commanderie Saint-Jean, deren renovierte Gemäuer seit 1991 die Ecole Nationale d’Administration (ENA, Nationale Hochschule für Verwaltung) beherbergen.

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Der Nachmittag, ein Spaziergang im angrenzenden Park, die Blätter fallen leicht im Wind. Der Himmel grau über Straßburg. Novemberfeeling. Ein Bad im Hamam verspricht die müden kalten Glieder aufzuwärmen.Ein Besuch im Spa zeigt seine wohltuende Wirkung🧖🏻

Am Abend ein Besuch wieder in einer Winstub.Diesmal sind wir im Tire Bouchon zu Gast. Im Schatten von der Kathedrale Notre Dame gelegen. Sieben Schläge erklingen. Die Messe ist zu Ende, der Organist spielt die letzten Akkorde.Wir treten ein. Der Weihrauch in der Luft, diffuses Kerzenlicht erfüllt den Raum. Gottesfürchtig.

Notre Dame

Der nächste Tag stand im Zeichen der Elsässer Weinstraße. Mein Merida Reacto auf 8 bar aufgepumpt, Proviant in der Rückentasche,Wasser in den Trinkflaschen. Je suis prêt. Strassburg wird zu Fahrradstadt, breite Fahrrad Straßen, mit schneller Ampel Führung geht mein Weg am Canal de la Bruche entlang. Ich passiere Obernai steuere auf Barr zu. In Heiligenstein lege ich einen Sprint ein wie damals 2019 bei der 5. Etappe der Tour de France. In Barr lege ich einen Stopp ein und lasse mir die guten Weine von Domaine Klipfel schmecken. Besonders der Crémant Rosé weckt meine müden Geister (Beine). Ein Clos Zisser aus dem Kirchenstück von Barr ist Doping für die Sinne. Weiter geht’s immer weiter. Mein nächster Ort Dambach la Ville, die Riesling Hochburg. Für eine Kostprobe bleibt keine Zeit. Ich trete in die Pedale, schnell, die Hügel hoch und runter, erstürmen ich die Haut-Königsbourg und hole mir die ersten Bergpunkte. Nach einem Schluck aus der Trinkflasche und einem Powergel, rase ich die Serpentinen der Vogesen wieder runter, passiere Ribeauville und Riquewihr. Nehme noch Kaysersberg in Angriff, dem Geburtsort von Albert Schweitzer und nach wenigen Kilometern habe ich Ammerschwihr erreicht. Mein Ziel an diesem Tag. Dort, im Weingut Kuehn erwartet mich Mama Christa, Hubert aus dem Jura, Miri die Kräuterfee und Chablis der Hütehundmix aus den Karpaten. Wir steigen tief in die Gewölbekeller, die schon im zweiten Weltkrieg Schutz boten. So geht ein ungewöhnlicher Rennradtag im Elsass am Feiertag 11. November feucht fröhlich zu Ende. (Waffenstillstand in Compiègne zwischen dem siegreichen Frankreich und dem Deutschen Reich auf einer Waldlichtung bei Rethondes.1.Weltkrieg )

Kuehn, Ammerschwihr 🍷

Das Elsass ist so nah und uns doch so fern. Straßburg besitzt eine spannende 2000 jährige Geschichte. Sie ist zu Recht Europa’s Hauptstadt. Davon konnten wir uns überzeugen. In der Brasserie „Les Haras“ lassen wir die Tage, die Intensiven Stunden Revue passieren. Noch einmal bekommen wir die deutsch französische Freundschaft zu spüren. Speisekarten in Deutsch oder Französisch werden ausgelegt. Die Speisekarte strotzt vor internationalen Kreationen, aber auch von einer feine „Haut Cuisine“ Handschrift. Die Weinkarte geprägt vom Stolz der Elsässischen Grand Cru Weine. Und ja, zu Recht.Santé 🥂

Geprägt vom Stolz der Elsässischen Weine🍷

Bleibt gesund, bleibt mir treu.

Der Coach (Basti)

Deuxième Cru

Pipapils

Pipapils

Liebe Biggi, lieber Mischa, ein freudiger Tag, ein Abend im Sand mit Euch allen die Rente zu feiern, vielen Dank Mischa für die Einladung. Danke das wir dabei sein dürfen. Und hier kommt dein Wunsch, lieber Pipapils.

Dein Wunsch

Ich, beim Getränkemarkt Kiesel an der Kasse. Mit einem voll gepackten Einkaufswagen fährt Mischa heran. „Ich soll ne Rede halten? Wirklich, du wünschst Dir eine Rede zu deinem Fest! Ja, halt was über den Wein…Nur über den Wein oder allgemein, auch was über Dich ? Ja, ein Schwank kann auch dabei sein. OK, ich mach mir Gedanken.“

der Vater weiß alles…

Ich schwenke einen Lemberger Weissherbst Spätlese von Konvent aus Dürrenzimmern im Glas, Mischa’s Festwein. Weissherbst, der Rosé Württemberg’s. 1963 wurde er zum ersten Mal in die Flasche gefüllt, das Geburtsjahr vom Mischa. Das Interessiert doch niemanden!, sagt Miri. Aber Mischa kenne ich erst seid einigen Monaten, was soll ich sagen? Wen kann ich noch schnell befragen: den Vater, Mutter, Biggi, der Schulfreund, wer weiss mehr als ich? Einiges hat mir Pipapils, sein Spitznamen aus Jugend Tagen, an Abenden mit Rotwein am Kaminfeuer persönlich aus seinem Leben erzählt. Am Ende schön betrunken und Miri meinte nur am nächsten Morgen, am nächsten Tag : „hast schon alles wieder vergessen, ist ja super,du bist ein held“….. Ich glaube er hatte die ein oder andere Lebenskrise, ich glaube, er dachte er wird nicht alt, er stirbt jung. Darum geniesst er jeden Tag, das spürt man, cooler Typ, meint Miri. Er ist auch so begeisterungsfähig, er packt mit an. In der Steillage konnte ich ihn gar nicht mehr bremsen. Mit Feuer und Flamme ist er bei unserem Freundschaftsprojekt MISSION.GRAND.CRU dabei. Neulich habe ich ihm den Gin „Illusionist“ empfohlen, der seine Farbe verändert von Lila zu zart Rosa…das glaubst du nicht, wie ein kleines Kind auf Entdeckungsreise, beim mixen ist er schier ausgeflippt „von Lila zu zart Rosa“ OK. Er ist aus unserer Generation, liberal aufgewachsen, ein Demokrat, ein Anthroprosoph, ein Gutmensch! Nein, einer der die Freiheit genießt, liebt, “ leben und leben lassen,“ ein „easy Rider“, für ihn gibt es keine Grenzen.

Easy Rider 🏍️

Nach Italien, den Motorrad Helm runter, die Motorrad Jacke ausgezogen, das Hemd aufgeknöpft, die Nase in den Wind. Das ist sein Leben. Französisch kann er auch!, sagt Miri! Was kann er nicht? Die Kindheit hat er in Belgien verbracht und dann ins Schwabenländle, echt hart…meinte Miri suffisant. Gut das wir ihn kennengelernt haben. Ja, wir sind einer der späten Freunde in seinem Leben. Aber für neue Freunde ist man nie zu alt, Ja, hast Recht, aber es wird schwierig im Leben. Was wird schwierig?, bohrt Miri nach. Sich einlassen, unvoreingenommen, auf Menschen zu gehen, das wird schwierig, erwidere ich. Der Mischa kann das, ja er hat sich im Herzen ein Stück Kindheit bewahrt. Ja, Miri, das ist ein schöner Satz. ein schöner Schlusssatz.

Man sieht nur mit dem Herzen 💓 gut..

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist unsichtbar für die Augen.

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44)

So will ich auch Mal in Rente gehen….

Bleibt gesund, bleibt mir treu.

Der Coach (Basti)

Verlängerung

Girodays

Girodays 🇦🇹🇨🇭🇮🇹

Ich lass mich in den Liegestuhl fallen wie ein nasser Sack. In der linken Hand ein Zwetschgen Datschi und der rechten ein Becher Tirola Kola, ich nehm ein Schluck, spüle die Energie in meinen Körper. Genieße die Sonnenstrahlen auf meiner ausgezehrten Haut. Eine innere Ruhe erfüllt meinen Körper. Ein Glücksgefühl stellt sich ein. Beobachte Menschen, spielende Kinder, verschwitzte Radfahrer die sich umarmen, abklatschen, sich mit einem frisch gezapften Gösser Bier zu prosten. Der Stadion sprecher kündigt die nächsten Finisher lautstark an. Tobender Applaus halt herüber über die grüne Liege Wiese. Ich schließe die Augen, genieße den Augenblick, genieße den Triumph.

Genieße die Sonnenstrahlen, genieße den Triumph 🏁

Mit einem Anruf von Jannik von den #strombergbuben hat alles angefangen: „Bist du dabei, oder bist du dabei, beim Drei Länder Giro Ende Juni, geht über den Stelvio und Ofenpass 160 Kilometer mit 3000 Höhenmeter? Ah, das Stilfser Joch, das ist doch der berühmte Anstieg mit den 48 Kehren auf über 2700 Meter NN? Ja richtig, in Österreich im Skiort Nauders ist der Start geht nach Italien und führt in den Vinschgau, Schweiz, cooles Rennen“, erläutert Jannik. Oh la la la, soviele Höhenmeter bin ich noch nie gefahren, aber einmal auf dem Dach Europas stehen reizt mich schon. OK, bin dabei! „Heute Nacht werden die Startplätze freigeschaltet, melde dich schnell an, das Rennen ist auf 3000 Teilnehmer begrenzt und oft schnell ausgebucht,“ruft mir Jannik noch schnell zu. In der Nacht, hab ich mich noch schnell angemeldet, am Morgen waren die Startplätze schon vergeben… Über dieses Rennen möchte ich euch erzählen, seid gespannt.

Stelvio🏔️

Der Morgen des 30. Juni ist gekommen, der Start des Drei Länder Giro in Nauders am Reschenpass um 6:30⏰ nur noch wenige Minuten. Regen am Morgen, Schnee an Stilfser Joch? Ich renn noch schnell in unsere Ferienwohnung „Haus Mondschein“….. schnapp mir Überschuhe, Handschuhe und Regenjacke, kalt verfroren stehen wir beide im letzten Startblock. 3000 Rennfahrer vor uns. Wie zwei begossene Pudel, stehen wir in der Menschenmenge, was machen wir hier eigentlich?

6:30⏰ Start Drei Länder Giro

Es gibt mehrere Startblöcke. Wir waren im Startblock 4, im Letzten, so keine Chance auf eine gute Platzierung. Unser Motto: dabei sein ist alles und ab und zu kleine Nadelstiche setzen! Oder anders formuliert: Ab und zu in die Fresse! Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis wir uns langsam in Bewegung setzten. Ich höre den Stadionsprecher, ich höre laute Musik, ich höre die Anfeuerung Rufe und den Applaus der vielen Menschen am Straßen Rand. Das Race kann beginnen.

Das Race kann beginnen 🚴🚀

Es ist ein junges Team. Sie machen es gut. Sie lieben die Natur, sie lieben die Berge, sie lieben den Radsport. Nachhaltigkeit, Fair Play, die Girodays sind ein Green Event. Jeder der Fahrrad fährt möchte seinen CO 2 Abdruck verringern. Es ist eine RTF, es ist kein Rennen. Die Straßen werden nicht gesperrt, es wird nach der Straßenverkehrsordnung gefahren. Österreich, Italien und die Schweiz, drei Länder, drei Polizeibehörden, drei Grenzübergänge, eine verdammt schwierige Herkules Aufgabe. Mein Respekt.

Die erste Stunde war klar zu langsam, aber vor uns viele unsichere Rennradfahrer, hier im Pulk, im Peleton zu überholen wäre ein Risiko für die ganze Gruppe, für den Drei Länder Giro. Wir passieren einige Tunnel, vor uns stürzt eine Rennradfahrerin schwer, schnell ist Hilfe da, es wird gesichert und den Notarzt gerufen. Safety first. Wir passieren den Reschen See mit dem versunkenen Kirchturm von Altgraun, am Haidersee vorbei erreichen wir Glurns, Mals und schlussendlich Prad am Stilfser Joch. Dort ist der Einstieg in die berühmten 48 Kehren. 25 Kilometer und 1850 Höhenmeter sind zu überwinden.

Kirchturm von Altgraun

Jeder muß sein eigenes Tempo am Berg finden. Jannik ist mal schon auf und davon, nur sein Hinterrad bekomme ich zu sehen. Den Berg lesen, sich auf Steigungen, Kurven, Kehren einstellen, seinen Puls beobachten. Gut das ich mein Pulsmesser nicht dabei habe. 😉 In Trafoi gibt es eine Labestation. Im vorbeifahren wirft mir eine junge Volontärin ein Power Bar Riegel zu. Der Zucker strömt in meine Adern. Notwendig. Ich erreiche die ersten Kehren, es wird heruntergezählt 48, 47, 46, jetzt fahren wir im dichten Wald, unter uns der brausende Wildwasserfluss, vor uns die Franzenhöhe, ein Berg Hotel, auf 2188 Meter über NN erbaut. Jetzt ein Espresso Stopp, vielleicht ein leckeren Kuchen mit Schlag Oberst? Nein, bin im Rennmodus bin im Tunnel, im Wiegetritt hole ich mir eine Kehre nach der anderen. Die Sonne brennt in den Berg, lautstarke Anfeuerung Rufe mit coolen Beats aus Musikboxen einer jungen Gruppe des Orga Teams in Kurve 14 verleiht mir Flügel. Ich fliege.

Ich fliege 🚀

Souvenirs Shop, ein Spalier von Motorrad Fahrern, von Touristen begrüßt mich auf der Passhöhe. Welch ein Empfang. Weiter geht’s immer weiter. Windjacke zu, Handschuhe an, die gefährliche Abfahrt beginnt. Der Umbrail Pass, Grenzgebiet zwischen Italien und der Schweiz. Den Bremspunkt an Limit, mit quietschenden Carbon Felgen lege ich mich in jede Kurve, rase ich im Stile eines Tom Pidcock die Serpentinen runter. Schnell habe ich Santa Maria Val Müstair auf 1375 Meter ü. M. erreicht. Hier teilt sich die Strecke. Die große Runde geht hoch zum Ofenpass über das Engadin, die kleine Runde passiert die Schweizer Grenze und führt über das Vinschgau zurück. Vor Jahren gab es auf Schweizer Seite mehrere schwere Unfälle so das die Schweizer Behörden die Grenzen für diese Radrennen schlossen. Das aus für den Drei Länder Giro. Nach langen Verhandlungen mit dem Kanton Graubünden konnte man sich auf eine Deckelung der Radfahrer einigen und auf zwei Streckenführungen, so dass der legendäre Drei Länder Giro zum 31. Mal mittlerweile ausgetragen werden konnte. Aber nach wie vor schauen sich die Schweizer Polizeibehörden das Verhalten der Rennradfahrer mit Argusaugen an. Bloß nicht über eine Rote Ampel!

Jannik quält sich den Ofenpass hoch, ich nehme die schöne Strecke durch das Vinschgau, passiere die Grenze bei Taufers im Münstertal, nicke dem Grenzpolizisten nett zu, und erhole mich im Windschatten einer frisch zusammen gewürfelten Sechser Radgruppe. Kilometer 94 erreiche ich Burgeis in Südtirol, biege scharf in die Via Claudia Augusta ein, die Etsch ist jetzt mein ständiger Begleiter, ein wilder Fluss. „Jetzt nur noch hoch zum Rechensee,“ ruft mir ein Radfahrer motivierend zu, „dann haben wir es gepackt.“ Er sieht meinen gequälten Gesichtsausdruck, mein Tank ist leer, der Stecker gezogen. Aus der Rückentasche hole ich schnell ein Powergel raus. Ich schalte runter, gehe vom Gas, muss mich erholen. Eine taffe Frauengruppe überholt mich, ein letztes Aufbäumen, ich bleib dran, lutsch im Windschatten, genieße die Blicke in den türkis blauen Reschen See. Kitesurfer begleiten unser Runde. Das Finale wird eingeläutet. Die Österreichische Grenze, unser Ziel Nauders am Reschenpass nicht mehr weit. Grosses Kettenblatt.

Haidersee 🇮🇹

Bleibt gesund, bleibt mir treu.

Der Coach (Basti)

Recovery 🇨🇭🇮🇹🇦🇹🏁

Kleine Runde🚴😉
If You collapse,i will Pause your Garmin 🤣
Franzenhöhe 🏨
Für meine Buwe ❤️

Und was ist aus Jannik, dem Strombergbub geworden? Am Ofenpass musste er leiden, oben angekommen gönnte er sich eine kleine Pause, wartete auf starke Jungs. Mit einer großen Gruppe, teilweise bis zu 100 Rennradfahrer fuhr er durch das Engadin, nie langsamer als 40 km/h. Die Norbertshöhe auf 1405 Meter ü. M. seine letzte Herausforderung, sein Finale. Stark. Gratulation 💪🏆👏

Grosse Runde 🇮🇹🇨🇭🇦🇹🏁
Jannik der Strombergbub🚴💪🏁

Jumelage

Jumelage

„General Charles de Gaulle hat mein Leben 1962 nachhaltig verändert,“ flüstert mir Dieter zu. Wie? „Ja, der war doch 1962 zu Gast im Schloss Ludwigsburg und hielt seine „Rede an die Deutsche Jugend“, eine flammende Rede in Deutsch, ich war dabei, ich war beseelt von dem Gedanken Europa und der Deutsch Französischen Freundschaft. Erst 17 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und weniger Monate vor dem Elysee Vertrag,“ erläutert mir Dieter weiter. Wir sind im Garten der Alten Kelter Ochsenbach, feiern 30 Jahre Partnerschaft zwischen Valréas und Sachsenheim. Gebannt lauschen wir der Begrüßungsrede vom Bürgermeister Holger Albrich. Die Franzosen sind da. Es wird ein lauer Sommer Abend.

De Gaulle begann seine Rede, die die jugendlichen Zuhörer nachhaltig begeisterte, mit diesen Worten:

„Sie alle beglückwünsche ich! Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu sein. Man braucht ja nur die Flamme in Ihren Augen zu beobachten, die Kraft Ihrer Kundgebungen zu hören, bei einem jeden von Ihnen die persönliche Leidenschaftlichkeit und in Ihrer Gruppe den gemeinsamen Aufschwung mitzuerleben, um überzeugt zu sein, dass diese Begeisterung Sie zu den Meistern des Lebens und der Zukunft auserkoren hat. Ich beglückwünsche Sie ferner, junge Deutsche zu sein, das heißt Kinder eines großen Volkes. Jawohl! Eines großen Volkes, das manchmal im Laufe seiner Geschichte große Fehler begangen hat.“

Am 9. September 1962 hielt der französische Präsident Charles de Gaulle die vielbeachtete „Rede an die deutsche Jugend“ im Ehrenhof des Ludwigsburger Schlosses.

Die Franzosen sind da, hallt es durch die Gassen. Die Stadt Sachsenheim hat seid 30 Jahren eine Partnerschaft mit Valréas, eine Südfranzösische Gemeinde in der Haute Provence. Eine gelebte Freundschaft. Auf Einladung der Radbande im Stromberg haben sich 9 tapfere Radfahrer von VCV Valréas im Haus Knodel in Hohenhaslach eingemietet. Die Radbande übernimmt die Betreuung, übernimmt die Verantwortung, alle sind am Start, alle sind Motiviert, die TOUR de SACHSENHEIM kann beginnen. Die Sonne lacht. 4 Tage auf den Straßen in Zweierreihen, im Deutsch Französischen Peloton. Ich berichte.

Erst einmal schön Frühstücken, erst einmal Energie tanken, ein Espresso Stopp nach 10 Kilometer zum Kuchenglück Löchgau, es wird eine lange Tour in die Löwensteiner Berge. Wir werden erwartet, es ist angerichtet. Croissant, Brötchen, leckere Marmeladen, Käse, Wurst aus der Region, jeder Kaffee Wunsch wird erfüllt. Une régale. Michel, Vlad, Marc, Frederik laufen ein, haben sich Urlaub genommen, es ist ihnen wichtig, ich feiere das. In dem Moment bin ich stolz auf die #Strombergbuben

So gestärkt geht es in Zweierreihen in die Löwensteiner Berge, angeführt von Marc, Thomas, abgesichert von Michel und Präsident Charlie. Unsere Heimat. Es wird viel geplaudert, ich höre deutsche, französische, englische Wortfetzen und wenn man gar nicht weiterkommt wird wie wild auf dem Rad gestikuliert. Sprache ist wichtig, aber es darf kein Hindernis darstellen!

Unsere Heimat

Die Stockschüzen in Hohenhaslach haben am Abend eingeladen. Sie haben sich immer für die Jumelage eingesetzt. Besonders Karin und Bernhard Wycisk sind zu nennen. Karin hat über Jahrzehnte Schüleraustausche organisiert und die Jumelage im Vorsitz angeführt, Bernhard hat auch ohne Französisch Kenntnisse die Herzen der Franzosen erobert. Sie haben viele Freunde in Valréas. Manni erklärt allen mit viel Geduld das Spiel, Rudi bereitet in der Küche das Essen vor, Bernhard organisiert ein gemeinsames Turnier aus 4 zusammen gewürfelten Teams. Ein großer Spaß für alle. Danke.

Der nächste Tag, wieder ein Traumwetter, ja wenn Engel reisen….,wie man so schön sagt. Wir treffen uns bei Kibata, eine Kaffeerösterei in Hohenhaslach, der junge Geschäftsführer Vilton Silva Santos hat sich schnell bereit erklärt auf ein Petit Dejeuner einzuladen. Es duftet nach frisch gebrühten Kaffee, der erste Espresso ein Traum, das ist kein Senseo Kaffe ruft mir Frabrice, mein französischer Freund zu. Unsere Gäste sind begeistert. Es ist Samstag, so stoßen weitere #Strombergbuben zur Gruppe. Olli, Vlad, Benni, Felix, Gerd, Stefan, Malwin, Thomas, Marco sind am Start. Klasse. Es geht in den Stromberg, unsere Heimat. In das Land der 1000 Hügel.

Präsident Charlie hat sich am Ende der Tour noch etwas besonderes einfallen lassen. Ein Prolog zum höchsten Aussichtspunkt, hoch über Hohenhaslach.🏁 Alle 30 Sekunden startet ein Rennradfahrer auf die Strecke. Oben wartet Geronimo mit der Kamera 📸 und Miri mit einem kühlen Radler. 🍻Ein spannender Wettbewerb, ein großer Spaß. Marc gewinnt mit starken 4 Minuten, aber jeder wird angefeuert, jeder kann stolz auf seine Leistung sein. „Lieber Präsident Alban, ich war 3 Sekunden schneller! In Valréas gibt es Revanche. Versprochen.“🏁

Mit einem Oldtimer Auto Korso, wie bei einem Staatsempfang fahren wir zur Einladung der Stadt und der Jumelage Sachsenheim in die Alte Kelter Ochsenbach. Danke an den Bürgermeister, an Franzi Müller vom Gemeinderat, an Fabian Köstlin von der Kelter. Merci à tous♥️

Staatsempfang 🇲🇫

Der Sonntag stand im Zeichen der Lichtenstern Tour, eine RTF organisiert von den Schülern des Lichtenstern Gymnasium. Der Schulrektor Helmut Dinkel hat unsere Freunde vom VCV Valréas eingeladen. Aber vorher gab es bei der Bäckerei Clement ein Petit Dejeuner 🥐☕. Lars, Sascha und Christian von den Alpentreter stießen dazu, sie konnten sich noch gut an die eigene Reise nach Valréas erinnern mit dem Empfang beim Bürgermeister, mit der herrlichen Tour in die Drôme Provençal, mit dem Finale in den Garten vom Bruno auf ein, zwei kleine Biere. 🍻Zum nachlesen: Das Radsport Camp So gestärkt Radelten wir zum Start in den Pausenhof der Schule. Schnell noch ein gemeinsames Gruppenfoto. Die Tour konnte beginnen 🚴

VCV Valréas 🚴 Radbande 🚴 Alpentreter 🚴

Champione Lars führt die Tour vom Start weg an, jeder hatte seine Aufgabe an diesem Tag, jeder sicherte das Deutsch- Französische Peloton. Wege, Unebenheiten Gefahrenstellen wurden angezeigt, Straßen gesichert, Autos und Motorräder geblockt. Freie Fahrt für unsere Französischen Freunde auf Deutschen Straßen.

Der letzte Stopp in Häfnerhaslach nochmal Energie tanken,ein bissen in den Apfel, ein Schluck aus der Trinkflasche. Jetzt wird das Finale eingeläutet. In Hohenhaslach wird der Ortssprint ausgetragen, dort wird der Sieger der Tour de Lichtenstern gekürt. Fabrice mit seinem dicken Oberschenkel fragt kurz nach: „pas de Montagne? No, Terrain vallonné!“

800 Meter zur Ziellinie. Alban der Präsident geht als erster aus dem Windschatten. Die anderen schlafen wohl gerade, sind überrumpelt! Hat er genug Power? Hinter ihm das gelb schwarze Trikot vom Capitano. Das Hinterrad hält Bruno, le secrétair, ist das sein Moment? Alban hat alles gegeben, er hat nichts mehr im Tank. Sind jetzt alle 4,5 Stunden im Sattel. Es geht abwärts, sehen die Ziellinie noch nicht. Da ist Präsident Charlie und sucht seine Chance. Alle kommen jetzt auf der Zielgeraden zusammen. Dédé hat kein Gas mehr, er ist raus aus dem Spiel. Der Capitano ist am Hinterrad vom Präsident Charlie. Aber schaut auf den Capitano, es ist ein Traumrennen von ihm. Er ist in Führung. Fabrice aus Valréas mit seinen dicken Oberschenkel rauscht an der rechten Seite herran. Der Capitano streckt die Arme zum Sieg in den Himmel !?Es ist ein Fotofinish. Zu früh? One of the strange sprint i ever seen in my life. Der Ortsschild Sprint in Hohenhaslach! So in etwa hat es sich zugetragen.😉 Schön war’s.

Mit einem feinen Abendessen im Restaurant Rose in Hohenhaslach beenden wir unsere gemeinsame Reise. Schwäbischer Roastbraten mit Spätzle und lecker Soße begeistert unsere Gäste aus Valréas. Fabrice bestellt einen Lemberger Hohenhaslacher Kirchberg.🍷Wir lassen die Gläser klingen. Bruno ruft einen Toast aus: Vielen Dank meine deutschen Freunden, ihr habt die Latte hoch gehängt!

Roastbraten mit Spätzle und Soße

Es ist Dienstag, Alban der Präsident sendet mir eine Message : Salut Sébastian
Nous sommes bien arrivés chez nous, hier soir un peu occupés mais je prends le temps de t’écrire un petit message. ♥️ Mache mir einen Kaffee, schlage die Zeitung auf, die Europawahl Ergebnisse zeigen einen klaren Rechtsruck. Macron ruft in Frankreich Neuwahlen aus. Ich weiss nicht ob wir die grosse Politik beeinflussen können, aber Europa fängt im kleinen an, in jeder Familie, in jedem Freundeskreis, in jedem Verein. Lasst uns Freunde werden. Zusammen ist man weniger allein.

Bleibt mir treu, bleibt gesund.

Der Coach (Basti)

Zugabe

Prolog Pizzeria Hohenhaslach 🍷
Stockschüzen Hohenhaslach

Bordeaux

Clos Saint Saveur

1993, vor über 30 Jahren war ich das erste Mal in Bordeaux. Ich war ein junger Weinhändler, Le Vingeron (Der Winzer) so hiess mein kleines Geschäftle. Mit meinem Ford Transit, kommend von Südfrankreich machte ich einen Stopp in Bordeaux und besuchte die damals größte Weinmesse „Vin Expo“. Ich schlenderte durch die großen Hallen, probierte hier und dort, war erschlagen der riesigen Auswahl. Tauchte ein in die Welt der Grand Crus Classés en 1855 , schmeckte den Unterschied zwischen Médoc und Haut Médoc, probierte die berühmten Saint Emillion und Pomerol Weine. Ein grosses Abenteuer, meine erste Weinmesse! Ein Stand ist mir noch in Erinnerung geblieben. Es waren Weine aus England. Hatte noch nie von englischen Weinen gehört. Sie waren passabel, meist deutsche Rebsorten wie Müller Thurgau, Bacchus und Ortega. Rebsorten die für das Klima in England geeignet waren. Der Verkaufsleiter machte ein Foto und erhoffte sich so in Erinnerung zu bleiben. Später rief er mich in Deutschland an, zeigte sich enttäuscht der nicht getätigten Bestellung und beschimpfte mich wüst. Ich war geschockt. Mit diesen Erinnerungen von damals fahre ich mit Miri, Elfie und Hütehundmix Chablis aus den Karpaten in unserer Ferienhaus Clos Saint Saveur ins Entre deux Mers. Zwischen den zwei Flüssen (Meeren) Dordogne und Garonne. Mit dabei auf dem Autodach, mein Merida Reacto. Über diese zwei Wochen im Mai möchte ich Euch gerne berichten.

Regen, Regen und nochmals Regen. Meine erste Tour führt mich über die Garonne an Langnon vorbei in Richtung Pondensac. Schwere 18 Tonner brausten an mir vorbei und hüllten mich in ihre Gicht ein. Man sollte keine Route National fahren. Ah, ich erreiche das Maison Lillet und ein Lied kommt mir in den Sinn.

Ich will Immos, ich will Dollars, ich will fliegen wie bei Marvel
Ich hab' Hunger, also nehm' ich mir alles vom Buffet
Will ein Haus für meine Mama an der Küste von Catania
Zum Frühstück Canapés und ein Wildberry-Lillet

Ein alter Wein Aperitif, ein kleines Haus in Pondensac begeistert wieder als Cocktail mit Schweppes Wild Berry die Welt. Durch den Einfluss vom großen Konzern Pernod Ricard sind sie zum Sommerlichen Inn – Getränk geworden. Santé.🥂 So beschwingt quere ich wieder bei Cadillac die Garonne und tauche ein in die sanft geschwungene Landschaft des Entre deux Mers. Nass, durchfrorren, aber singend und summend ….“Will für immer alles gratis
Ich will haben, haben, haben…“ erreiche ich Clos Saint Saveur 🏁

Der morgendliche Spaziergang mit Chablis entlang unendlich langer Weinberge, weite Ausblicke ins Tal de Garonne, erfreut meine Seele. Nebelbänke verhüllen den Fluss. Aus dichten hohen Graswiesen blicken mich Rehaugen an, in weiter Ferne hoppeln Feldhasen davon. Vogelgezwitscher erfüllt den Morgen. Chablis spitzt die Ohren. Ein neuer Tag im Entre deux Mers.

Chablis spitzt die Ohren 🐕

Wir freuen uns auf Château Bastor – Lamontage im Sauternes. In Sichtweite das berühmte Château d’Yquem. Jean Dulong, der Verkaufsleiter begrüßt uns herzlich und brennt förmlich uns für die Welt der grossen Süssweine zu begeistern. Der Weg geht erst nicht einmal in den Weinkeller, sondern in die Weinberge, in die Wälder zu den Bienen. Es wird ein großer Aufwand betrieben, ein besonderes Klima, einzigartige Natur, viel mühsame Handarbeit, die richtigen Rebsorten Sémillon und Sauvignon blanc, sowie ein Jahrhundert altes Wissen ergeben das flüssige Gold. Bei einer Vertikalversorgung verschiedener Jahrgänge können wir uns davon überzeugen.Meine Kaufempfehlung: Jahrgang 2015

Privilégiant la fraîcheur aux dépens de la concentration, Bastor-Lamontagne fait partie des promoteurs des sauternes « modernes », et ce 2015 en est une parfaite illustration. Le nez floral et délicatement boisé annonce une bouche harmonieuse, souple et dotée d’une fraîcheur persistante. 

Guide Hachette: Château 2015 Bastor-Lamontagne

Natürlich darf das berühmteste Weingut im Sauternes nicht fehlen. Château d’Yquem. Der Rosengarten ist frei zugänglich, so schlenderten wir genüsslich durch die sehr gepflegte Parkanlage. Ich, mit einem Taste auf der Zunge eines Bastor- Lamontagne oder war es Château Nairac ein Grand Crus Classés 1855 aus Barsac. Komme schon richtig durcheinander….

Der nächste Tag, ein Ausflug ans Meer, an den Atlantik, ein bisschen Meerluft schnuppern. Ein Spaziergang zur Dune du Pilat, Einkehrschwung zum Mittagstisch im Caston, ein paar Austern schlürfen, passend einen Graves, wir sind ja schließlich im Bordeaux. In Pessac-Léognan einen Vorort und gleichnamigen Weinbaugebiet besuchen wir Château Larrivet Haut Brion. Gutsleiter François Godichon begrüßt uns herzlich. Hier wieder die gleiche Leidenschaft, Perfektionismus gepaart mit einer klaren Weinphilosophie. Im Einklang mit der Natur. Der 12 Hektar grosse Park, mit Wälder, Bächen, Seen und Auen ist ein Paradies für seltene Pflanzen, Tiere und Insekten. Der Wissenschaftler und Naturphotograf Philipp Nadé hat das Leben von Flora und Fauna ein Jahr lang mit seiner Kamera begleitet. Eindrucksvoll. Im Keller angekommen diskutieren wir über Primeur Weine, Punktesystem und neue Ausbautechniken (Beton Ei und Wein aus der Amphore), wir reden über den Klimawandel der auch hier seine Auswirkungen zeigt. Spannend.

Der nächste Tag, mein Merida Reacto wartet schon ungeduldig, Wasser in den Trinkflaschen, Proviant in der Rückentasche. Je suis prêt. Ich überquere die Garonne, entlang des Kanal sehe kleine Hausboote in die Schleuse einfahren und erinnere mich an unsere ersten Familieurlaube am Kanal du Midi und an der Loire. Ich werde sentimental. Nun Radle ich ins Entre deux Mers auf die andere Seite, zur Dordogne. Sanfte Hügel, satte grüne Wiesen, Weinberge so weit wie das Auge reicht. Ein lyrische Landschaft. An Château & Domains vorbei, an Schlösser, Burgen und Kirchen lege ich einen kleinen Stopp im Château Toulouse Lautrec ein. Ja, der berühmte Maler, van Gogh zählte zu seinen Freunden, lebte zeitweise in diesem Château Malromé, das seiner Mutter gehörte. Heute ist es ein Museum, ein Weingut und besitzt 5 Gästezimmer. Lohnt sich. Weiter geht’s immer weiter. Oft muss ich auf mein Navi schauen, sich zu verfahren ist Recht leicht….Die Straßen endlos, erreiche ich nach Stunden unser Feriendomizil Clos Saint Saveur in Le Pian sur Garonne 🏁

Garonne Kanal 🛥️🚤🛶⛵

Wenn man vom berühmtesten Wein der Welt spricht, dann fällt oft der Name Petrus, Château Pétrus. Wir sind auf dem Weg nach Pomerol und haben eine Einladung von Château l’Evangile, Nachbar von Petrus. Das Weingut gehört zur Familie Rothschild-Lafitte. Juliette Couderc, Gutsleiterin begrüßt uns herzlich, zeigt uns mit viel Wissen und Enthusiasmus ihre Arbeit im Weinberg und Keller. Das Wissen um das beste Terroir, die Rebsorte Merlot fit zu machen in Zeiten des Klimawandel ist eine tägliche Herausforderung. Im Hof lagern noch die abgebrannten Frost Kerzen! Das Weingut befindet sich gerade zur Umstellung auf biologische Weinbereitung. So ist der Mehltau auch hier eine grosse Gefahr für die Rebe. Um den Bodendruck der schweren Landmaschinen zu verringern, nutzt man wie ano dazumal das Pferd. Hier wird nichts dem Zufall überlassen! Mit einer feinen Probe der aktuellen Primeur Weine (2023 Bloson l’Evangile & 2023 Château l’Evangile) beenden wir unseren außergewöhnlichen Besuch. Juliette überrascht uns mit einem 2014 Château l’Evangile. Einfach Gross. Santé

Der Urlaub neigt sich dem Ende, vieles hätte ich noch erzählen können, Bordeaux ist eine Reise Wert. Aber unterschätzt bitte die Distanzen nicht. Vielles kann man nicht in einem Urlaub sehen, der Wunsch ist gross, wir kommen wieder, haben noch einiges auf dem Zettel. Zum Schluss noch zwei feine Restaurant Empfehlung: Einmal im Château Guirard „La Chapelle“ und einmal „Le Manège“ im Château Léognan.Warum? Weil es Weingüter sind die spitzen Weine machen, weil es junge Menschen sind die für ihre Sache brennen, weil man auch mit einem rudimentären Französisch oder in Englisch bestens bedient wird, weil sie selbstbewusst neue Wege gehen, einfach das moderne Europa. Vive La France. Vive Europa 🇪🇺 Vive Emanuel.🍷 Santé

Bleibt mir treu,bleibt gesund

Euer Coach (Basti)

Deuxieme Cru

Clos Saint Saveur 🐇

Wilhelm

Wilhelm

aus Malaysia

Kuala Lumpur, hohe Luftfeuchtigkeit, Wasserdampf legt sich über die Straßenoberfläche, der Schweiß läuft mir über Stirn und Nacken. Mit meinem Merida Reacto bin ich schon früh unterwegs, ich schlängele mich durch den dichten Straßenverkehr, ignoriere das Hupkonzert, fahre die Ellenbogen aus, ein Motorrad fährt dicht an mich heran, ich sehe im Augenwinkel den Beifahrer, er reißt mein Handy aus der Rückentasche, mit einem Tritt schleudert er mich in den Straßengraben, er gibt mir den Rest.

Ich erwache aus meinem Alptraum 🚴🌞🏁

Ich erwache, was für ein Alptraum, tiefes Atmen von William Teow, genannt Wilhelm aus Malaysia ist zu hören. Ich bin wieder bei Mama Christa in der Provence. Mit meinen Jungs von den #strombergbuben bewohnen wir das Apartment „Le Cigales“. Am Abend davor hat mir William Schauergeschichten über die unsicheren Straßenverhältnisse in Malaysia erzählt. Wo Raub an der Tagesordnung steht.

Die grosse Hungersnot in den 1960 vertrieb die Großeltern aus China, sie flüchteten nach Malaysia, so ist William in Penang aufgewachsen, war fleißig, sicherte sich ein Stipendium und studierte in Esslingen Fahrzeugtechnik. Er blieb nach dem Studium im Ländle. Fahrzeug Zulieferer Valeo in Bietigheim-Bissingen kann stolz auf einen guten zuverlässigen Mitarbeiter sein. So stand er Mal an einem Sonntag am Treffpunkt der Radbande im Stromberg und zeigte was in ihm steckt. Klar, er ist ein Rookie, aber mit einem großen Willen, mit einem starken Herzen. Er ist mit dabei, er ist in der Provence im Trainingslager, er wird der erste Malaye sein, der das Rennen „La Corima“ bestreitet. 150 km/2100 Höhenmeter über die Berge der Drôme Provençal. Ich berichte, seid gespannt.

Big bottle Party #strombergbuben🚴🚴🚴🏁

Frisches Baguette, warme Croissant, Lavendel Honig, verschiedene Marmeladen, Kaffee, Tee, salzige Butter, der Frühstückstisch in der Provence ist gedeckt. Das fünf Minuten Ei nicht vergessen. Die Morgensonne erfüllt den Raum, wir sind ausgelassen, wir sind glücklich. Aus dem Fenster entdecke ich im Garten den Mimosen Baum noch in voller Blüte. Welch eine Pracht. „Wo wollt ihr Heute hinfahren,“fragt Mama Christa in die Runde. Hoch zum Mont Ventoux, antwortet Marco ganz selbstbewusst. „Der ist noch gesperrt, es hat noch viel geregnet, so liegt dort oben eine dicke Schneeschicht, unpassierbar,“ antwortet Bernd, der Handymann des Hauses. „Hab‘ ne tolle Runde von Bruno, dem Kassier vom VCV Valréas,“ erzähle ich. „Geht nach Vaison La Romaine über kleinste Straßen.“ Zustimmung meiner #strombergbuben. Ich bin der Capitano, sie vertrauen mir.

Destination: Provence 🌞

Die Reifen auf 8 bar aufgepumpt, die Trinkflaschen gefüllt, die Banane in der Rückentasche. Provence wir kommen. Wir rollen aus Valréas, an Domaine Grands Devers vorbei, an der Schneckenfarm 🐌, (LES ESCARGOTS DE L’ENCLAVE) der erste kleine Col wartet. Kette rechts, Marco hat Druck auf der Pedale, Wilhelm versucht das Hinterrad zu halten, sie sind „on fire“, die Provence verleiht Flügel. Ich schalte runter und Atme die klare Provençalische Luft ein und genieße die Blicke ins Tal. In Vaison auf dem Marktplatz ein Espresso Stop. Herrlich. Richtung Nyons verpassen wir die richtige Route, jetzt ist Gravel angesagt über kleine Weinbergsstraßen. Kein Problem, auch das können wir. Ein letztes „battle“ hoch über Nyons, die heimliche Olivenhauptstadt auf der Chemin de Anglais. Wilhelm hat nichts mehr im Tank. Valréas, nicht mehr weit. Leckere Metzger Maultaschen frisch aus der Heimat warten und spornen uns an in die Pedale zu treten. Im Windschatten ziehen wir unseren Rookie nach Hause. Einer für alle, alle für Einen.

Der nächste Tag, ein weiterer sonniger Tag in der Provence. 🌞 In Montélimar haben wir uns für das Rennen „La Corima“ eingeschrieben und unsere Trikot Nummer entgegen genommen. Ich habe einen schicken neuen Radhelm auf dem Ausstellungsgelände erstanden, danach haben wir die Rennräder vom Auto geholt die Reifen auf 8 bar gepumpt, Wasser in den Trinkflasche gefüllt. Nous sommes prêt. Die Tour führte über die Rhône, hoch ins Zentralmassiv, anspruchsvoll, besonders vor dem morgigen Rennen. Aber wir wollen alles mitnehmen, alles genießen. In Serpentinen erreichen wir den Col de Fontenelle, eine Hochebene mit grünen Wiesen, grasende Kühe und Freilaufende Pferde. Über eine steile Abfahrt erreichen wir Privas. Von dort geht eine ehemalige Bahnlinie ein neuer Radweg nach Chomérac. Marco, genannt Porthos, hat noch die Kraft im Tank und in seinem Windschatten erreichen wir schnell das Rhône Ufer. Der wasserreichste Fluss Frankreich ’s. Flussabwärts rollen wir am Atomkraftwerk Cruas-Meysse, an den 4 großen Kühltürme vorbei in Richtung Montélimar. Queren den Fluss auf einer „passarelle himalayenne“, eine unter Denkmalschutz stehende Hängebrücke von 1858. Ein spannendes, aber auch schwankendes Finale. Gute Tour, harte Vorbereitung für das Rennen. Wie sagt der Präsident Charlie: „Nur die Harten kommen in den Garten!“

Racemodus🚴🏁

Der Renntag: „La Corima“, das erste Rennen der Saison. Hier startet die Saison! 2300 Teilnehmer und 1 Malaye. William Teow ist mit der Radbande im Stromberg am Start. Man merkt ihm seine Nervosität an, die letzten Ratschläge, die letzten aufmunternden Worte, ein letzter Klaps auf die Schulter. Locker rollen wir im Pulk aus der Stadt, nur nicht sich in ein Unfall verwickeln lassen, sind einige Amateure am Start. Porthos hat sich zur Aufgabe gemacht seinen Freund zu begleiten, ihm die Sicherheit zu geben das Rennen zu meistern. Ich bin im Rennmodus, eine nach dem anderen wird von mir kassiert, ich bin „on fire“. Oben am Col de Vesc an der Verpflegungsstation werde ich auf meine #strombergbuben warten, so mein Versprechen. Ich bin gut unterwegs, habe gute Beine, ab und zu Zeit auf einen Plausch, ich genieße das Race. Nach dem Col de Vesc erreiche ich die Verpflegung, hole mir einen Brownie, ein Schluck Cola, sowie ein Becher Kaffee. Zucker und Koffein, ein Willkommene Kombi. Die Minuten vergehen, hoffentlich ist ihnen nichts passiert, denke ich. Dann sehe ich die beiden einrollen. Porthos strahlend locker, Wilhelm fertig mit schmerz verzerrten Gesicht, er ist am Ende. Oh je, es sind noch 2 Col’s zu fahren, das Rennen hat erst begonnen. „Du musst nicht,“sag ich zu ihm,“fahr mit mir die kleine Runde zu Ende! Nein, ich fahr weiter,“sagt er mir auf wackligen Beinen und stopft sich einen weiteren Brownie rein.“Ich bin an seiner Seite,“ ruft Porthos mir zu, „ich bring ihn ins Ziel.“

In der Verfolgung🚴🚀

Ich schwinge mich auf mein Merida Reacto und gehe auf die Verfolgung, genug Zeit verplempert. Es wird flach, es wird schnell. Eine größere Gruppe schließt auf, ich erhole mich bei 45 km/h im Windschatten. Im Wind fahren starke Jungs, bereiten sich schon auf das Finale vor. Ich bin konzentriert, schaue auf meine Vordeleute, vor mir ein Mann mit gut austrenierten Waden, Halleluja, denk, ich, schau hoch, er trägt die Rote Rückennummer 1, es ist JALABERT! Laurent Jalabert, Weltmeister, Gewinner von Mailand – San Remo, Paris – Nizza, Vuelta Sieger, ein französischer Volksheld, der Beste in den 1990er Jahren. Und ich, ein ehemaliger Amateur Fussballer, an seinem Hinterrad. Wie cool ist das denn! Es wird hügeliger, es bleibt schnell, ich bleib dran. Laurent Jalabert ist 56 Jahre alt, immer noch Druck auf der Pedale, immer noch in “ pleine forme“. Kann ich ihm auf der Zielgeraden im Sprint besiegen? Gut, er ist ein ehemaliger Profi, ein Star, aber auch 4 Jahre älter… Er ist der Schirmherr der diesjährigen Tour „La Corima“, so als würde ich mit Lothar Matthäus in einer Mannschaft spielen. Den gräscht man auch nicht so einfach weg. Respekt vor dem Volksheld, Respekt vor dem geleisteten. Auf der Zielgeraden den nötigen Abstand, den nötigen Respekt. Schön war’s. Ja, und wo bleibt Wilhelm der Malaye?

Bleibt gesund, bleibt mir treu

Der Coach (Basti)

Laurent Jalabert 🚴💪
Komme wieder,keine Frage🚴2025🏁
Lavendel Blau 😍

Der Bergbauernhof

Der Bergbauernhof

Ein Sonntag im Februar. Es ist trocken, die Sonne verdeckt durch eine große Wolkendecke. Sie hat keine Chance. Die #strombergbuben versammeln sich um 10 Uhr am „Kuhriosum“ in Bietigheim. 3 Stunden, 80 km und 1000 Höhenmeter stehen im Roadbook. Die Stimmung ist gut, shake hands, Servus und mit einem fröhlichen guten Morgen fährt einer nach dem anderen auf den Treffpunkt zu. In Zweierreihen pedalieren wir aus der Stadt in Richtung Ebnisee. Es geht in den Welzheimer Wald und in die Löwensteiner Berge. Gute Tour. Am ersten Berg fährt der junge Malvin erst einmal auf einem Rad, ein sogenannter „Wheelie“. Das fängt ja schon gut an und verstecke mich hinter Thomas, genannt Jalabert nach dem berühmten Rennradfahrer aus den 90er Jahren, um von seinem Windschatten zu profitieren. Yeah Capitano, ruft Thomas von der Seite. Warst du nicht im Haflinger Hof am Reintaler See? Ja, den kennst Du? Weinachten waren wir nicht weit davon entfernt, beim Toni, auf dem Campingplatz „Seeblick“! Und war’s gut zum Skifahren?, fragt er nach. Ich hatte zum Glück mein Merida Reacto dabei, Ski fahren ist nicht mehr zeitgemäß, referierte ich. Erst auf 1200 Metern lag Schnee, aber zum Radfahren die Besten Bedingungen, hätte ein Trainingslager auf Malle sein können, schwärmte ich weiter. Ich hab 1000 Euro für Skipässe ausgegeben!, ruft Thomas, der Jugendleiter vom Radsportverein Stuttgardia uns von der Seite zu. Ja, und dann hast du noch nichts gegessen und getrunken, wirft Marc, genannt 20Mille ein weiteres Argument gegen das Skifahren ein. Gut, wir sind Rennradfahrer, wir haben leicht reden. Aber nicht jeder kann das was wir können. Aber die Berge neu zu entdecken, ohne diesen verrückten Ski Zirkus wird uns für die Zukunft beschäftigen. Hier und Heute möchte ich über unseren Familien Urlaub in den Bergen erzählen. Unsere Tradition, begründet vom Herbie, meinem Schwiegervater, ein Mann aus Schwaz in Tirol, ein Jäger und Sammler, einfach ein Naturbursche.

Malvin „Wheelie“

Am Irschenberg zähfließender Verkehr, nach Stunden im Auto, immer noch nicht am Ziel. Miri macht einen Vorschlag ins Kolbermoor zu fahren, die Beine vertreten, die Seele baumeln lassen. „Und in Bad Feilenbach kenn ich ein guten Gasthof, den Pfeiffenthaler Hof,“ ergänzt sie. Lecker, guter Vorschlag, Blinker rechts, die nächste Ausfahrt ist unsere.

Beine Vertreten 🐕 Kolbermoor

Mein Vater war ein Bauer, seine Lehre beim Baron von Gemmingen in Unterbessenbach war eine grosse Freude. Nur nach wenigen Monaten konnte er seinem Gutsleiter viele wichtige Arbeiten abnehmen. Er hatte Talent, einen grünen Daumen wie man so schön sagt. Später studierte er Agrarwissenschaften in der Humboldt Universität zu Berlin. Der eigene Obsthof und Weingut mit dem eigenem Vater war ihm wichtig, aber das Vater/Sohn Verhältnis von grossen Spannungen geprägt. Dadurch nahm er die Möglichkeit war für Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Entwicklungshilfe Karriere zu machen. Am Ende standen zahlreiche Entwicklungsprojekte in über 50 Ländern. Eine grosse Lebensleistung, ein großes Wissen. Leider kann ich ihn nicht mehr fragen, aber was hätte er über die Bauernproteste gedacht? Über Kramsach erreichen wir den Reintaler See, den Haflinger Hof unsere Urlaubsunterkunft für eine Woche. Ein Hof mit Kühen, mit Pferden, mit Hühnern, ein Hof mit Betten für 90 Gästen, ein Hof mit Restaurant und im Sommer ein beliebtes Eiskaffee aus eigener Produktion. So sieht Landwirtschaft heute aus!

Der nächste Morgen, ich werde vom  Hahn 🐓 geweckt. Chablis unsere Hütehundmix aus den Karpaten, schon unruhig, steht mit der Leine und holt mich aus meinem  Dämmerzustand. Auf geht’s, eine Runde um den Reintaler See.

Was macht man wenn der Schnee im Winter fehlt, der See nicht gefroren, der Schlitten im Keller und die Skischuhe am Nagel hängen? Ein schöne Wanderung zum  Bergelsteiner See. Die Schnee bepuderten Berge in weiter Ferne, die Luft klar,die Tannen hoch. Ein Genuss Spaziergang, für jung und alt. Der Hunger kommt, den Einkehrschwung, die Pizza, das Bier ließen wir uns im Restaurant Gappen in Kramsach schmecken.

Bergelsteiner See

Den nächsten Tag, ein neuer Tag ohne Ski, ohne Schlitten, ohne Stockschießen, aber ein Tag mit meinem Merida Reacto, ein Tag für eine TOUR über den Kerschbaumer Sattel. Ich freu mich. Vom Reintaler nach Kramsach quere ich den Inn nach Brixleg. Weiter über die Landstraße biege ich in das Zillertal. Bruck an der Ziller erreiche ich schnell, jetzt wird’s steil, ich schalte auf das kleine Kettenblatt (sorry Präsidente). In Serpentinen, schöne gepflegte 12 bis 15 Prozent Steigung. Ein E Bike Fahrer überholt mich. Hoffentlich hält der Akku, denk ich mir. Weite Ausblicke in das Zillertal entschädigen für die Quälerei. Die Sonne lugt aus der Wolkendecke, mir wird’s warm unter meiner Softshelljacke. Ich öffne den Reißverschluss, gehe in den Wiegetritt, Gipfel nicht mehr weit, kein Schnee weit und breit. Am Juppi Zauberwald vorbei erreiche ich schnell die Reitherkogelbahn in Reith im Alpbachtal. Sehr triest, sehr traurig, ein einsamer Skifahrer steigt aus der Gondel, schnallt seine Ski an und stürmt in die sulzige vom Regen aufgeweichte Piste. Ich schnappe meine Rennmaschine und stürme die Serpentinen hinunter, den Bremspunkt immer am Limit. An der Talstation rase ich vorbei dem Alpachtal folgend wieder nach Brixleg. Grosses Kettenblatt hoch zum See. Ein Kühles Bier auf der Terrasse, der Sonnenuntergang am Reintaler, die Berge spiegeln sich auf der See Oberfläche, Schwäne ziehen ihre abendliche Kreise, der Tag neigt sich dem Ende. Der Mond ist aufgegangen.

Ein nächster Tag am Reintaler, ein nächster Tag zum Radfahren. Ich hab mir eine schöne Tour herausgesucht. Ein Ort im Rofangebirge auf 900 Meter hoch gelegen, Brandenberg genannt war mein Ziel. Eine schöne Ronde, immer an der Brandenberger Ache entlang, ein rauer Bergfluss mit  mehreren Schluchten, ein wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, ein Naturdenkmal. Schnell bin ich wieder am Haflinger Hof, begeistert berichte ich von meiner TOUR. Am Nachmittag nehmen wir das Auto und fahren zur Kaiserklamm und unternehmen einen kleinen Spaziergang. So kann Skiurlaub auch sein.

Kaiserklamm

Die Sonne geht über den Alpen auf, ein Traum wird wahr. Jeder wird heut‘ auf seine Kosten kommen. Der Skifahrer, der Radfahrer, der Wanderer, der Sonnenanbeter. Für die Skifahrer wartet die Gondel in Kaltenbach, für den Radfahrer wartet das sonnengeflutete Zillertal, der Hotspot Gerlos auf 1200 Meter über NN. Für den Spaziergänger wartet der Reintaler See mit seinen Einblicken sowie Ausblicken in die Bergwelt. Nach einem guten Frühstück geht jeder seinem Wunsch nach, seiner Lust und vor allem nach seinem Können. Alle haben ein gemeinsames Ziel: die Apré Ski Party in Kaltenbach. Dort wird der Tag ausklingen, dort wird das Ende unseren gemeinsamen Skiurlaub gefeiert.

Unsere Tradition, unser gemeinsamer  Urlaub mit der ganzen Familie begründet vom meinem Schwiegervater Herbie war wieder grosses Kino. Für jeden war was geboten, gemeinsam kochen, gemeinsam den Bergdoktor und gemeinsam Germany next Top Modell im Fernsehen anschauen, einfach Zeit miteinander verbringen. Was hat Euch am Besten gefallen? Der Haflinger Hof, der Reintaler, die Berge, meine Touren oder die Ausblicke von der Kristallhütte? Klar,mein bestes Erlebnis kommt zum Schluss. Die Apré Ski Party oder soll ich Apré Rad Party sagen? Pünktlich um 16:00 Uhr fuhr ich mit meinem Merida Reacto in Kaltenbach zur Hochzillertaler Bergbahn vor. Gemeinsam stürmten wir die Bar und feierten als gäbe es kein Morgen.

“Die Berge haben mir den Frieden gegeben, den ich suchte.
Die Berge haben mir die Träume geschenkt, die ich brauchte.”
(We love Zillertal)

Bleibt gesund, bleibt mir treu

Der Coach (Basti)

Zugabe

Zum nachfahren,das schöne Zillertal 🚴🏁🏔️
Gerlos
Finale
Atemlos🎉

Der Bierkutscher

Der Bierkutscher

100 Rennradfahrer stehen am Start. Ein kurzes Nicken, ein zaghaftes Hi, Hello und Servus. Viele US Boys, einige Briten, ein paar Jungs aus Norwegen und aus Dänemark. Vor mir reiht sich ein Italiener ein, an meiner Seite ein Pole, hinter mir entdecke ich einen Kanadier auf seinem Tron bike. Die Welt ist am Start. Alles gute Jungs, jeder hoch motiviert, jeder hat das Zeug das Rennen zu gewinnen. Noch 2 Minuten, versuche meinen Puls hochzutreiben, bin im Tunnel.9,8,7,6 Sekunden werden von der Uhr runter gezählt, ich beschleunigen auf 400 Watt, will den Start nicht verpassen, will mich gleich in die Führungsgruppe festsetzen. Es gelingt mir, eine 30 Mann starke Gruppe löst sich vom Peloton. Ich nutze den Windschatten kann mich bei 150 Watt erholen. In den kurzen Steigungen gehe ich in den Wiegetritt um nicht an Geschwindigkeit zu verlieren. Ich reiß ein Powergel auf, nehm ein Schluck aus der Trinkflasche, spüle die Energie in meinen Körper. Ein Epic Race, ein virtuelles Rennen, nur das Summen meines wahoo Smarttrainers und surren meiner Kettenblätter ist zu hören. Ich bin in meinem Keller, der Puls hoch, der Schweiß tropft, die Lunge brennt. Attacken alle Minute, gehe jede Attacke mit, die Gruppe ist stark. Die letzten 10 km geht es den berüchtigten Anstieg hoch nach Alpe d‘ Zwift, dort in den 20 Kehren wird das Rennen entschieden.

Epic Race in der Spitzengruppe, aktuell Platz 8

Die #strombergbuben sind versammelt, in Zweierreihen pedalieren wir in den Stromberg, unser Revier, unsere Heimat. Die Stimmung ist gut, haben uns lange nicht gesehen, haben uns viel zu erzählen. Es geht um technische Details an unseren Rennmaschinen, es geht um unsere Rennziele im Jahr 2024. „Hab‘ gemeldet für La Corima, das Rennen in Montélimar am 17. März,“ ruft Marco in die Runde. Oh, dort bläst der kalte Mistral, erinnert sich Charlie, der alte Haudegen! Das wird geil, und klopfe William, unseren Rookie freudig auf die Schultern. Marc, um zu zeigen das er der Beste ist, gibt jetzt einmal richtig Gas, drückt eine verdammt schwere Übersetzung, setze mich an die vierte Position, suche den Windschatten von Marco. Charlie übernimmt die Führung, erhöht nochmal die Pace, wir fliegen förmlich. Ein Laster überholt uns, es ist ein Kiesel Laster, am Steuer Timo, den kenn ich. Der beste Mann vom Getränkemarkt Kiesel, geh in den Wiegetritt, rase an den Jungs vorbei und sauge mich ran. Timo sieht mich im Rückspiegel, traut seinen Augen nicht. Jetzt nicht bremsen, denke ich. Im sog rase ich auf 70 Stunden Kilometer, was für ein Tempo!

I'm unstoppable
I'm a Porsche with no brakes
I'm invincible
Yeah, I win every single game
I'm so powerful
I don't need batteries to play
I'm so confident
Yeah, I'm unstoppable today

Im Kaffee Kuchenglück kommen wir alle gemeinsam wieder zusammen genießen unseren obligatorischen Espresso. Ich bestelle mir noch einen leckeren Schokoladenkuchen, mit einem Schlag Oberst. „Das war gefährlich Capitano“,ruft Marc mir zu. Klar, vorbildlich war das nicht, hätte ich Timo den Fahrer vom Getränke Laster nicht gekannt, wäre ich das Risiko nicht eingegangen, erkläre ich. Jungs, hab mich für den Ötztaler beworben, erzähle ich um das Thema zu wechseln. Wenn ich einen Startplatz erhalte brauche ich Eure Unterstützung.“200 Km, 5500 Höhenmeter, wenn du Pech hast, schneit und hagelt es in den Bergen, alles schon erlebt,“berichtet Charlie süffisanz. Die #strombergbuben sind dabei, motiviert Jannik mich und der Drei Länder Giro ist unser Aufwärmprogramm….

Bewerbung ist raus

„Hej Basti, warst du nicht hinter meinem Laster mit deinem Rennrad“, ruft Timo am Montag morgen über den Getränkemarkt Vorplatz. „Ja, war schnell unterwegs mit meinen #strombergbuben!“, verdammt schnell!! Gut das ich ein Herz für Radfahrer habe, zwinkerte mir Timo zu. Der Getränkemarkt ist mein Arbeitsplatz. In über 55 Jahren hat die Familie Kiesel einen Mittelständiges Unternehmen aufgebaut. Der Gründer Gerhard ist immer noch „in Charge“. Luise, seine Frau hat immernoch die „Finanzen im Blick“. Im Land der Dichter und Denker, im Land der „Käpsele“ haben sie eine Unternehmer Geschichte geschrieben. Der Vater Rudolf, erster Postauto Fahrer der Stadt macht sich in einer Garage selbständig. Damals waren die „Claims“ aufgeteilt. Wuttke, Pfersich und Kiesel teilten sich die Getränke Gebiete. Der junge Gerhard macht eine Lehre, schnell ist er unabkömmlich, es macht ihm Spaß, die Welt der Teppiche und Linoleum Böden bei Düe Handels GmbH, ehemals in der Stuttgarter Straße, wie er mir bei einem Glas Wein erzählte. Er macht sich selbständig, unterstützt den Vater, gemeinsam finden sie neue Bezugswege, neue Vertriebswege. Die Mutter Doris ist die treibende Kraft, immer tatkräftig, immer an der Front, immer auf dem Bierkutscher. Die Stadt wächst, der Mut wird belohnt. Die Kunden schätzen die Familie, die Zuverlässigkeit, die Produktauswahl. Neue Getränke Märkte kommen hinzu, neue Mitarbeiter, die dritte Generation in Verantwortung, die Vierte steht in den Startlöchern. Verantwortung übernehmen in der Stadt, in der man arbeitet und in der man lebt.

Der Bierkutscher 2024

Auf Platz 10 fahr ich mit meiner Führungsgruppe in den Berg. Alpe d‘ Huez, (Alpe d‘ Zwift ) der Mythos. Dramen haben sich auf den 20 Kehren abgespielt. Jede Kehre ist einem TOUR de France Gewinner gewidmet. Gleich 15% Steigung, meine Muskeln brennen, ich schalte auf das kleine Kettenblatt (sorry Präsidente), gleich werde ich von zahlreichen Konkurrenten überholt. Sie rauschen an mir vorbei als wäre ich mit einem Dreirad unterwegs! Ich bin geschockt, kann nicht mitgehen, muss mein Tempo finden. Platz 30 zeigt mir das Display, die zweite Trinkflasche leer, der Akku auf 5 %. Komm ich ins Ziel? Noch 5 Kehren, links und rechts türmen sich die virtuellen Schneemassen, Steinadler kreisen über den Köpfen, ein Schneehase hoppelt über die Straße. In der Wirklichkeit, der Keller dunkel und kalt, der Schweiß tropft, leichtes röcheln meiner Lungen ist zu hören, das Handtuch vollgesogen, die Beine müde. Es wäre einfach, es wäre ein leichtes, den Computer ausschalten, den Netzstecker vom wahoo Smarttrainer ziehen und duschen gehen. Ich bleib dran, fahr mein Rennen ordentlich zu Ende, der Gipfel erreicht, mit Platz 29 steh ich auf der Finisher Liste. Socken werden mir freigeschaltet, was will man mehr…..

Laufleise radele ich mit meinem Merida Reacto, mein Puls ruhig, atme kühle Bergluft ein, die tiefstehende Sonne spiegelt die Bergspitzen auf der klaren Oberfläche des Reintaler See. Ein atemberaubendes Panorama. In weiter Ferne sehe ich die Alpen. Dort hoch oben über die Höchsten Alpenpässe muß ich in wenigen Monaten den Drei Länder Giro und den Mystischen Öztaler bewältigen. Werde ich das schaffen? Oder werde ich aufgeben, enttäuscht in den Besenwagen einsteigen? Ich brauche die Herausforderung, ich brauche die Challenge, auch wenn ich scheitere! Scheitern gehört zum Leben.

Break down, only alone I will cry out loud
You'll never see what's hiding out
Hiding out deep down
Yeah, yeah
I know, I've heard that to let your feelings show
Is the only way to make friendships grow
But I'm too afraid now

Unser Leben ist eine Reise. Eine schöne Reise. Wir müssen uns Geschichten erzählen. Wo kommen wir her, wo sind unsere Wurzeln? Nur wer sich seiner Geschichte bewusst ist kann die Zukunft gestalten. Eine Unternehmer Geschichte, eine Familiengeschichte, eine Sportgeschichte, eine Freundschaftsgeschichte, manchmal auch eine virtuelle Geschichte! Lasst uns Geschichten erzählen.

Bleibt gesund, bleibt mir treu.

Der Coach (Basti)

Nachlieferung

Das begehrte Öztaler Finisher Trikot,Michel hat Mal ne schöne Sammlung 💪

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