Kategorie: Meine Liebe Seite 2 von 5

Going for glory

Going for glory

oder

der schwäbische Giro

800 Meter zur Ziellinie.Thomas (Chalabert) geht als erster aus dem Windschatten. Die anderen schlafen wohl gerade, sind überrumpelt! Hat er genug Power? Hinter ihm das gelb schwarze Trikot vom Capitano. Das Hinterrad hält Marc (genannt 20Mille). Ist das sein Moment? Thomas hat alles gegeben, er hat nichts mehr im Tank. Sind jetzt alle 4,5 Stunden im Sattel. Es geht abwärts, sehen die Ziellinie noch nicht. Da ist Präsident Charlie und sucht seine Chance. Alle kommen jetzt auf der Zielgeraden zusammen. Janko hat kein Gas mehr, er ist raus aus dem Spiel. Der Capitano ist am Hinterrad vom Präsident Charlie. Aber schaut auf den Capitano, es ist ein Traumrennen von ihm. Er ist in Führung. Marc (20Mille) rauscht an der rechten Seite herran. Der Capitano streckt die Arme zum Sieg in den Himmel !?Es ist ein Fotofinish. Zu früh? One of the strange sprint i ever seen in my life. Der Ortsschild Sprint in Hohenhaslach! Wir sind mit der Radbande bei der RTF Lichtenstern, organisiert von den Schülern des Sachsenheimer Lichtenstern Gymnasium. So in etwa hat es sich zugetragen. Schaue gerade den Giro auf GCN in Englischer Sprache. Bin davon vielleicht ein wenig vom Reporter beeinflusst….Stage 14 Nico Denz the strong German winns, aber seht und hört selber. Sehr spannend.

Es ist ein schöner Tag im Mai. Die Strombergbuben haben sich um 8:00 Uhr im Pausenhof des Lichtenstern Gymnasium versammelt.Es geht auf die 135 km lange Strecke. 2022 habe ich schon einmal eine kleine Geschichte (Lichtenstern 🌠) darüber geschrieben. In den Stromberg und in das Kraichgau. Das Wetter ist sonnig bis heiter. Die Strombergbuben sind in ihrem Revier. Jede Straße, jeder Feldweg ist bekannt. Es wird viel gequatscht, wir haben uns lange nicht gesehen. Lars und Thilo von den Alpentretern werden eingeholt. Ein freundliches Hallo zugerufen. Weiter geht’s immer weiter.

Weiter geht’s immer weiter

Die Strombergbuben haben einen Segment Cup. Nach Gündelbach rein wurde es auf einmal schnell. Das heißt: wer die schnellste Zeit hat bekommt die meisten Punkte gutgeschrieben. Thomas genannt Chalabert hatte Druck auf der Pedale und somit die beste Zeit auf diesem Segment. Gratulation.

Queren Vaihingen Enz 🚴

Wir erreichen über einen Höhenzug Häfnerhaslach. Der erste Kontrollpunkt und Verpflegungsstation. Ich griff mir ne Banane und füllte die Trinkflasche. Weiter geht’s immer weiter.Thomas der Jugendleiter verabschiedete sich, am späten Nachmittag stand der Interstuhlcup an. Ein Radrennen auf einem Rundkurs in Heilbronn. Und was soll ich Euch sagen:er hat’s gewonnen. 🏆 Gute Vorbereitung, sag ich Mal.

Interstuhlcup 🏁

Den nächsten Höhenzug passieren wir locker,es geht ins Kraichgau. Zitat Janko: hier war ich noch nie….eine kleine Pause,einen Stempel ins Roadbook .Weiter geht’s immer weiter.

Der Kraichgau

Kloster Maulbronn ist unsere nächste Destination. Weltkulturerbe, nein einfach unser nächste Verpflegungsstation. Ein Apfel in die Hand. Weiter geht’s immer weiter.

Gute Stimmung 🤹

Es geht wieder ins Kirbachtal. Passieren Häfnerhaslach und mit Tempo nach Ochsenbach. Auf der linken Seite sehe ich den Geigersberg. Eine alte Weinbergslage.Einen Riesling vom Weingut Merkle trocken aus der Steillage kommt mir in den Sinn. Spannend, mineralisch mit viel Ausdruck. Lecker 😋

Endspurt

Jetzt wird das Finale eingeleutet. Die Spannung steigt. Das Ortsschild Hohenhaslach nicht mehr weit. Das Ende ist bekannt. Einen Höhenpunkt haben wir noch. Wer biegt mit Geschwindigkeit in den Pausenhof des Lichtenstern Gymnasium ein? Frei nach dem 2. Sieg von Nico Denz von Bora Hansgrohe beim Giro beschreib ich Euch unser Finale: noch 2 km zu gehen, wir passieren Kleinsachsenheim. Jetzt anschnallen, die Radschuhe nochmals fest anziehen, die Hände an den Unterlenker. Taktik wird wichtig, die guten Beine entscheiden. 4.5 Stunden entlang schönster Weinberge, entlang einzigartigen Höhenzüge der Region Stromberg Zabergäu kostete Kraft. Wir werden mit einem guten Hohenhaslacher Kirchberg🍷 heute Abend anstoßen. Das haben wir uns verdient. Wer hat noch die Körner, wer hat noch Gas im Tank? Wir sind auf der Zielgeraden, die Ziellinie im Schatten des Lichtenstern Gymnasiums nicht mehr weit. Capitano fährt von vorne, er wartet, schaut immer wieder über seine Schulter. Präsident Charlie an seinem Hinterrad, an 3 Position der junge Adonias, ein Gastfahrer aus Ulm. Wer zuckt als erster? Präsident Charlie hat auf grosse Kettenblatt geschaltet, er geht aus dem Windschatten, sie haben sich abgesprochen! Matthias aus Ulm, Thomas genannt Chalabert, Janko der Tausensassa, Sophia die Triathletin, Max der weiße Kenianer und Marc (20Mille) heben die Beine, lassen ausrollen. Am Hinterrad hängt der Junge Gast aus Ulm. Im Sinne eines grossen Sprinter, wie ein Greipel, wie ein Ackermann schießt er an Präsident Charlie vorbei und biegt als erster in den Pausenhof des Lichtenstern Gymnasium ein. Gut gemacht. Gratulation.

Bleibt gesund,bleibt mir treu

Der Coach (Basti)

Besenwagen

Der schwäbische Giro 🇮🇹

Eine Sache hab ich noch: Liebe Autofahrer🚗 liebe Motorradfahrer 🏍️,ich weiss, es ist schwierig, man ist genervt. Rennradfahrer sind ein Hindernis und wenn sie den dazugehörigen Radweg nicht benutzen um so mehr. Bleibt cool, freut euch der Natur, kurbelt das Fenster runter, motiviert mit allez Strombergbuben, allez rufen, feuert die Jungs und Mädels am Berg an. Den Daumen hoch👍 Es sind nur 2 Minuten an einem sonnigen Tag in eurem Leben. Aber entscheidende Minuten. Das Rennrad hat keine Knauuschzone.Danke.

Die Radbande vom Stromberg

Abenteuerland

Abenteuerland

oder die

47.Weinlandtour 1896 Stuttgardia e.V

„Komm mit
Komm mit mir ins Abenteuerland
Auf deine eigene Reise
Komm mit mir ins Abenteuerland
Der Eintritt kostet den Verstand
Komm mit mir ins Abenteuerland
Und tu's auf deine Weise
Deine Phantasie schenkt dir ein Land
Das Abenteuerland“

Alles kannst du hören, wenn du willst
Du kannst flippen, flitzen, fliegen und das größte Pferd kriegen
Du kannst tanzen, taumeln, träumen und die Schule versäumen
Alles das ist möglich in dir drin, in deinem Land
Trau dich nur zu spinnen, es liegt in deiner Hand

Komm mit
Auf deine eigene Reise
Komm mit und tu's auf deine Weise
Abenteuerland

Komm mit und tu’s auf deine Weise… Summe ich am Küchentisch. Die Schüssel Müsli leer, schäle ich gerade eine Banane und die letzten Strophen verklingen im Radio. Das Lied von Pur, ein Lied aus Jugendtagen. Jetzt wohne ich in der Stadt, in der die Band ihren Anfang hatte. Und Hartmut Engler, der Bandleader, ein Steinwurfweit von mir sein Häuschen bewohnt. Ich nehme Euch mit, auf meine Rad Reise in die Metropole Stuttgart. Es geht zur 47. Weinlandtour des Radsportvereins 1896 Stuttgardia e.V. nach Stuttgart Wangen.

Die S5 bringt mich und mein Merida Reacto gemütlich in das Zentrum, in das Herz Stuttgarts. Wir passieren die Haltestellen Tamm, Asperg, Ludwigsburg, Kornwestheim, Zuffenhausen, Nordbahnhof und in weniger als 25 Minuten erreichen wir die S Bahnstation Stadtmitte. Mit dem Rad über die Königsstraße, Schlossgarten erreiche ich laufleise den Rosenstein Park, Ecke Wilhelma, der berühmte Tiergarten. Einige Enten flattern auf, einige müde Jogger kreuzen meinen Weg. Vor mir, der liebliche Neckar. Nun, nur noch den Neckar flussaufwärts folgen, am Leuze (Thermalbad) vorbei und schnell hab ich Stuttgart Wangen erreicht. Mein Treffpunkt zur 47 . Weinland Tour RTF durch den Schurwald.

Herzlich werde ich von Michel (den ihr schon aus einigen anderen Abenteuern kennt) und Elke von der Stuttgardia begrüßt. Ich melde mich an und bekomme meine Startnummer. Vor mir sind heute schon 300 Radfahrer auf die grosse Schleife gestartet. 3 mögliche Touren, 3 mögliche Distanzen, 3 Kontrollstellen. (Tour C 50 km, Tour B 75 km und Tour A 125 km) Wir wollen heute der Besenwagen sein. Wir wollen heute für Sicherheit sorgen. Wir warten auf Thomas, Jugendleiter der Stuttgardia und Marc von der Radbande.

Es ist sonnig bis heiter, es wird ein warmer Frühlingstag, ein Tag zum Radfahren. Ich freu mich. Wir passieren wohl einige der bedeutendsten Weingüter Württembergs, so werde ich Euch einen kleinen Einblick in die Welt der Weine geben. Kommt auf meine Reise.

Marc von der Radbande im Stromberg ist der Letzte, der mit dem Rennrad um die Ecke biegt. Auf die Minute genau, er hat schon 30 km in den Beinen, er hat schon Puls. Er lässt es sich nicht nehmen noch schnell seine 10 € Startgebühr zu zahlen, geht ja in die Jugendarbeit. Thomas quittiert das mit einem zufriedenen nicken.Wir Vier gehen auf die Tour.

Folge dem Pfeil

Goldkapsel, so nannte Hans-Peter Wöhrwag vom VDP Weingut Wöhrwag seinen Riesling. Ein Riesling aus der Monopollage Untertürkheimer Mönchberg. Ein Riesling der mich als junger Weinhändler schon begeistert hat. Rassig, mineralisch, ein Riesling für jeden Tag, aber ausdrucksstark.

Die Tour ist gut ausgeschildert, schwarze Pfeile auf gelben Grund, Thomas hat die Richtungspfeile einen Tag vorher an den Kreuzungen und Weggabelungen angebracht. Man konnte sich nicht verfahren! Untertürkheim ist bekannt für die Autoschmiede Mercedes Benz, aber fast genauso bekannt für seinen guten Wein von der WEIN Manufaktur Untertürkheim. Früher kannte ich die Qualitätsunterschiede Kabinett, Spätlese oder Auslese. Die Manufaktur vergibt Sterne. Jede Weinqualität hat seinen Stern. 1 Stern, 2 Stern oder 3 Stern Qualität. Ich musste umdenken . Qualität kann nicht nur an dem Gehalt des Zuckers in der Traube gemessen werden. Ich Verstand.

Am Kappelberg entlang verlief die Tour in das Remstal. Weingut Aldinger, Weingut Schnaitmann sind die Superstars der Weinbranche, aber wir passieren die Fellbacher Weingärtner mit der alten Kelter. Ein Deutscher Rotweinpreis ist mir in Erinnerung geblieben. Aus der Weinlage Fellbacher Lämmler, 2019 Lemberger Edition P.. Ein Ritterschlag.

Wir erreichen den ersten Kontrollpunkt, die erste Verpflegungsstation. Es wird abgebaut, keine grossen Vorkommnisse, alle Radfahrer sind schon durch. Einen schnellen Kuchen auf die Hand. Weiter geht’s immer weiter.

Weiter geht’s. Immer Weiter

In Weinstadt treffen wir an der Ecke auf die Winzer vom Remstalkeller. Sie haben gute Weine, paar schöne Ideen. Es wird süßer, moderne Namen, Imitationen eines Primitivo aus Apulien (Primo #1), die neuste Weine tragen auch den Namen SWEET. Sonne im Glas😉

Jetzt geht es tief in den Schurwald. Thomas,der Jugendleiter macht die Pace an der Spitze.Er hat’s noch drauf, müssen sich die Jungen noch ganz schön Strecken. Ich setz‘ mich an sein Hinterrad. Stetig erhöht er die Geschwindigkeit.Wie Pogacar der Überflieger, bis einer nach dem anderen dem Tempo Tribut zollen muss. Ich bleib drann, lass mich nicht so einfach abschütteln, gehe tief. Eine letzte Kehre, das Wäscherschloss, Sitz der Staufer,in Sichtweite. In den Wiegetritt, es brennt,es tut weh,ich bleib drann!

Der sanfte bewaldete Höhenzug begeigerst meine Sinne. Streuobstbäume in voller Blüte, weite Blicke in die UNESCO Kulturlandland der Ostalb. Genieße den Qualitätswindschatten meiner Edelhelfer Marc, Thomas und Michel .

Wir biegen ins Nasachtal ein, vor uns die Betreuer im Bus der Orga Stuttgardia. Sie nehmen jetzt wieder alle Hinweisschilder und Richtungspfeile ab. Ein großer Aufwand, aber es hat sich gelohnt. 300 zufriedene Teilnehmer, alle wurden gut versorgt, keiner hatte sich verfahren, alle hatten Spass. Das ist nicht immer so, wie sie mir berichten. Im letzten Jahr waren es nur 7 Teilnehmer bei Dauerregen, der Aufwand gleich,die Kosten hoch.

Wir treffen auf Dennis von der Stuttgardia. Ein junger Bursche, fährt in der Bundesliga U19. Er setzt sich gleich an die Spitze und macht die Pace Richtung Stuttgart. Halleluja, hat der Dampf in den Beinen. Kann gerade so das Hinterrad halten. Mach mich klein, sehr klein auf meinem Merida Reacto. Wir stürmen nach Stetten rein, wie Tom Pidcock legen wir uns in die Kurven, den Bremspunkt am Limit. Kein Blick für die Y-Burg, kein Blick für die berühmten Stettener Weinlagen Brotwasser und Pulvermächer. Wir sind im Geschwindigkeitsrausch.

Im Ziel, durchpusten, den Rücken strecken,die Beine lockern, ein letzter Schluck aus der Trinkflasche. Ein oder zwei Maultaschen? 2 Maultaschen 1 Wulle.🍻 Nett sitzen wir noch zusammen, im schwäbischen: eine Hocketse!

Wie könnte ich die 47. Weinlandtour nicht mit einer Weinempfehlung beenden. Ich nehm Euch mit auf den Rotenberg. Dort auf dem Hügel befindet sich die Grabkapelle von Herzog Wilhelm, erbaut für seine geliebte Katharina. Nicht weit entfernt liegt die Alte Kelter, hier residiert die Winzergenossenschaft Collegium Wirtemberg. Ein 2022 Chardonnay Edition hab ich im Glas:klar,grüne Reflexe,frische Frucht,schöner Schmelz,lang am Gaumen,dicht,Komplex,zum Wohl!

Bleibt gesund,bleibt mir treu.

Der Coach (Basti)

Zugabe

47. Weinlandtour
Sonnenuntergang am Rotenberg

Toujour Provence

Toujour Provence

„Schöne kleine Straßen“, sagte Bruno mit einem feinen provençalischen Akzent auf einer Anhöhe von Piégon in der Mirabel aux Baronies. Die Sonne stand hoch, tief atmete ich die klare provencalische Luft ein, nahm einen Schluck aus meiner Trinkflasche und wiederholte auf französisch,“magnifique, Oui, petits chemins“ und klopfte ihm anerkennend auf seine schmächtigen Schultern. Ich war wieder in der Provence, ich war wieder in Valréas, ich war wieder bei Mama Christa. Frei nach dem Welterfolg von Peter Mayle „Mein Jahr in der Provence“ werde ich Euch meine 7 Tage im März in der Provence beschreiben.

Piégon
Jeudi

Die Dachbox auf dem Autodach, mein Merida Reacto zwischen Taschen, Koffern und Schwiegermutter geklemmt, Hütehundmix Chablis 🐕 nahm gemütlich im Kofferraum Platz, Miri schloss die Haustür. Nous sommes prêts, ab in den Süden, ab auf die Route de Soleil.🌞 Nochmal Tanken vor der Grenze, bis Oberkante voll, in Frankreich gab es Streik, das Benzin wurde knapp. Der Präsident Macron war Zielscheibe wütender Ausschreitungen. Ja, das kennen wir so in Deutschland nicht, aber es ging um die Rente und da verstehen die Franzosen keinen Spaß. Ich bekomm einen Anruf: Michel von der Radbande ist am Ende der Leitung. „Chef hat mir Urlaub gegeben, ich komme, ich sitze schon in meinem Citroen C2, ich fahre mit Dir die „La Corima“. Super rufe ich freudig in die Freisprechanlage!“ Wasserträger, ein Edelhelfer an meiner Seite für das 144 km lange, anspruchsvolle Rennen in der Drôme Provençal, genannt „La Corima“. Fritzie der Familienhund begrüßte uns schwanzwedelnd, Mama Christa lugte aus dem Fenster und wedelte freudig zur Begrüßung mit ihrem Küchentuch. Bernd, der Handyman und guter Freund aus Deutschland erhob sich kurz von seiner Arbeit, Hubert, Antroprosoph, französischer Freund von Mama Christa rief uns ein Bienvienue á Valréas zu! Am Abend bei Baguette, Käse und Wein schmiedeten wir unsere Pläne für die kommenden Tage. Allons-y.

Bienvienue á Valréas
Vendredi

Die aufgehende Sonne begrüßte mich am nächsten Morgen die gerade über die Hügel von Valréas aufging. Ich war für das Frühstück verantwortlich, so schnappte ich mir die Baguette Tasche und fuhr zu zur Boulangerie Marie Blachère. Eine grosse Bäckerei Kette an der Ausfahrtsstraße nach Nyons gelegen. Lecker duftiges, warmes Baguette, frische buttrige Croissant, kleine gefüllte Beignet. Ein Art Kreppel (nur Rottenberger wissen das es ein Berliner ist) in Minivormat. Deux Brownie et trois Pain aux chocolat rief ich der hübschen Verkäuferin zu. Mit einem charmanten „Merci et à demain“ verließ ich Marie Blachère. Schwarzer Kaffee, Grüner und ein Earl Grey brühte ich gekonnt auf. Verschiedene Marmeladen, ein Lavendel Honig, Käse und Wurst….Hab ich noch was vergessen? Wo sind die Eier von glücklichen Hühnern?

Espresso Stop

Michel bereitete sich schon auf unsere erste gemeinsame Tour in der Provence vor. Die Reifen auf 7,5 bar, Wasser in den Trinkflaschen, auf das Gesicht und auf die Waden Sonnencreme. Ich bereitete derweil die Lammkeule für unser Abendessen vor. Knoblauch, Salz,Pfeffer und die guten Provençalischen Kräuter nicht zu vergessen. Lecker. Ich hatte eine gute Tour geplant, sie ging nach Saint Maurice sur Eygues in die Baronies, den Mont Ventoux im Blick, über den Col de La Croix Rouge in die Drôme Provençal. Hoch über den Col de Valouse nach Dieulefit. Ein Mhh, Ahh, ein Ohh, Michel war in seinem Rennradfahrer Glück. Die beste Vorbereitung für „La Corima“, der Col de Valouse war auch Teil der Rennstrecke, so war es eine gute Übung. Wir diskutierten viel, mehr über Landschaft und Leute, mehr über Essen und die Liebe. Die Provence schärft deine Sinne, die Provence verleiht dir Flügel. In Dieulefit, die Töpferstadt, einen guten Crêpes, einen guten Petit Café. Während der Tour konnte ich nicht mehr aufs grosse Kettenblatt schalten. Merde, meine Batterie auf Sparmodus und mein Ladekabel DI2 in Deutschland gelassen.! Ein Hilferuf beim Bruno vom Radsport Club VCV Valréas. „Je me reisegne“, so seine Antwort. Die Telefondrähte glühten heiss, sie versuchten alles um mir aus der Patsche zu helfen. Nach der Tour gönnte ich mir ein Bier Blonde (Günzburger Helles, aus Deutschland 🍻😉) und schob die Lammkeule in den Ofen! Bei einem guten Bio Wein aus Visan mundete das Abendessen vorzüglich. Une régale.

Col de Valouse
samedi

Der Tag vor dem Rennen. Am Abend sollte es eine Fischterrine auf Salat, gegrillte Garnelen und Eis mit heißen Himbeeren geben, dafür gingen wir in den lokalen Intermarché und hatten eine grosse Einkaufsliste. Miri stöberte beim Obst & Gemüse, ich verschwand in der Weinabteilung. Alle namhaften lokalen Winzer waren vertreten. Ich entschied mich für einen leckeren Rosé „Lisa“ von Domaine Lauribert und einen 2018 Valréas Village von Mireille et Vincent. In Vinsobre besuchten wir die Landwirtschaftsmesse. Ein netter Zeitvertreib. Mit einer weiss blühenden Cistrose, einem Chêne blanc, geimpft mit dem Trüffel Myzel und den den Geschmack der guten Grand Cru Weine am Gaumen verließen wir Vinsobre. Am Nachmittag tauchte Bruno auf und hatte für mich das so wichtige Ladekabel DI2 dabei.Meine Rettung. Ein Grande Merci!

Grand Cru Vinsobre
dimanche

6.00 Uhr. Kein frisches Baguette, kein warmes Croissant, keine gefüllten Beignet. Nein, Quark, Müsli mit Bananen, Datteln gab es zum Frühstück, Wir brauchten Zucker, wir brauchten Kohlenhydrate wir brauchten Fett. Energiespeicher auffüllen. Es wird ein langer Tag. Ein Renntag. Hunderte von Radrennfahrer waren schon vor uns am Start, wir konnten uns nur hinten einreihen in die lange Schlange. 2400 Starter warteten auf den Startschuss zu 12′ Edition „La Corima“. Die ersten Kilometer waren wir gemeinsam im Peloton unterwegs Ich, der Capitano und Michel, mein Edelhelfer. Die Berge im Nebel gehüllt, dauernder Nieselregen machte die Strecke zu einer Herausforderung. Die Straßen glatt, das Spritzwasser im Gesicht. Wir hatten uns stets im Blick, das gelbe Trikot der Stuttgardia immer in Sichtweite. Michel war gut drauf. Michel war meine Lokomotive. Kurz vor dem Gipfel am Col de Valouse zeigte Michel was in ihm steckt und lancierte eine Tempoverschärfung der wir alle nicht folgen konnten.Er holte sich den KOM (King of Mountain). Einfach mal Muskeln zeigen! Die Franzosen waren beeindruckt.(darüber wird in Valréas noch in Jahren erzählt werden!) Ein letzter Anstieg am Col Haut Aleyrac, gesäumt von vielen Fans aus der Umgebung, Jean-Pierre klatschte mich ab und rannte wie der Teufel Didi Senft ein paar Meter mit, dem Gipfel entgegen. Das Ziel war nicht mehr weit. Im Sinne des Belgischen Kreisel stürmten wir nach Montélimar. Mit einer 90 Grad Kurve rasten wir auf die Zielgerade ein. Michel eröffnete den Sprint, hielt lang das Tempo hoch. Ich konnte mich an sein Hinterrad setzen, scherte im richtigen Zeitpunkt aus seinem Windschatten. Gagné🏁

lundi

Mistral kam über Nacht. Es heulte und stürmte um das Haus. Richtig zum fürchten,wenn man es nicht kennt. Am Frühstückstisch wurden unsere Erlebnisse, unsere Eindrücke vom Rennen lebhaft wiedergegeben. Schneller, härter, gefährlicher, natürlich mit einem Augenzwinkern. Der Markt von Tulette war unser Ziel am Vormittag. Ein neuen schicken Korb für Miri, Obst und Gemüse, Käse und Wurst im Einkaufskorb, danach ein Espresso Stop (Michel erzählte den umstehenden Franzosen, ich wäre der Sohn von Bernard Hinault.Grosse Aufregung….. ,) 3 Flaschen Wein von der kleiner Domaine de la Rouge Jouvence. Anschließend einen Rundgang im Schloss von Suze la Rousse, ein schöner Montag Vormittag in der Provence.

Am späten Nachmittag noch Mal die Beine lockern, gegen den gefürchteten Mistral.Macht wirklich keine Laune.Bleibt daheim, wenn er bläst und durch die Straßen fegt.

mardi

Ich wachte auf und hörte nur das zwitschern der Vögel. Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne ging über den Dächer von Valréas auf. Es sollte ein schöner Tag in der Provence werden. Bruno kam vorbei und lud uns zu einer Radtour ein. Après Midi, 13:30 heure,? Bien. Wir hatten noch Zeit auf einen Kurzbesuch zum Kloster Aiguebelle. Ein Zisterzienserorden der strengen Observanz (auch „Trappisten“ genannt) mit einer Lourdes Quelle (die Trinkflaschen wurden gefüllt) und den besten Pastis der Welt.

Fontaine Aiugebelle

Ich zog das Trikot des VCV Valréas über, die Trinkflaschen gut gefüllt, die Reifen auf 7,5 bar rollten wir zum Treffpunkt. Bruno hatte zu Ehren unserer Freundschaft, zur Ehre der Jumelage Valréas und Sachsenheim das deutsche Radbande Trikot übergestreift. Jean-Pierre kam noch dazu, so waren wir zu Viert. Es wurde zu meiner schönsten Radtour. Mein Herz ging auf, die Sonne lachte, der Himmel so blau, alte Olivenbäume säumten unsere Wege, die ersten Mandelbäume in blühte und unsere französischen Freunde waren die besten Capitane, die besten Edelhelfer die sich ein deutsch – französisches Radsportteam nur wünschen konnte. Launig mit Dampf in den Beinen zeigten sie uns ihre „kleinen Straßen“ Sie waren stolz. Stolz auf ihre Hâute Provence 🌞 Bei einem Leffe Bier auf der Sonnenterrasse von Jean-Pierre endete unserer einmaligen Radtour. Merci.

mercredi

Der Tag der Abreise. Ich verlier nicht viele Worte, mit den letzten Sätzen, frei nach Peter Mayle, möchte ich meinen Blogbeitrag beenden: Es waren Tage gewesen, in dem wir sehr intensiv geradelt, (350 km/4300 Hm) lecker gekocht, (Lammkeule, Garnelen, Eis mit heißen Himbeeren) angeregt geredet, einfach – gelebt haben. Faszinierende, in manchen frustrierende oft unbequeme Tage, (das Rennen la Corima🥵🏁) die aber nie langweilig oder enttäuschend 🏆 gewesen waren. Vor allem fühlten wir uns hier zu Hause. Mama Christa brachte Gläser mit Alexion (alkoholfreier Kräuterlikör mit 52 Kräuter) aus Aiugebelle. Bernd der Handyman unterbrach seine Arbeit. Bruno et Jean-Pierre schauten zum Abschied vorbei. Hubert erhob das Glas und wünschte uns „Santé et bonne Route à bientôt mes ami !“

Bleibt gesund, bleibt mir treu. Euer Coach. (Basti 😘)

en plus….

welch Ehre,das Trikot 💪
noch gute Laune🚴

Atlanterra

Atlanterra

oder

eine Vuelta Espania

Es war an einem Silvester Abend. Man sass gemütlich mit guten Freunden beisammen. Coronabeschränkungen ließen keine grossen ausufernden Partys und bunte krachende Feuerwerke zu. Es war ein feiner Abend, gutes Essen, guter Wein und anregende Gespräche. Man war froh wieder beisammen zu sein und nicht über das C Wort zu reden. Nach langem gab es Mal wieder andere Themen und das tat gut. So kam das Gespräch auf unser Leben im Alter. Wo und wie will man Leben? Wo ist der Platz, wenn die Kinder gross, das Haus bezahlt und die Rente naht? Warum nicht gemeinsam alt werden. Aber wo und wie? Ich hatte mir noch keine Gedanken gemacht, fand die Idee aber charmant. Zusammen ist man weniger Allein.

Andalusien, unendlich lange weiße Sand Strände. Die schönsten Sonnenuntergänge Spaniens. Morgens trifft man sich  auf einen Cordado in den unzähligen Bars und Kneipen, am Abend auf einen Aperitif, schwärmte Sandra uns ihre Idee vor. Die Idee kam an. Marbella rief Sven begeisternd in die Runde.Wo die schönen und Reichen zu Hause sind schmunzelte Mela. Also, ab in den Süden.

Spanien kannte ich nicht, höchstens von den Weinen die ich gerne trank. Ein Rioja, ein Rueda oder Mal ein Wein aus dem Priorat. So plante ich erstmal unseren Jahresurlaub nach Spanien. Eine Reise mit Miri, Elfie,Chablis konnte beginnen. Mein Merida Reacto durfte nicht fehlen. Über Südfrankreich, ein paar Tage in den Pyrenäen, einen Stop in Lourdes sollte der erste Übernachtung auf spanischen Boden Salmancar sein. Eine gute Woche dann in Andalusien, auf der Rückfahrt über Marbella, das Ebro Delta, einen Halt in den Cevennen und der Abschluss unserer Rundreise hieß Dijon im Burgund. Was für eine Tour, eine Vuelta Espania. Diese Tour möchte ich Euch Hier und Heute beschreiben, eine Tour auf der Suche nach unserem privaten Residential, auf der Suche nach Atlanterra.

Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, so fuhr ich schon eine Woche vor unserem Urlaub mit einer Dachbox durch unsere Stadt. Mein Merida Reacto kam noch zwischen Proviant und Schwiegermutter an diesem Morgen und ab auf die Autobahn gen Süden. Der erste Stop, Valreas, Provence, immer wieder schön „nach Hause“zu kommen. Aimée und Julian begrüßten uns herzlich. Am Abend, aus dem Kühlschrank funden was nettes gezaubert, gutes Essen, gute Gespräche, die Kinder sind gross geworden.Wo ist die Zeit geblieben?

Nach Hause kommen

Der nächste Tag, frische Croissant 🥐,frisches Baguette, man ist in Frankreich. Danke Hubert,du bist ein Schatz.Danke für alles.🥰

Die Pyrenäen, die grosse Gebirgskette, die Frankreich und Spanien trennt. Über 200 Dreitausender! Kannte ich nicht. Nur durch die Tour der France im Fernsehen, mit dem Tourmalet, mit dem Aubisce, mit dem Col de la Perche (1.581 m) Monumente der Radsportgeschichte. Es war beeindruckend, bei der Ankunft in unserer Ferienwohnung, hoch oben auf dem Hügel, die großen Berge im Hintergrund. Mystisch. Palmen, ein schöner Garten. Die untergehende Sonne taucht den Naturpark Pyrenäen Meditarinee in ein atemberaubendes goldrotes Schauspiel. Empecables! Unser Domicil für die nächsten 5 Tage. Frühstück auf der Terrasse, die 3000er im Blick, mein Merida Reacto blitzte im Sonnenlicht, ich hatte Bock die hohen Cols zu bezwingen,  aber erstmal ging’s mit Miri, Elfie und Chablis in eine Wallfahrtskapelle..

Erstmal ne Kerze anzünden 🕯️

Kleine Straßen, warm fahren, den Puls spüren, finde ich den Einstieg zum Col de la Crouzette (1245), dann hoch zum Col du Portel ( 1465 Meter) , gute Bedingungen, Windstill, die starke Sonne scheint nur gelegentlich durch. Die dichten Wäldern der Pyrenäen schützen mich vor den gefürchteten Winden. Die Waldgrenze erst auf 1200/1300 Metern. Im Einklang mit meinem Rennrad, runder Tritt, finde ich mein Tempo am Berg. Fühle, die Luft wird dünn, die Lungen brennen, aber die weiten Ausblicke  auf die grossen Gipfel, motivieren mich, geben mir Kraft. Ich finde meinen Rhythmus, noch zwei Kehren, die Passhöhe gleich erreicht, jetzt nochmal in den Wiegetritt, ein Schluck aus der Trinkflasche. Erreicht. Schnelles Foto, weiter geht’s, immer weiter, jetzt stürze ich mich in die gefährliche Abfahrt. Ich riskierte nichts, die Bremsen Quietschen, sie Qualmen, sie halten !

5 Tage Pyrenäen, 5 Tage voller neuer Eindrücke. Hoch auf den Lac Bethmale (1264 Meter), rein in einen Bergfluss zur Abkühlung, schlendern im Klostergarten von Abbaye de Combelongue und auf der Suche nach den ersten Menschen in der Höhle von Mas d’Azil vor 18000 Jahren. Die Kombi macht’s.

Splendide vue Pyrenées

Der Abschied fiel schwer, aber es musste sein. Wir waren ja auf der Suche nach unserem privaten Residential. Also ab, auf die Autobahn Richtung Spanien, aber erstmal eine Kerze 🕯️ in Lourdes anzünden.Welch eine spirituelle Energie welch eine katholische Party. Alles ist auf den Beinen. Jung, alt, gebrechlich, fromm und frech.Ich sitz am Morgen auf einen Espresso vor dem Eingang zur der Grotte Massabiele in einer Bar. (Hunde dürfen nicht rein) Am Nachbar Tisch bestellen sich erstmal die Damen zwei Bier 🍻 Schön hier, Miri kommt mit 4 Flaschen selbst gefülltem Lourdes Wasser. Und wie schmeckt es? Normal, nach Wasser halt,leicht gechlort die Antwort.

Mit Lourdes Wasser im Gepäck überqueren wir die spanische Grenze. Über endlose Weiten geht es nach Salamanca.Wir sind begeistert. Es ist ein Samstag, die Stadt brennt, die ganze Stadt feiert eine grosse Fiesta und wir sind mitten Drin dabei. Es macht Laune.

Imposante

Der nächste Tag, ein schneller Cordado keine Zeit mehr für Kultur, keine Zeit für Salamanca. Unser Haus, eine Finca am Atlantik war das Ziel. Einsam durch schmale holprige Wege lag die Finca, weiss getüncht in der Abendsonne, in Sichtweite der brausende Atlantik. Ein Traum aus einem TUI Katalog. Herrlich.

Finca Andalusia

Miri stürzt sich gleich mutig in die Brandung. Respekt. Wette verloren, hier der Beweis Schwarz auf Weiss

Die traut sich

Wir fühlen uns wohl, Spaziergang an unendlich langen Sandstränden, am Nachmittag in den Schatten spenden Palmen zu dösen, am Abend ein frischen Fisch aus dem Meer, aus dem Atlantik. In der Region werden traditionelle Fangmethoden angewendet, besonders für den bedrohten Thunfisch. Ein guter Wein, ein Rueda oder ein Verdejo aus dem Ribero del Duero begleitet das leckere Abend Essen. Lecker

Mein Merida Reacto wartet, ich bin schon ungeduldig, möchte die Küsten Straße Andalusien kennen lernen. Miri, Elfie, Chablis dösen im Schatten, ich nutze die Chance, ich ziehe das Radbande Trikot über, schnapp das Rad und rolle leise und sanft über die Küsten Straßen. Es läuft. Nehme Tempo auf, trete mit großem Kettenblatt hoch durch Kiefernwälder im Naturpark Brena y Marismas kräftig in die Pedale. Nur das Rauschen des Atlantiks und surren meiner Kettenblätter ist zu hören. Ich hab Spass. Eine Herausforderung kommt noch. 2015 war das Finale der Vuelta Espania 🇪🇦 in Vejer. Alejandro Valverde gewinnt die Etappe. Ich nehm die gleiche Route wie damals. Es knallt, richtig steil die letzten Meter, ich geh in den Wiegetritt, ich kotz, ist das steil, die letzte Rampe von Vejer der la Frontera. Oben in der Stadt angekommen biege ich auf einen Cordado in eine Bar ein, ich feiere mich selbst.

Nun, die Suche auf unserem privaten Residential haben wir noch nicht aufgegeben. Wir cruisen am Nachmittag entlang der Küste. Vor uns taucht Atlanterra auf, eine Villen Gegend, entwickelt von Schweizern, die schon in den 1960er Jahren dieses Idyll entdeckten. Schick, tré chick! Hinter hohen Mauern, jede Villa ein Traum, fein eingebettet in die Küstenlandschaft .Wir halten, genießen den Blick, eine Ziegenherde zieht an uns vorbei. Vor uns eine Parzelle, mit Wachholder, Ginster und mit spanischer Heide beflanzt. Könnte dies unser Land werden, unser Traum, unser privates Residential? Ein Haus am Atlantik, am Ende der alten Welt, der Blick wandert in die Tiefe des Atlantiks. In weiter Ferne, kann das Afrika sein, fragt mich Miri ungläubig. Ja, Das Atlas Gebirge, nur 20 km Meer trennt Europa von Afrika an dieser Stelle, wir sind fasziniert. Wir schlendern runter zum Strand, ich stürze mich mit Chablis freudig in die Brandung, schmecke Salz auf meinen Lippen, eine grosse Welle verschluckt mich, juchzend tauche ich wieder auf. Es macht Laune. Genießen den Sonnenuntergang, lassen unsere Blicke schweifen, hoch zum Leuchtturm Faro Camarinal, entlang der Küste hoch zu unserem Stückle, wie man im schwäbischen sagt. Dort könnte unser Haus stehen, unser persönliches Atlanterra.

Unser Stückle

Wenn es am schönsten ist soll man bekanntlich aufbrechen. So verließen wir noch vor Sonnenaufgang unsere Finca Andalusia entlang der Spanischen Küste.Wir passieren Gibraltar und machen einen Abstecher nach Marbella rein. Ich bin enttäuscht, der Strand grau, die Wellen plätchern vor sich hin. Die ersten Sonnenanbeter cremen ihre Haut, die ersten übergewichtigen Sportler laufen die Promenade hoch und runter, müde Urlauber schlendern unmotiviert durch die Gassen. Einfach Proll. Vielleicht bin ich nicht gut drauf, aber hier kann ich mein Lebensabend nicht vorstellen. Wir fahren weiter,ein Yurte im Ebro Delta ist unser Ziel für eine Nacht. Auf geht’s entlang zu gebauter Küstenstraße, Beton wo man hinsieht.

Afrika

Co Pilot Miri lotst mich mittels GPS Signal durch den Naturpark im Ebro Delta.100,70 50 ,20 Meter, jetzt scharf rechts dann gleich links, noch 800 Meter! Vorsicht Graben, 20 Meter unbekanntes Hinderniss, was für eine Rally in dem Ecologic Oliven Reservat. Ziel erreicht. Ich puste durch, die Eigentümerin begrüßt uns Vier herzlich, führt uns zu unserer Yurte für eine Nacht. Ein Traum unter dem spanischen Himmelszelt. Boenas Noches. Der nächste Morgen, ein persönliches Frühstück, ein guter Start in den Tag, ein guter Abschluss ,ein Adios.🇪🇦

Unter dem spanischen Himmelszelt
Buenos dias, gut geschlafen 🐕

Es warten die Cevennen, es wartet ein weiters unbekanntes Land. So viel hab ich in Europa noch nicht gesehen, so viele schöne Ecken sind noch zu entdecken. Das gute liegt so nah, so auch die ursprüngliche Bergregion, ein UNESCO Weltkulturerbe. Wir erreichen auf 800 Höhe unsere Unterkunft. Hotel Restaurant Gare aux Anes. Ein ehemaliger Bahnhof Combe Redonde. Am Abend im Restaurant herzliche gute französische Küche. Mein Menü schließe ich mit einer feinen Käseplatte. Ein würzig, salzigen Roquefort begeistert meine Sinne. Stolz berichtet mir die Gastgeberin das dieser Käse nicht unweit des Dorfes entstanden ist. Und heute noch in den Höhlen von Roquefort reift. Lecker.

Sonnenaufgang in den Cevennen

Die Reise neigt sich dem Ende, aber ein Highlight hab ich noch.Wer kennt sie nicht die grossen Weine des Burgunds. Ein Mersault einen Corton, einen Montrachet oder doch lieber ein Pommard. Ich kann mich nicht entscheiden, einer besser als der andere, ich liebe das Burgund. Ich liebe die Weine. Es ist kein Chardonnay, es ist kein Pinot Noir, es ist Terroir! Jeder Weinberg ein kleines Juwel, liebevoll eingerahmt von kleinen Mäuerchen. Empecables.

Dies war die Reise auf der Suche zu unserem privaten Residential, eine Reise in unsere Zukunft. Wie soll sie aussehen, wo möchten wir Leben? Finden wir unser Coup der Couer? Wir haben viel gesehen, wir haben viel erlebt, wir haben viel diskutiert. Alt werden mit guten Freunden, gesund alt werden, mit einer hohen Lebensqualitäten, mit Lebensfreude. Gelingt uns das? Ja, packen wir es an.

Bleibt mir treu, bleibt Gesund. Euer Coach

Zugabe

Cevennen

Der Streckenposten

Der Streckenposten

oder

die 🇩🇪 Tour

zu Gast in Stuttgart

„Bist du deppert hier die Straße zu sperren!“, wurde ich richtig wütend angeschnauzt. „lch hab zwei kleine Kinder im Auto und der Opa wartet auf sein Essen“ schrie die junge Mutter mich hysterisch weiter an! Andere aufgebrachte Autofahrer kamen dazu ich kam in schwitzen in meiner gelben Warnweste. Was war passiert?

Der Morgen fing eigentlich so schön an. Die Regenwolken der Nacht hatten sich verzogen, die ersten Sonnenstrahlen, herrlich. Ich traf mich mit Marc von der Radbande und wir fuhren plaudern den Neckar entlang. Querten den Neckar und bogen in die Rems, ein kleines verwunschenes Tal in Richtung Schorndorf, mein Ziel als Streckenposten für die Deutschlandtour des Jedermannrennen, ein. Dort sollte ich für 2 Stunden eine Straße sperren. Wir trafen auf die Stuttgardia Kumpels zur Einsatzbesprechung. Die Warnwesten wurden verteilt, die letzten Anweisungen. Ich war auf meinem Posten. Das Rennen konnte beginnen.

Der Streckenposten

Die Deutschlandtour, ein vier Tages Rennen der Profis und das Finale in Stuttgart. Auf der Theodor – Heuss Straße, genannt einfach „Die Theo“. Ein Spektakel. Die ganze Stadt, die ganze Region im Radsport Fieber. 2018 war die Tour schon Mal zu Gast in meiner Wahlheimat und ich meldete mich zum Jedermannrennen an. 100 km über gesperrte Straßen, über gesicherte Kreuzungen, einmal wie sich ein Profi in einem grossen Peloton fühlen. Gross.

Ja, mit dieser Erinnerung wollte ich Mal dazu beitragen so ein grosses Rennen als Streckenposten zu tragen. Mal die andere Seite der Medaille, mal „Einer“ von den hunderten von ehrenamtlichen Helfern zu sein. Ein kleines Rädchen. Ohne die so ein Rennen nicht möglich wäre. Aber auf das was dort kam war ich nicht vorbereitet….

Zur erst kamen die Polizei Motorräder mit Blaulicht in einem höllischen Tempo, dann das Einsatzfahrzeug mit der Roten Flagge. Das Zeichen für die Komplett – Sperrung der Rennstrecke. Wenige Minuten folgte schon eine Spitzengruppe. Die ersten waren verdammt schnell unterwegs. lm Ziel hatte der Beste ein Stundenmittel von 42 km/h auf der Uhr. Eigentlich schon Profi Tempo! Danach kam lange nichts. lmmer musste ich genervte Autofahrer zurück schicken. Viele wollten mit ihren Kindern ins benachbarte Freibad, einige einfach nur nach Hause. Alle brauchten Geduld an diesem Sonntag in Schorndorf. 3200 Rennradfahrer nahmen Teil und leider sind nicht alle so gut trainiert. Für einige war es auch ihr erstes Rennen. 25 km/h ist die mindest Durchschnittsgeschwindigkeit, danach kommt nur noch der Besenwagen. So mussten wir natürlich lange warten an meiner Kreuzung. Den ein oder anderen Autofahrer konnte ich ermuntern auszusteigen und dem Rennen beizuwohnen. Unter ständiges klatschen, aufmunternde Worte, motivierende Rufe feuerten wir gemeinsam jeden Amateur an. Jeder hat es verdient, jeder hat sein persönliches Leistungsvermögen, sein persönliches Ziel und wenn es nur ankommen und nicht vom Besenwagen eingesammelt zu werden bedeutet. Kurze Zeit später kam das Polizei Fahrzeug mit der grünen Flagge, das Zeichen meine Sperrung aufzuheben. Ich war erleichtert, bedankte mich bei allen für ihre Geduld. So schlimm war es doch nicht. Aussteigen, locker bleiben, sich in andere Hinein Versetzen, raus aus seinem Ego Tunnel eine halbe Stunde seines Lebens für ein Rennen, für den Radsport geben. Danke. Kurz traf ich mich noch mit meinen anderen Strecken Posten von der Stuttgardia und jeder erzählte noch eine weitere Anekdote an diesem Tag in Schorndorf.

Kumpels von RS Stuttgardia 1886 ev.

Ich verabschiede mich, schnappte mein Merida Reacto und fuhr auf der gleichen Strecke, überholte den Besenwagen, überholte erschöpfte Rennfahrer und winkte den anderen Streckenposten zu, die gerade ihre Straßen Sperrung abbauten. Jetzt hatte ich Bock ein Rennen zu fahren. Ich wurde immer schneller. Rein nach Stuttgart, den Pragsattel hoch im Wiegetritt am Killesberg vorbei feuerten mich die Zuschauer an. In meiner Phantasie war ich jetzt der Polit, der Egan Bernal oder doch der Adam Yates, führender der Deutschland Tour. Mit Tempo im Stile eines Abfahrers, tief klebend am Oberrohr raste ich den Stuttgarter Kessel runter. Jede Kurve voll ausfahren, wie auf Schienen, mit der Gewissheit:Die Straße ist für mich gesperrt, es kann kein Gegenverkehr kommen, kein Auto aus einer der vielen Kreuzungen. Allein auf meiner Rennstrecke bog ich auf die Zielgerade ein. Die Theodor- Heuss Straße, genannt „Die Theo“. (die Poser Strasse am Abend für PS starke Autos) Nochmal aus dem Sattel, jetzt 50 km/h und schneller stürmte ich durch das Ziel, begleitet mit Applaus der vielen Radsportfreunde aus ganz Deutschland, links und rechts der Bande, klopfend mit den Fäusten auf die Werbebande, ein Trommelwirbel zum Finale. Nur für mich. Danke.

Ich überhole den Besenwagen

Siegerehrung

Jetzt, im Ziel, ließ ich mich treiben, schlenderte die Theo ab, sog die autofreie Stadt in mich auf. Sah glückliche Finisher, mit ihren Medaillen, stolz baumelnd an der Brust. Benni von der Radbande kreuzte meinen Weg. Er ist unter die Top 100 gefahren. Klasse, und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Der Hubschrauber kündigte die Deutschlandtour an. Drei Runden mussten in der Stadt gefahren werden. 3 Mal den Herdweg mit seiner brutalen Steigung. Was für eine Show. Das ist Radsport zum Anfassen. Ich bin begeistert. Michel von der Radbande im Stromberg/RS Stuttgardia 1886 ev. kommt vorbei, genau in diesem Moment kracht ein Profi Rennfahrer in die Bande. (Matthias Jensen, zum Zeitpunkt 4 . in der Gesamtwertung, gute Besserung) So wie bei mir im Jedermannrennen schildert er seinen Unfall und zeigt mir seine Blessuren. Der Besenwagen hat ihn eingesammelt. Sieg und Niederlage liegen so dicht beieinander. Aber dabei sein, sich einbringen. Als Profi, Amateur, als Zuschauer, Funktionär oder als Streckenposten. Nur so wird daraus ein geiles Ding. Bei einem Glas Bier am Palast der Republik lassen wir den Radsport Tag ausklingen. Lecken unsere Wunden. Im Hintergrund hören wir die Englische Nationalhymne. Ein schöner Tag in Stuttgart.

Wunden lecken
So lief es bei den Profis

Zugabe

Strassenkunst

Dieses Foto hat Kristian bei einem Rad Rennen aufgenommen. Die Kinder (das kleine Mädchen am Bildrand mit ihrem kleiner Bruder🧸) am Strassenrand haben dieses Kunstwerk erschaffen. Er war so begeistert. Im Gespräch konnte er beide Geschwister für das Kinderradrennen begeistern und motivieren. So kann gelebter Radsport Hand in Hand mit den Anwohnern, mit der Bevölkerung gelingen.🥰

Sunday bloody Sunday

Sunday bloody sunday

oder

How long must we sing this song ?

Es ist kein Sonntag, kein blutiger Sonntag. Es ist heiss an diesem Donnerstag im Juni, sehr heiss. Ich stehe im Wiegetritt mit meinem Merida Reacto in der Vogesen Wand. Ich nehme meinem Radhelm ab um meinen Kopf mit Wasser zu kühlen. „Helm wieder aufsetzen“ brüllt Stefan von der Radbande mir zu, sonst bekommst du einen Sonnenstich! Vor hundert Jahren im 1.Weltkrieg hätte mich ein französischer Scharfschütze ins Visier genommen. Kopfschuss.

Auf Einladung unserer französischen Radfreunde vom VCV Valréas zu einem gemeinsamen Radsportcamp in Gérardmer, Vogesen bin ich mit den #Strombergbuben kommend aus Freiburg unterwegs. Ich denke an den Krieg im Donbass, (der sich zu einem erbitterten Stellungskrieg entwickelt) ich summe sundy bloody sunday von U2 vor mich her. How long, how long must we sing this song? Ja, vor hundert Jahren war hier in den Vogesen auch ein erbitterter Stellungskrieg. 30.000 deutsche Soldaten und bestimmt genauso viele Franzosen haben hier in den Bergen ihr Leben verloren. Was wird mich erwarten? Wie werden wir empfangen? Als Freunde, als Gegner, als Feinde oder als Brüder im Geiste? Wir erreichen Col de La Schlucht, rollen nach Gérardmer. Ein feiner hübscher Ort in den Vogesen Bergen auf Höhe von 600 Meter gelegen, unser Domizil für die nächsten 4 Tage. Die Sonne lacht, unsere französischen Radfreunde erwarten uns schon sehnsüchtig und bereiten uns einen warmen herzlichen Empfang. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um 9:00 Uhr. Dann führt uns die Tour zum Grand Ballon! Ensemble.

Am Abend kochte Felix ein grossen Topf Spaghetti für die hungrigen Strombergbuben. Keiner von uns war je hier in den Bergen, keiner kennt die Steigungen, keiner kennt die gefährlichen Abfahrten. Es wird noch angeregt diskutiert. Mit vollem Magen und ein Glas Bier Kronenbourg  geht jeder mit seinen eigenen Gedanken, Wünschen und Hoffnungen auf den nächsten Tag zu Bett.

Die Sonne lachte, nach einem Petit Dejeuner mit frischem Baguette, knusprige Croissants mit dick Butter drauf, einem Schluck Kaffee erreichen wir mit unseren schicken Merida Reacto, Renn Maschinen, die im Sonnenschein blitzten, unseren Treffpunkt hoch über Gérardmer im Skigebiet. Ein grosses Hallo Bonjour und shake hands mit unseren Freunden aus Valréas Es war angerichtet.

Le Markstein 1183

Das Peleton angeführt von Bruno Lauzier, setzte sich in Bewegung. Gemeinsam starten, gemeinsam ankommen. Schön ging es aus Gérardmer am See auf sanften Strassen entlang heraus. Das Tempo war moderat. Felix und Marc waren nervös, wollten schneller, zeigen was sie drauf haben. Wie junge Rennpferde beim Start in der Box. Nur ruhig Brauner, nur ruhig. Die ersten kleinen Cols wurden gemeinsam erreicht. Ich sah besorgt in den Himmel. Regenwolken zogen auf, es wurde merklich kühl. Ich hatte nur eine kleine Windweste dabei. Ein Fehler. Aber ich wollte Gewicht sparen. Wir bogen in die Passstrasse zum Grand Ballon ein, jetzt flog das Feld auseinander, jeder musste sein Tempo finden, sein Rhythmus. Die jungen fuhren jetzt wie entfesselt, sie waren in ihrem Element. Die jungen Franzosen hatten die Aufgabe bekommen den Deutschen als Wasserträger und Edelhelfer zur Verfügung zu stehen. So hatte ich stets den starken Teddy und  Alban an meiner Seite. Wie zwei französische Hütehunde liessen sich mich nicht aus dem Blick. Oben kurz vor am Gipfel spürte den Eisregen auf meiner Haut, der Wind peischte mir direkt ins Gesicht, die letzten kehren, den Gipfel im Blick. Adrenalin, pure Freude. Oben auf der Station, Schulterklopfen, rein ins Warme. Ein willkommener und wichter Espresso Stopp. Die Franzosen waren gut vorbereitet, hatten einen Besenwagen dabei. Teilten das mitgebrachte Baguette mit uns. Eine nette Geste!

So, nach dieser Pause, raus in die Kälte, raus in den Regen, raus in den Wind der um den Grand Ballon pfeifte. Charlie der alte Haudegen zog sich schnell noch eine alte Zeitung unters Trikot. Ein Trick aus alten Renntagen in denen mann  noch mit schweren Baumwollklamotten und mit Radschuhen die man an die Pedale gezurt hatte die Berge erklomm, berichtet er mir.

Alter Haudegen Charlie

Es gibt eine Strasse, die nennt sich Route de Crêtes. Eine Strasse die keine Dörfer verbindet. Eine Strasse im Schutze der Gipfel auf französischer Seite. Gebaut im 1.Wektkrieg um die Militärs mit Nachschub zu versorgen. Auf dieser Strasse fahre ich mit Tempo im Windschten der schweren Jungs 1. Präsident Wesley Lane und 2. Prasident Fabrice Winaud vom VCV Valréas. Nur nicht abreissen lassen, ich mach mich klein auf meinem Merida Reacto, das Tempo ist mörderisch. Immer wieder geht Fabrice aus dem Sattel mit seinen dicken Oberschenkeln. Hält das Tempo hoch, keine Verschnaufpause, selbst hinter diesem französischen Qualitatswindschatten! Aber wie geil ist den das. Hundert Jahre nach Kriegsende sause ich diese Strasse entlang. Kein Atilleriefeuer, keine Scharfschützen muss ich fürchten. Nur eins: drannbleiben!

Route de Crêtes

In Géradmer kommen wir dann gemeinsam  (wie versprochen) wieder an. Ein freudiges „a demain“ von unseren Französischen Radfreunden aus Valréas. Der nächste Tour Tag hat es in sich. 150 km 3000 Höhenmeter sind im Roadbook angegeben. Hoffenlich wird das Wetter besser. Sonst sterbe ich.

Planche des Belles Filles oder Super Planche des Belles Filles, diese Worte lassen jeden Rennfahrer erschaudern. Dort wurde die Tour de France schon entschieden, auf dem Weg zum Gipfel haben sich Dramen abgespielt. Greipel hatte seine Rennmaschine über die Ziellinie getragen. Dort wollen die Franzosen mit uns hoch. Was haben sie mit uns vor? Wollen sie uns leiden sehen?

Super Planche des Belles Filles 🥵

Die Morgensonne über Gérardmer lachte, die Gewitterwolken der Nacht hatten sich verzogen. In zweier Reihen führte uns Bruno und Jacques aus dem Ort über den ersten kleinen Col de Rupts. Meine Beine waren gut, erstaunlich gut. Mit Tempo wie an einer Perlenkette gereiht fuhren wir die schönen Täler der Vogesen entlang und in Windeseile errichten wir Thillot und begrüßten die mit dem Auto angereisten Radfahrer, die sich ein paar Kilometer sparen wollten. Im grossen deutsch französischen Peloton fuhren wir freudig weiter. Nichts ahnend was dort noch auf uns zu kam. Der erste Anstieg, die ersten steilen Rampen, ich glaub die wollen uns verarschen, die wollen uns grillen, die wollen uns leiden sehen. Das kann doch keine normale Strasse sein? Über 18%. Ich kotz. Ich fahre mit einer Profimaschine, Kompakt 52/36, Kassette 11/32. Im Wiegetritt versuch ich meinen Rhythmus zu finden. An meiner Seite Präsident Charlie. Gottseidank, er muss auch leiden, muss auch kämpfen. Oben am Col wird jeder noch mal die letzten Meter angefeuert. Ich entdecke ein Schild. Ja, hier ist auch die Tour de France gefahren und Thibaut Pinot hält mit 11:28 Minuten den Rekord.

Col de Chevreres 916 Meter

Ein Erinnerungsfoto, warten auf den letzten. Einfach guter Radsport. Jetzt die Abfahrt nach Planche les Mines, der Start in den Berg, in den Mythos, in dem schon die Tour de France entschieden worden ist. Teddy steckt mir noch schnell einen Riegel zu, ich nehm‘ ein Schluck aus der Trinkflasche. Jetzt ist jeder auf sich allein gestellt. Ein grosses Poster am Wegesrande. Jan Ulrich in lebensgross auf seiner Rennmaschine mit entschlossenen Blick motiviert mich auf meine letzten Reserven zu greifen. Ich geb‘ alles. Die letzte Kehre, die letzten 18 %! THIBAUT PINOT , THIBAUT PINOT, THIBAUT PINOT in grossen Buchstaben auf der Strasse signalisieren mir das Finale. Ich versetze mich in einen Tour Sieger. Das Trikot zu ziehen, freihändig nehme ich die Siegerpose ein. Applaus, Applaus  Applaus. Fahre ich dem Ziel entgegen. Gutes Gefühl, so ein Tour Sieg.

Ein Tour Sieg?

Wer nun gedacht hat, das war’s. NEIN. Ein Col musste noch erklommen werden. Ballon de Servance 1216 Meter Hoch. Kleine Strassen, frei von Autoverkehr, frei von Motorrädern, frei von jeglichem Lärm der Civilization. Charlie nimmt Jacques Leclerc im Windschatten mit, jetzt sind die Rollen vertauscht. Der Deutsche gibt dem Franzosen die Unterstützung die er braucht um gut den Berg zu erklimmen. Ich lass abreissen, muss meinen eigenes Tempo mit meinem Merida Reacto am letzten Col finden. Die Strombergbuben wissen: Der Coach kassiert sie alle in der Abfahrt. Und so wars. Den Bremspunkt immer am Limit, nochmal aus der Kurve beschleunigen, ungläubigen, verwunderten Blicke meiner Radfreunde aus Valréas rausche ich an ihnen vorbei in das Tal und erreiche als erster das Ziel. Kleiner Spass. Schön wars.

Bruno, Teddy, Jaques, Pierre, Alban, Maurice, Didier kamen an mich herangefahren, klopften mir herzlich auf die Schultern. Ein kühles Bier und ein gutes Abendessen heute Abend bei uns sprach der 1.Président Wesley Lane die Einladung aus. Das habt ihr Euch verdient, lobte Bruno die deutsche Equipe! Grosse Freude bei den Strombergbuben. Am Abend wurde gut getrunken, gut gegessen, es wurde viel gelacht! Präsident Charlie hielt eine Staatstragende Rede und betonte wie wichtig die Deutsch – Französische Freundschaft für Europa ist. Wir haben viel in den letzten 70 Jahren erreicht. Aber das erreichte zu behalten, zu erhalten, sind immer wieder Anstrengungen nötig. Nichts ist selbstverständlich. Wie am Berg: wir brauchen Wasserträger und Edelhelfer. Das Peloton ist immer stärker als der einzelne Ausreisser. Überwinden wir Grenzen, überwinden wir Sprachbarriere, überwinden wir Vorurteile. Liberté, Égalité, Fraternité

Charlie und Bruno tauschten die Trikots und bekräftigten durch diese Geste ihre Freundschaft. HERZERGREIFEND

Charlie💪🇩🇪 et Bruno🤝🇨🇵

Radfahren ist kein Spiel, Radfahren ist ein Sport. Hart, unnachgiebig und unerbittlich und man muss auf vieles verzichten. Man spielt, Fussball oder Tennis oder Hockey. Aber man spielt nicht Radfahren - Jean de Gribaldy

Zugabe

für Profis

Stand by me

oder

die Bande vom Gräfenberg

Stand by me, oh, stand by me 
Oh, stand, stand by me 
Stand by me Stand by me oh oh, oh …. 

Das Lied geht mir nicht aus dem Kopf, ein richtiger Ohrwurm. Ich bin mit der Radbande im Stromberg unterwegs, heute mal auf eine Plauderrunde oder auch Babbel Tour genannt. Immer hab’ ich wechselnde Buddys an meiner Seite. Es wird gefachsimpelt über neue technische Details an unseren Rennmaschinen. Ich nicke interessiert mit dem Kopf, bin aber raus, verstehe kein einziges Wort.  “ Basti, hab’ mir ein neues Rad bestellt aus dem Internet, nicht in meiner Wunschfarbe, aber dafür auf Lager”, ruft mir Marc von der Seite zu. “ Ok, ist jetzt das Fünfte in deiner Sammlung! Ja, brauch ich, du weißt, muss für jedes Terrain und Wetter gerüstet sein”, erklärt er mir salopp. Ich nicke und denke an mein erstes Rad: das hab’ ich aus dem Müll gezogen! 

Wir wohnten am Boppengraben, vor unserer Haustür: die Müllgrube aus dem Ort. Ich weiß nicht was alles dort entsorgt worden ist, aber Mülltrennung, Sondermüll und Sperrmüll gab es in unserem Wortschatz damals nicht. Ein spannender Abenteuerspielplatz für mich auf jeden Fall. So zog ich zwischen Reifenteile, Ölkanister, Sperrholz und Kleidungsreste ein kleines Fahrrad aus dem Dreck. Bestimmt musste mein Vater die Reifen flicken und die Kette ölen, aber aus meiner Erinnerung stand es, wie aus einem Katalog bestellt, fahrbereit vor mir. Ein Traum. 

In aller unserer Leben kommt die Zeit in der die Kindheit endet

Eine Zeit, in der nichts mehr ist wie zuvor.

Ich nehm‘ Euch mit, in mein Dorf, in meine Kindheit. Das nächste Haus war 300 Meter entfernt. Genannt, das „Weisse Haus“. Ein Arbeiter Haus für den nahegelegenen Steinbruch in dem einmal Kalk abgebaut wurde. Dort lebten 3 Familien: die Krebsen’s, die Boek’s und ein GI (US – amerikanischer Soldat) mit seiner Frau. Entweder die Kinder waren schon zu alt oder zu jung zum Spielen. In meinem Alter gab es die Patricia, sie war taff, aber halt doch ein Mädchen.

Das Dorf war ungefähr 2 km entfernt. Über einen kleinen Waldweg konnte man sich ein paar Meter sparen. Es ging entlang des Gräfenbergs auf dem im 12 Jahrhundert eine Burg thronte. Dort lebten einst die Griefenberger Grafen. In unserem Baumhaus tief im Wald erzählten wir uns Schauergeschichten und spielten die Sage aus dem Mittelalter der Spessarträuber mit einer selbstgebastelten Ritterrüstung gekonnt nach. Wir waren die Bande vom Gräfenberg. Und ich war natürlich Robin Hood, der Rächer der Enterbten. 

Zur gleichen Zeit wohnten – der Legende nach – auf dem gegenüberliegenden Klosterberg ehemalige Tempelritter, die aus Frankreich geflohen waren. Zwischen den Bewohnern der beiden Berge gab es ein Schutzbündnis. Sollte je den Griefenberger Grafen oder den Templern Gefahr drohen, so sollten sie eine Glocke läuten, um den jeweils anderen Bündnispartner zu Hilfe zu rufen. Eines Nachts wurden die Templer überfallen. Sie läuteten die Glocke, um die Griefenberger Grafen zu Hilfe zu rufen, doch vergeblich. Die Templer wurden besiegt und getötet. Der Grund jedoch, weshalb ihnen die Grafen vom Gräfenberg nicht zu Hilfe geeilt waren, war, dass sie selbst ihre Bündnispartner überfallen hatten. Als der Erzbischof von Mainz von dieser Tat erfuhr, ließ er die Burg der Griefenberger Grafen schleifen und die Grafen selbst hinrichten. Seitdem wandeln auf dem Gräfenberg „von Zeit zu Zeit drei finstere Gestalten, nicht in ritterlichem Schmucke, sondern vermummt wie Räuber, mit großen Schlapphüten“.

Mein täglicher Schulweg führte mich an Getränke Röpke vorbei. Im Untergeschoss des Einfamilienhauses lagerten die Getränkekisten. Der Sohn Heiko war ein Schulkamerad und die Spezi und Orangenlimonade mein Lieblingsgetränk. Wenn ich heute durch unsere großen Lagerhallen schlendere, nehme ich oft den gleichen Geruch von damals auf. Wenn mein Chef Gerhard Kiesel diese Zeilen liest, wird er mir bestimmt zustimmen. Er hat sein Getränke Unternehmen auch aus einer kleinen Garage heraus gegründet. 

Steil ging es in den Ort, auf der rechten Seite die einzige Tankstelle, wir passieren den alten Friedhof, nicht mehr weit auf der linken Seite, der Schuster Amrhein. Ein kleiner hagerer Mann mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Von seinem Fachwerkhaus blickte er aus seinem kleinen Fenster hinter Türmen von alten Schuhen, die er alle noch reparieren musste, auf die Straßenseite. Er hatte alles im Blick. Auf Termin hat er nicht gearbeitet. Aber meine Fußballschuhe hat er besonders schnell geflickt. Danke. 

Rechts die Feuerwehr, daneben die einzige Telefonzelle in Gelb, gegenüber das Grüne Tal mit Metzgerei, an der Seite der Schaukasten des Fußballvereins. In diesem bescheidenen Schaukasten spielte sich das Leben ab. Besser als jede Tageszeitung. Ah, ja, ich steh auf dem Spielberichtsbogen. Mit der Trikotnummer 5 für den Libero und die 10 hatte natürlich der Olli. In der Metzgerei gabs die besten Knackbeisser. Waren aber immer vergriffen oder noch zu frisch, mussten ein bisschen abgehangen sein. Olli hat mir einen Trick verraten: “Du musst die Würste ins Gefrierfach packen, dann schmecken sie am besten.” Mir läuft heute noch das Wasser im Munde zusammen. 

Man beachte den Schaukasten…

Nun haben wir den Stachus, die Ortsmitte erreicht. An der Ecke die Sparkasse und gegenüber der Bäcker Müller. Dort kaufte ich mir von meinem Taschengeld einen Mohrenkopf im Brötchen auf dem Weg zur Schule. Das geschmierte Leberwurstbrot meiner Mutter gab ich konspirativ Martin, meinem Freund und Sitznachbar. An der Seite wohnte der Fußballtrainer, sein Sohn Michael war mein Schulkamerad, so spielten wir oft im Innenhof Fußball. Er der Torwart, ich der Stürmer. Sein älterer Bruder Thomas (mit einer Behinderung zur Welt gekommen) auf dem Dreirad gab klare technische Tipps. Inklusion war damals schon gelebt. 

Was heute als unverpackt wieder richtig modern wird, war damals der Tante-Emma-Laden, die Vrone. Ich hab’ es geliebt dort meine Süßigkeiten aus den Holzschubladen zu bekommen. Ich kann mich noch an einen Satz meiner Mutter erinnern: die Vrone wird nicht immer mit den besten Waren vom Großhändler beliefert. Das fand ich ungerecht. So wurde das Geschäft weniger und der Laden geschlossen. Aber ich bin froh, Veronika Steigerwald kennengelernt zu haben. Wird die nächste Generation das später von einer Aldi oder Lidl Filiale auch mal sagen? 

Gegenüber schnell noch zur Maria in die Metzgerei Lisges auf ein Stück beste Fleischwurst. Lecker! Ihr gehörte auch der Gasthof „Zum Löwen“, der schöne Biergarten unter einer prachtvollen Linde und im Obergeschoss befand sich ein großer Tanzsaal. Man ging zur Maria. Herzlich, authentisch, bodenständig. Sie hatte das “Rollermischer Herz” am rechten Fleck. Ein, zweimal im Jahr kamen auch fahrende Marktbeschicker vorbei und verkauften ihre Schuhe und Textilien in dem Saal. Dort habe ich meine ersten Fußballschuhe her. Von adidas, die “Pierre Littbarski”, jetzt nur noch die gleichen Tricks und die gleichen Moves im Training. War ich stolz. 

Eine Institution war natürlich der Eyrich. Der Edeka im Dorf. Er hatte alles, oder konnte alles besorgen! Mit seinem Mercedes Benz fuhr er auch vollbepackt in die verwinkelten Dörfer des Spessarts um die Menschen mit dem nötigsten zu Versorgen. Ich glaube, Konrad Eyrich stand noch mit 90 hinter der Kasse. Es war seine Pflicht und Berufung zu gleich. Mein Bruder Max hatte die letzten 70er Jahre Hemden aus 100% Polyester abgestaubt. Kult. Ich hab’ ihn dafür gefeiert. 

Es ging in den Burgweg. Auf halber Höhe wohnte mein Klavierlehrer, Herr Thomas Lippert. Ja, ich hatte Klavierunterricht! Ich bin unmusikalisch. In der 3. Klasse im Fach Musik wurde ich aufgerufen, an die Tafel zitiert und sollte vorsingen. Ich glaube, Frau Hagitte, die Grundschullehrerin taten schon die Ohren weh, aber sie ließ nicht locker und mit einer: “6, Setzen!” strafte sie mich vor der ganzen Klasse ab. Das war der Ansporn mein musikalisches Talent doch noch zu fördern. Ein Klavier wurde besorgt. Jetzt war ich der Stolz der Oma. 2 Jahre hab’ ich eisern durchgehalten, aber bei „Figaros Hochzeit“ war Schluss. Herr Lippert war nicht der Meinung, dass ich talentlos sei, ein bisschen mehr Üben würde schon Erfolge bringen. “Warum kann ich locker zehnmal den Ball hochhalten, warum bin ich der letzte auf dem Feld beim Völkerball? Warum werde ich als erster ins Fußballteam gewählt? Weil ich Talent habe,” sagte ich ihm als 9-jähriger Steppke. “Und warum sind meine Hände zwischen den Weiß – Schwarzen Tasten nicht so flink?” Ja, insgeheim wusste er schon, das wird nichts mit mir, aber die 10 Mark pro Stunde waren ja auch bei einer Niete das gleiche Geld, dachte er insgeheim. 

So, nun noch den Buckel hoch, dann haben wir meine Grundschule erreicht. Frau Müller, Frau Hagitte und Herr Friedel, so hießen meine Lehrer. Der Ort meiner friedvollen Schulzeit, nur vor dem Hausmeister musste man sich in Acht nehmen! Der hat schon mal Schläge verteilt.  

‘I Never Had Any Friends Later On Like the Ones I Had When I Was Twelve.’ 

Ich erwache aus meinen Tagträumen, bin immer noch im Windschatten der Radbande. Genannt die Strombergbuben. “Hey Basti, du fährst heute so komisch auf deinem Rennrad, als wäre es dreimal zu klein,” rief Benni von der Seite. “Ach, wirklich” und schmunzelte innerlich. “Espresso Stopp im Kuchenglück” kündigte Präsident Charlie an. “Ja, ich nehm‘ ein Mohrenkopf im Brötchen von der Bäckerin Rosel,” verwunderte Blicke von allen Seiten! 

Es sind meine Rosen des Winters. Es sind meine Erinnerungen. Es ist mein Leben.  

Bleibt gesund, bleibt mir treu. Der Coach. (Euer Basti)

Zugabe

die Bande unterwegs

Isarausblicke

Die Isar

oder

die Suche nach der versunkenen Kirche von Fall

Nein, die Schuhe nehme ich auf jeden Fall in den Rucksack mit rein! Aber Miri, jedes Gramm zählt bei dieser Wanderung an der Isar entlang, so meine Argumentation. Ich will nicht am Abend in nassen, verschwitzten Wanderschuhen im Restaurant sitzen. Passta! So packten wir unsere Rucksäcke für die 3 Tageswanderung kommend von München über die Städte Wolfratshausen, Bad Tölz und Lenggries. Unser Ziel: Der Sylvensteinsee. Dort, nach einer Sage, soll man in gewissen Momenten die Kirchturmspitze des versunkenen Dorfes von Fall aus dem Wasser blitzen sehen.

Naturbursche

Höllriegelkreuth erreichten wir Drei motiviert mit der S7. Der Start unserer Isarwanderung. Kühl, aber trocken, die ersten Sonnenstrahlen begleiteten unsere ersten Schritte. Wir passierten den Klettergarten Beierbrunn, eine schöne Erinnerung aus drei vergangenen Eiszeiten. Steil ging es den Abhang zu Isar herunter. Chablis, unser Hütehundmix aus den Kaparten, dem konnte es gar nicht schnell genug gehen und er stürmte uns voraus zum Wasser. Kühles Isarwasser schlabbern. Lecker. Nicht weit sahen wir den Georgsstein, ein grosser Felsblock mitten im Flussbett. Ein gefürchtetes Hindernis zur Zeiten der Flösserei. Ein guter Platz für unsere erste Rast.

Lecker kühles Isarwasser

Auf kleinsten Wegen entlang empfindlicher Feuchtgebiete nahmen wir Kurs auf breiteren Forstwegen um die Natur und den Lebensraum von seltenen Tieren zu schonen. Hier möchte ich auch an die vielen Mountainbikern appellieren diese Wege zu meiden. Die vielen tiefen Furchen der Stollenreifen verraten leider das Gegenteil.

Hochwasser

Ist das ein Fliegenpilz?, hier am Wegesrande fragte Miri. Weiss nicht, aber essen würde ich ihn lieber nicht. Und, erkennst du Steinpilze, lockte mich Miri aus der der Reserve. Weiss auch nicht, aber wie man sie lecker in der Pfanne bruzzelt! Ich bekam ein bisschen Hunger. Du kannst Dich gut von Samen und Nüssen jetzt im Wald ernähren. Ok, zur Bestätigung gab sie mir ein paar Engelwurz Samen in die Hand. Schmeckt wie Anis, aber Bitter murmelte ich! Unser Weg führte uns entlang der Isarauen, über kleine Pfade, über kleine Brücken, unter umgestürzte Bäumen auf einen Damm. In weiter Ferne konnte wir das Kloster Schäftlarn erkennen. Ein bayrisches Ur- Kloster aus dem Jahre 762. Hoffentlich hat das Klosterbraustüberl offen. Uns Drei knurrte mächtig der Magen. Wandern macht hungrig.(und durstig) Im Sonnenschein trafen wir im Biergarten ein und aus der Küche kamen verlockende Düfte. Ein Schweinebraten mit dunkler Soße mit zweierlei Knödel, ein Veggi Burger und zwei Halbe Löwenbraü Helles später, war die Seele der Isar Wanderer zufrieden. Mit einem aufmunternden Cappuccino konnte der Isar Trip weitergehen. Auf nach Wolfratshausen, die Flösserstadt. Kein Bachlauf, kein Abhang, keine Steigung konnte uns aufhalten. Im vollen Sonnenlicht erreichten wir unsere erste Herberge. Das Landhaus Café in Wolfratshausen. Herzlicher Empfang und gleich einen Tisch für den Abend im Restaurant reserviert. Ein schöner Abend mit Anne und Max rundete unseren 1. Wandertag an der Isar gelungen ab.

Max erinnerte mich noch an das „Wolfratshausener Frühstück“ in dem Angela Merkel dem damaligen CSU Vorsitzender Edmund Stoiber die Kanzler Kandidatur anbot. So hatte unser gemeinsames Frühstück am morgen im Landhaus Café ein historisches Vorbild. Schön. Nach zwei gekochten Eiern, einige Croissant und eine große Schüssel Müsli waren wir gestärkt für unsere zweite Tour entlang der Isar. Nach Bad Tölz, das Kolberbräu Hotel in der Marktstraße war unser Ziel. Mit dem Bus fuhren wir nach Königsdorf. Über sanfte Wiesen und Wälder kamen wir in einen tiefen dunklen Wald. Wir verloren das GPS Signal. Jetzt übernahm Chablis, unser Hütehundmix aus den Kaparten, die Führung und geleitete uns sicher auf eine Lichtung. Dort sahen wir ein Kreuz. Es steht zum Gedenken an 5 Wanderer die dort ihre letzte Rast nahmen. Danach stiegen sie in einen Zug und verunglückten tödlich.

Kurzes Innehalten

Wenige Meter weiter erreichten wir wieder die Isar. Jetzt ein kühles Bad? Die Füße mal kurz in die reißende Strömung halten, verschnaufen, Sonne tanken und das mitgebrachte Vesper auf der Kiesbank verputzen. Herrlich. Aufstehen, den schweren Rucksack wieder schultern, in Schwung kommen – fällt einem schwer. Aber weiter, immer weiter. Wir überquerten das Tölzer Isarkraftwerk und schlenderten am Walgerfranzweg in die Stadt hinein. Die Stadt begrüßte uns mit voller Sonne. Im Park der Isar zugewandt spielten Kinder und Hunde. Wir bogen in die belebte Marktstraße von Tölz ein. Nach einer heißen Dusche lass ich mir im Restaurant Kolberbräu das Schnitzel „Münchner Art“ schmecken und ein Löwenbraü Helles löschte meine durstige Kehle. Miri stärkte sich mit einer großen Portion Semmelknödel mit frischen Pfifferlingen an einer Rahmsoße. Müde vielen wir in die Federn in unserer 2. Nacht. Leicht hörte ich das rauschen den Ellbach unter unserem Hotelzimmerfenster, oder waren es die Stromschnellen der Isar in meinem Traum?

Kiesbank

Kalt, nebelig war es in Bad Tölz am Sonntag morgen. In Wintermützen, Schals und Handschuhe warm eingepackt bauten die Marktleute ihre Stände auf. Chablis hatte viel zu schnüffeln auf unserer ersten Gassi Runde. Nach einem reichhaltigen Frühstück liefen wir zum Bahnhof. Der Zug sollte uns nach Lenggries bringen. Von dort aus wollten wir über die Berge zum Sylvenstein Speichersee wandern. In Lenggries am Bahnhof angekommen, liefen wir Schnur stracks aus der Stadt, erreichten den Toni-Sieber Weg, die Isar immer im Blick. Am Wegesrande viele Sträucher und selten Pflanzen. Miri pickte sich einige Wachholderbeeren. Für unseren Gin Tonic am Abend, dachte ich mir. Köstlich. Ich merkte schnell das meine Tour über einen Höhenweg zu ambitioniert war und wir Entschieden weiter der Isar zu folgen. Das war ja auch der Sinn auf unserem Roadtrip. Gehen wir erstmal hier in das Gasthaus am Wegesrande, sagte ich zur Miri. Chablis war dankbar für eine Pause. Ein herzlicher bayrischer Empfang, ein netter Ecktisch für uns Drei war frei. Es stellte sich heraus der Besitzer und Koch ist Vietnamese, so bestellten wir lecker Miso Suppe, Wan Tan ,Frühlingsrollen, dazu einen Mango Salat! Eine ungewöhnliche Rast in den bayrischen Bergen!

ein Tonic am Abend?

Wir folgten der Landstraße 13 auf dem Rad und Fußweg. Leider waren hunderte Autos und Motorradfahrer auf dieser vielbefahrenen Straße am Sonntag unterwegs. So verstanden wir kaum unser eigenes Wort und hörten auch nicht das Rauschen der Isar. Erst nach rund 5 km machte der Fußweg einen Abstecher von der Straße. Die ersten Sonnenstrahlen schauten aus der Wolkendecke. Es versprach ein sonniger Abend zu werden. Davon angespornt liefen wir wieder freudig unserem Ziel entgegen Das Hotel: Jäger von Fall. Unsere 3. Herberge auf unserer Wanderung der Isar entlang. Wir passierten einen Tunnel. Am Ende sah ich das Licht. Vorsichtig sah ich raus, erkannte den Sylvensteinsee und meinte im widerspiegeln der Berge auf der Wasseroberfläche eine Kirchturmspitze aus dem Wasser herausragen zu sehen. Eine optische Täuschung oder stimmt die Sage des untergegangenen Dorfes von Fall?

Am Ende des Tunnels…

Im Sonnenlicht, ein fester Wind wehte von den Bergen, ein schmaler Weg, eine letzte Herausforderung, über eine Brücke zum Hotel Jäger von Fall. Einen kleinen Abstecher zum See. Noch mal leckeres kühles Isarwasser schlabbern. Chablis war in seinem Element und wir waren glücklich, zufrieden und kaputt.

Sylvensteinsee

Bleibt gesund, bleibt mir treu. Euer Coach

Zugabe

Ohne Schwimmring
Durch dick und dünn
die Isar
ohne Worte

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