Clos Saint Saveur
1993, vor über 30 Jahren war ich das erste Mal in Bordeaux. Ich war ein junger Weinhändler, Le Vingeron (Der Winzer) so hiess mein kleines Geschäftle. Mit meinem Ford Transit, kommend von Südfrankreich machte ich einen Stopp in Bordeaux und besuchte die damals größte Weinmesse „Vin Expo“. Ich schlenderte durch die großen Hallen, probierte hier und dort, war erschlagen der riesigen Auswahl. Tauchte ein in die Welt der Grand Crus Classés en 1855 , schmeckte den Unterschied zwischen Médoc und Haut Médoc, probierte die berühmten Saint Emillion und Pomerol Weine. Ein grosses Abenteuer, meine erste Weinmesse! Ein Stand ist mir noch in Erinnerung geblieben. Es waren Weine aus England. Hatte noch nie von englischen Weinen gehört. Sie waren passabel, meist deutsche Rebsorten wie Müller Thurgau, Bacchus und Ortega. Rebsorten die für das Klima in England geeignet waren. Der Verkaufsleiter machte ein Foto und erhoffte sich so in Erinnerung zu bleiben. Später rief er mich in Deutschland an, zeigte sich enttäuscht der nicht getätigten Bestellung und beschimpfte mich wüst. Ich war geschockt. Mit diesen Erinnerungen von damals fahre ich mit Miri, Elfie und Hütehundmix Chablis aus den Karpaten in unserer Ferienhaus Clos Saint Saveur ins Entre deux Mers. Zwischen den zwei Flüssen (Meeren) Dordogne und Garonne. Mit dabei auf dem Autodach, mein Merida Reacto. Über diese zwei Wochen im Mai möchte ich Euch gerne berichten.
Regen, Regen und nochmals Regen. Meine erste Tour führt mich über die Garonne an Langnon vorbei in Richtung Pondensac. Schwere 18 Tonner brausten an mir vorbei und hüllten mich in ihre Gicht ein. Man sollte keine Route National fahren. Ah, ich erreiche das Maison Lillet und ein Lied kommt mir in den Sinn.
Ich will Immos, ich will Dollars, ich will fliegen wie bei Marvel
Ich hab' Hunger, also nehm' ich mir alles vom Buffet
Will ein Haus für meine Mama an der Küste von Catania
Zum Frühstück Canapés und ein Wildberry-Lillet
Ein alter Wein Aperitif, ein kleines Haus in Pondensac begeistert wieder als Cocktail mit Schweppes Wild Berry die Welt. Durch den Einfluss vom großen Konzern Pernod Ricard sind sie zum Sommerlichen Inn – Getränk geworden. Santé.🥂 So beschwingt quere ich wieder bei Cadillac die Garonne und tauche ein in die sanft geschwungene Landschaft des Entre deux Mers. Nass, durchfrorren, aber singend und summend ….“Will für immer alles gratis
Ich will haben, haben, haben…“ erreiche ich Clos Saint Saveur 🏁
Der morgendliche Spaziergang mit Chablis entlang unendlich langer Weinberge, weite Ausblicke ins Tal de Garonne, erfreut meine Seele. Nebelbänke verhüllen den Fluss. Aus dichten hohen Graswiesen blicken mich Rehaugen an, in weiter Ferne hoppeln Feldhasen davon. Vogelgezwitscher erfüllt den Morgen. Chablis spitzt die Ohren. Ein neuer Tag im Entre deux Mers.
Wir freuen uns auf Château Bastor – Lamontage im Sauternes. In Sichtweite das berühmte Château d’Yquem. Jean Dulong, der Verkaufsleiter begrüßt uns herzlich und brennt förmlich uns für die Welt der grossen Süssweine zu begeistern. Der Weg geht erst nicht einmal in den Weinkeller, sondern in die Weinberge, in die Wälder zu den Bienen. Es wird ein großer Aufwand betrieben, ein besonderes Klima, einzigartige Natur, viel mühsame Handarbeit, die richtigen Rebsorten Sémillon und Sauvignon blanc, sowie ein Jahrhundert altes Wissen ergeben das flüssige Gold. Bei einer Vertikalversorgung verschiedener Jahrgänge können wir uns davon überzeugen.Meine Kaufempfehlung: Jahrgang 2015
Privilégiant la fraîcheur aux dépens de la concentration, Bastor-Lamontagne fait partie des promoteurs des sauternes « modernes », et ce 2015 en est une parfaite illustration. Le nez floral et délicatement boisé annonce une bouche harmonieuse, souple et dotée d’une fraîcheur persistante.
Guide Hachette: Château 2015 Bastor-Lamontagne
Natürlich darf das berühmteste Weingut im Sauternes nicht fehlen. Château d’Yquem. Der Rosengarten ist frei zugänglich, so schlenderten wir genüsslich durch die sehr gepflegte Parkanlage. Ich, mit einem Taste auf der Zunge eines Bastor- Lamontagne oder war es Château Nairac ein Grand Crus Classés 1855 aus Barsac. Komme schon richtig durcheinander….
Der nächste Tag, ein Ausflug ans Meer, an den Atlantik, ein bisschen Meerluft schnuppern. Ein Spaziergang zur Dune du Pilat, Einkehrschwung zum Mittagstisch im Caston, ein paar Austern schlürfen, passend einen Graves, wir sind ja schließlich im Bordeaux. In Pessac-Léognan einen Vorort und gleichnamigen Weinbaugebiet besuchen wir Château Larrivet Haut Brion. Gutsleiter François Godichon begrüßt uns herzlich. Hier wieder die gleiche Leidenschaft, Perfektionismus gepaart mit einer klaren Weinphilosophie. Im Einklang mit der Natur. Der 12 Hektar grosse Park, mit Wälder, Bächen, Seen und Auen ist ein Paradies für seltene Pflanzen, Tiere und Insekten. Der Wissenschaftler und Naturphotograf Philipp Nadé hat das Leben von Flora und Fauna ein Jahr lang mit seiner Kamera begleitet. Eindrucksvoll. Im Keller angekommen diskutieren wir über Primeur Weine, Punktesystem und neue Ausbautechniken (Beton Ei und Wein aus der Amphore), wir reden über den Klimawandel der auch hier seine Auswirkungen zeigt. Spannend.
Der nächste Tag, mein Merida Reacto wartet schon ungeduldig, Wasser in den Trinkflaschen, Proviant in der Rückentasche. Je suis prêt. Ich überquere die Garonne, entlang des Kanal sehe kleine Hausboote in die Schleuse einfahren und erinnere mich an unsere ersten Familieurlaube am Kanal du Midi und an der Loire. Ich werde sentimental. Nun Radle ich ins Entre deux Mers auf die andere Seite, zur Dordogne. Sanfte Hügel, satte grüne Wiesen, Weinberge so weit wie das Auge reicht. Ein lyrische Landschaft. An Château & Domains vorbei, an Schlösser, Burgen und Kirchen lege ich einen kleinen Stopp im Château Toulouse Lautrec ein. Ja, der berühmte Maler, van Gogh zählte zu seinen Freunden, lebte zeitweise in diesem Château Malromé, das seiner Mutter gehörte. Heute ist es ein Museum, ein Weingut und besitzt 5 Gästezimmer. Lohnt sich. Weiter geht’s immer weiter. Oft muss ich auf mein Navi schauen, sich zu verfahren ist Recht leicht….Die Straßen endlos, erreiche ich nach Stunden unser Feriendomizil Clos Saint Saveur in Le Pian sur Garonne 🏁
Wenn man vom berühmtesten Wein der Welt spricht, dann fällt oft der Name Petrus, Château Pétrus. Wir sind auf dem Weg nach Pomerol und haben eine Einladung von Château l’Evangile, Nachbar von Petrus. Das Weingut gehört zur Familie Rothschild-Lafitte. Juliette Couderc, Gutsleiterin begrüßt uns herzlich, zeigt uns mit viel Wissen und Enthusiasmus ihre Arbeit im Weinberg und Keller. Das Wissen um das beste Terroir, die Rebsorte Merlot fit zu machen in Zeiten des Klimawandel ist eine tägliche Herausforderung. Im Hof lagern noch die abgebrannten Frost Kerzen! Das Weingut befindet sich gerade zur Umstellung auf biologische Weinbereitung. So ist der Mehltau auch hier eine grosse Gefahr für die Rebe. Um den Bodendruck der schweren Landmaschinen zu verringern, nutzt man wie ano dazumal das Pferd. Hier wird nichts dem Zufall überlassen! Mit einer feinen Probe der aktuellen Primeur Weine (2023 Bloson l’Evangile & 2023 Château l’Evangile) beenden wir unseren außergewöhnlichen Besuch. Juliette überrascht uns mit einem 2014 Château l’Evangile. Einfach Gross. Santé
Der Urlaub neigt sich dem Ende, vieles hätte ich noch erzählen können, Bordeaux ist eine Reise Wert. Aber unterschätzt bitte die Distanzen nicht. Vielles kann man nicht in einem Urlaub sehen, der Wunsch ist gross, wir kommen wieder, haben noch einiges auf dem Zettel. Zum Schluss noch zwei feine Restaurant Empfehlung: Einmal im Château Guirard „La Chapelle“ und einmal „Le Manège“ im Château Léognan.Warum? Weil es Weingüter sind die spitzen Weine machen, weil es junge Menschen sind die für ihre Sache brennen, weil man auch mit einem rudimentären Französisch oder in Englisch bestens bedient wird, weil sie selbstbewusst neue Wege gehen, einfach das moderne Europa. Vive La France. Vive Europa 🇪🇺 Vive Emanuel.🍷 Santé
Bleibt mir treu,bleibt gesund
Euer Coach (Basti)