Chez Mama

oder die Geschichte meines 30 Jahre alten Bianchi!

Mit einem Zufallsfund im Keller meiner Mutter im Hause von Südfrankreich, #Valréas kamen die Erinnerungen zurück. Verstaubt und mit Spinnweben bedeckt stand in der hintersten Ecke des Kellers ein Fahrrad. So bis hierhin nichts ungewöhnliches, es stehen bestimmt tausende nicht benutzte Räder in deutschen Kellern herum. Aber bei näherem hinsehen war das mein Rennrad aus Jugendzeiten, ein #BIANCHI. Gekauft von meinem ersten Lehrlingslohn beim @FahrradStenger in #Hösbach.

Ich glaube ich habe mir in den letzten Jahren viele verschiedene Räder gekauft, bis hin zu meinem #Merida Reacto aus Carbon mit elektronischer Schaltung. Das Neuste vom Neusten. Und nun stand das vergessene Stahlross der Marke Bianchi vor mir. Aufgeregt die Spinnweben und den Staub der letzten Jahre entfernt. Kann das noch was? Erinnerungen wurden geweckt. Wie ist es überhaupt hierhin gekommen?Warum habe ich es all die Jahre vergessen können? Darauf möchte ich mir und Euch eine Antwort geben.

Um die Geschichte zu erzählen muss ich tief in die Familienhistorie eintauchen. Es begann alles mit einem Familien Urlaub in Südfrankreich. Ein Hausboot im #Canal du Midi war das Reiseziel.

Mein Vater war Landwirt, Winzer und Entwicklungshelfer für die GTZ. Ein eigenes Weingut in Rottenberg war durch viele Streitigkeiten mit meinem Opa, Kurt Holler verloren. (Passiert in den besten Familien) Aber sein Wunsch und die Sehnsucht nach eigenem Land, seine eigene Scholle als Landwirt und Winzer blieb stark. Mein Mutter, die als einzige noch Abiturfranzösisch sprach wurde nun auf diesem Urlaub in Südfrankreich losgeschickt um zu erfahren ob man „Was“ (ein Weinberg) kaufen kann. Überall wurde Sie vertröstet oder gleich abgewimmelt. Sie hatten die Suche schon fast aufgegeben, da sagte ein Mitarbeiter der Regierungsbehörde in Avignon: da gebe es was in Valréas. Nun schnell noch ein Abstecher nach Valreas, lag auf dem Heimatweg Richtung Deutschland. Nach vielen Fragen wo das nun sei, lotzte uns die Polizei zu diesem besagten Stückle. Mein Vater konnte sein Glück nicht fassen:3,5 ha beste Weinberge in Sichtweite der Stadt Valréas. Da musste doch ein Hacken sein, warum er der Deutsche und nicht ein Franzose? Er fand ihn nicht oder hat er Sie übersehen, die Kröte? Eine Nacht schlief er wohl nochmal drüber, nahm seinen Mut zusammen und dann stellte er seinen teuersten Scheck seines Lebens aus, wie er mir mal erzählte.

Die erste Hütte unter der Steineiche

Das Land wurde verpachtet an einen jungen Winzer aus dem Ort. Man wurde Mitglied in Cave Cooperative la Gaillard in Valréas. Ein, zweimal im Jahr schauten wir mal vorbei und erfreuten uns an dem schönen Land in der Provence. Und die Kosten wurden über das Trauben Geld sogar refinanziert. Später machten wir einen eigenen Wein und nannten ihn DOMAINE MAXIMILIAN. Den ich gut in meinem Bistrot in Hösbach verkaufen konnte. Man bestellte einfach nur: DEN MAX. Ein echt guter Roter?

Man bestellte einen Max.. ?

Es stellte sich heraus: den Hacken, die Kröte gab es nicht. Nein, heute würde ich von einem kleinen Lottogewinn sprechen. Von den 3,5 Hecktar, waren 1, 5 ha Bauland! So war der Wunsch ein eigenes Haus zu bauen und vielleicht seinen Lebensabend in der Provence zu verbringen geboren.

Mehr Oechsle als in Franken?

Sein Traumhaus, all seine Ideen, sein Erfahrungen, sein Wissen hat er in dieses Projekt gesteckt. Selbst der französische Architekt war überfordert und konnte die „Hollerlischen“ Ideen oft nicht umsetzen. Der hat eben keine Fantasie, sagte mein Vater. Im Jahre 2000 war das erste Silvester in dem meine Eltern auf ihr Neues Zuhause mit einem Champagner angestoßen haben. Der Traum wurde war.

Sein Traumhaus

Wie bei vielen Häuslebauer, das Geld wird knapp. Mein Geschäft musste ich auch schließen, so hinterließ ich auch einen ordentlichen Schuldenberg. Nur der Verkauf von zwei Bauplätze war die Rettung und das Fortleben in Valréas gesichert. Aber es war „Spitz auf Knopf“ , wie man so schön sagt. Ein Bauplatz kauften Belgier und eines ein junger Franzose. Meine Eltern bekamen nette Nachbarn. Man muss die Dinge oft mal aus einer neuen positiven Richtung betrachten. Der kleine Weinberg, der noch übrig blieb, machten wir unseren besonderen Hauswein in Eigenregie. Unser DOMAINE MAXIMILIAN . Jedes Jahr bekam der Wein ein neues Etikett mit Widmung. Lune de Miel, Roi de Montagne oder Emilia. Besondere Jahrgänge und ihre besondere Bedeutung für die Familie in dem jeweiligen Jahrgang.

Um sich seine kleine Rente noch aufzubessern, räumte mein Vater sein Bürozimmer. Das Chambre d‘ Hautes war geboren. Mein Mutter war eine gute Gastgeberin, sprach inzwischen fließend Französisch. Die ersten Gäste kamen waren „tre sympa“ und bereichern das Leben. Nach den 3. oder 4. Gästeübernachtungen sagte mein Vater zu meiner Mutter: Die waren alle nett, die bei uns ihren Urlaub verbrachten! Ein Anbau mit zwei Appartement war die logische Folge.

Chez Mama

Nach meinem Desaster mit meiner Kneipe brauchte ich lange um wieder auf die Füsse zu fallen. Durch die finanziellen Schwierigkeiten die mit der Aufgabe und Flucht aus meinem „Alten Leben“ in Verbindung stand, war das Verhältnis zu meinen Eltern gestört. Ich arbeite Zeitweise auf einem Kreuzfahrtschiff, aber wusste nicht so recht wo die Reise hingehen sollte….

Vistamar Auslaufmelodie

Trotzdem war „le refuge“ , die Zuflucht, wie wir unser Elternhaus in Valréas nannten, immer ein Ort des Friedens, der Ruhe und Erholung. RAUM, ZEIT, STILLE, so hat mein Vater es formuliert.

RAUM ZEIT STILLE

Erst meine Frau Miri brachte die Emotionale Wendung in unserem Vater/ Sohn Verhältnis. Vom ersten Tag hatte Sie sein Herz erobert. Er konnte es nicht fassen, das ich so eine Frau kennen und lieben lernte. Aus mir konnte doch noch was rechtes werden. Und insgeheim muss ich schon zugestehen: sie tat mir gut und gab mir neuen Halt im Leben.

LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK

Einmal im Jahr machte meine Frau Miri ein #Antigymnastique Kurs in Valréas. Dort konnte ich beobachten wie gut eingespielt meine Eltern waren. Meine Mutter machte das Frühstück, machte alle Besorgungen und war für das wohlergehen der Gäste zuständig und hatte immer ein offenes Ohr. Mein Vater war der Chef für das 3 Gänge Menue am Abend. Präzise, einfallsreich, aber bodenständig, das war seine Handschrift. Grosses Lob von allen Seiten. Auch Vegane Wünsche wurden erfüllt.

Ich sehe ihn immer noch vor mir, wenn er an seinen Schwimmteich mit einem Glas Whiskey in der Hand und in den sternenklaren Nachhimmel der Provence blickte. Er war zufrieden.

Seine Lebensphilosophie konnte er in Valréas leben. Autark sein. Seine eigenen Brunnen, Strom durch die Sonne, die besten Tomaten und Kartoffeln. Seinen eigenen Wein. Seine Hühner. Das Frühstücksei wurde begeistert von den Gästen verputzt.

Die letzte Runde mit dem Traktor…

Über den Tod hat er mir mir auch geredet. Was kommt danach. Seine Vorstellungskraft endete. Er kam schnell. Seine Schulkameraden aus seinem Ort #Roitzsch bei #Leipzig waren zu Besuch, sein Sohn mit neuer Freundin. Die letzte Runde mit dem Traktor. Es war vollkommen, es war getan.

Wo geht er hin?

Meine Mutter hatte nun alles allein zu stemmen. Sie machte es gut. Die Gäste kamen, neue Freunde, ein Netzwerk in dem man aufgefangen und nicht allein ist. Mein Bruder übernahm den Gedanken weiter einen guten Wein zu machen. Einen echten DOMAINE MAXIMILIAN. Es wurde ein feines Freundschaftprojekt in dem viele helfende Hände ihre Freude hatten. Beim ernten der Trauben, beim Pressen, beim Abfüllen und wichtiger, beim gemeinsamen Essen und Trinken unter der abendliche untergehenden provencalischen Sonne. Mama ist die gute Seele des Hauses. Man fühlt sich wohl.

Ich denke an den Betriebsausflug mit meinem Bistro Team Gräfenstein, an das unvergessen Trainingslager meiner Jungs vom FC Mezopotamya ?️‍♂️, an meine Alpentreter mit dem Angriff auf den Mont Ventoux?️, die gemeinsame Radfahrt ?‍♂️?‍♀️mit dem Rad Club von Valréas, an meinen #Kulturverein in Hösbach mit dem Besuch des kalten❄️ Chateau Gringon. Ich denke an 10 Mal #Antigymnastique in der Provence. Mit allen hatte ich schöne Tage in der Provence im Hause meiner Mutter Christa und Hans Holler „le refuge“ in Valréas. SO VIELE SCHÖNE MOMENTE.

Eine vergessene Erinnerung…

Und wie konnte ich all die Jahre mein altes #Bianchi vergessen. Manchmal verliert man sich im Leben. Setzt neue Prioritäten. So war ich froh, verblüfft, mein Fahrrad wiederzufinden. Geputzt, geölt, es schnurrt wie ein Kätzchen. Immer noch schnell, ursprünglich, kein schnick schnack. Die verschlungenen Straßen der Haute Provence, den Mont Ventoux immer im Blick, in Gedanken 30 Jahre jünger, Druck auf der Pedale, atmete ich die Lavendel geschwängerte Luft ein. HERRLICH

Ich hab zwar kein Koffer in Berlin, aber ein BIANCHI in der Provence. Ist das nicht schön?

LG. BLEIBT GESUND, BLEIBT MIR TREU. EUER COACH.

Nachspann

Provence im Winter
Chez Mama
#Antigymnastique
In der Küche der Chef
Wenn der Hand Karren erzählen könnte…
Das Gräfenstein
Herbie & Hans
Die 100 järige Gerda Nikolaus
Roi de Montagne