Schlagwort: strombergbuben

Ironman Hawaii

Iron Man Hawaii

unterm Viadukt

oder

Flimmernd heiss, ich nehme ein Schluck aus der Trinkflasche, ich fühle mich wie auf den kochenden Lava Feldern vor der Küste Haiweii beim Iron Man, unerbittlich brennt die Sonne an diesem Sonntag im Juli. Gehe aus dem Sattel um Tempo aufzunehmen, ich rase mit meinem Merida Reacto in den Grotztunnel hinein. Schöne kühle Luft strömt mir entgegen, aus den Bässen erklingt lautstarke Disco Musik, ich knalle den 640 Meter langen dunklen Autotunnel entlang, bin auf der Triathlon Strecke vom 7. Bietigheimer Triathlon powerd by Hucon Shifting Limits. Ich bin ein Teil der Triathlon Staffel, genannt die #strombergbuben. Ich bin der Rennradfahrer.

#strombergbuben

Dari der Teamkapitän, verteilt kühle Getränke und gibt jedem Teilnehmer noch ein paar motivierende Sätze auf dem Weg. Jason muss 500 Meter in der Enz schwimmen, ich 20 km Radfahren und Lamin 6 km durch die heisse Innenstadt rennen. „Bleibt ruhig beim Wechsel, bleibt cool bei der Übergabe des Zeitnehmers,“ gibt uns Dari noch Tipps auf den Weg. Er ist der ehemalige Kapitän von einem kleinen kurdischen Fußballverein in dem ich Trainer war. Ich hörte auf, wir blieben Freunde. Im Alter von 14 kam er aus Georgien nach Deutschland, die Sowjetunion am Zusammenbruch, der Vater verstarb früh bei einem Verkehrsunfall, die Mutter hatte keine Wahl, sie verließen das Land. Fremd, pupertierend, ohne Sprachkenntnisse kannte Dari damals nur die Faust. So konnte es nicht weitergehen, er war fleißig, intiligent, sportlich, aber ein Ausländer. Er zog sich selber aus dem Sumpf. Machte eine Lehre, bildete sich weiter, wurde Familienvater und kletterte die Karriereleiter hoch. Er weiss wo er herkommt, das wird er nicht vergessen.

Nur noch wenige Sekunden bis zum Jagdstart, wir sind die ersten die ins Rennen gehen. Jason, ein Schwimmer der Wasserwacht springt mutig in die Enz. Es wird schwierig gegen die Strömung, keine 2 Meter Sicht in dem Trüben Wasser, er verliert leicht die Orientierung, muss sich ein, zweimal korrigieren. Am Viadukt um die Boje, jetzt sich mit der Strömung treiben lassen, kräftige Kraulschläge, wie ein Fisch im Wasser.

Wie ein Fisch im Wasser 🐬

Die Konkurrenz ist gut, nach uns gestartete Schwimmer kommen schon aus dem Wasser und gehen auf die Radstrecke. Wo bleibt Jason? Jetzt mit schweren Schritten kommt er aus der Enz, bindet den Zeitmesser an meinen linken Knöchel und brüllt mich auf die ersten Meter. Vollgas, Kette rechts, kein Taktieren, kein Windschatten, immer Puls am Anschlag.

Kette rechts, Vollgas 🏊🚴💪

Lamin wartet schon ungeduldig, wie ein Rennpferd in der Box. Er weiss, auf ihn kommt es an, er hat die Qualität, er hat die Beine für den Sieg. Lamin habe ich 2015 kennen gelernt. Er war 19, ein Flüchtling aus Gambia. Ich, der Fußball Trainer, man nannte mich: Der Coach. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen bei Onkel und Tanten sparte er sich sein erstes eigenes Geld für die Flucht nach Europa. Er wollte Herr seines eigenen Schicksales werden. Er nahm sein Herz in die Hand und verließ seine Heimat. 1 Jahr durch einige afrikanische Staaten verlief seine Route. Zu Fuss erreichte er Lybien. Abgeschoben in den Niger, verhaftet, landete er im Gefängnis. Keine guten Aussichten. Er kam frei, suchte ein Schlepper, der ihn nach Sizilien brachte. Und so stand er eines Dienstag Abends auf dem Trainingsplatz. Sympathisch, muskulös, ein Zulu, ein stolzer Krieger. Er lernte schnell Deutsch, machte ordentlich eine Handwerker Lehre bei einem Bäcker im Ort. Er lebt seinen Traum.

Er lebt seinen Traum

Christian, Sven, Sandra sind gekommen, feuern mich unter dem Viadukt von Bietigheim an, fehlen nur die Bengalischen Feuer und ich fühle mich wie bei der Tour de France hoch nach Alpe d’Huez. Charlie der Präsident, der alte Haudegen steht motivierend an der Seite, läuft einige Meter mit und verpasst mir eine kalte Wasserdusche. Sie sind alle gekommen, sie tragen mich, es macht Laune, ich hab Spass. Ich geh nochmal aus dem Sattel ,wie ein Cavendish, wie ein Greipel sprinte ich durch das Viadukt von Bietigheim. Komme in der Wechsel Zone punktgenau zum stehen. Die letzten Meter zu Fuss übergebe ich den Staffel an Lamin Camara, unseren Schlussläufer.

Lamin Camara 🏃🏿‍♂️

Lamin stürmt mit schnellen kraftvollen Schritten in die Altstadt, hoffnungsvoll schaue ich ihm hinterher. Wird er den Sieg für uns holen? Ich mag den Staffel Lauf, ich kann mich begeisterten, meine Leistung für das Team, ich bin nichts ohne das Team, ich bin nichts ohne ein Jason, ich bin nichts ohne ein Lamin. Ich mag den Gedanken.

Die drei Musketiere" aus dem berühmten Roman von Alexandre Dumas gehen füreinander durchs Feuer. Ihr berühmter Schlachtruf lautet "Einer für alle, alle für einen". Mit Degen kämpfen sie gemeinsam gegen den bösen Kardinal Richelieu und können sich hundertprozentig aufeinander verlassen. Sie halten zusammen.

Lamin ist stark, nach der zweiten Wende-Marke hat er schon viele Läufer vor ihm kassiert. Eine Laola, ein Trommelwirbel, lautstarke Anfeuerungsrufe, ein letzter Push. Im Zielbereich erwarten uns Christian, Sandra und Sven. Viele Freunde und Fans Fiebern mit uns. Gemeinsam warten wir auf unseren Schlussläufer Lamin. Hoffentlich ist ihm nichts passiert, nichts gezerrt, nicht umgeknickt, nicht dehydriert. Ohne seine Leistung zählt meine Leistung und die von Jason nichts. Das ist so. Unus pro omnibus, omnes pro uno

Er taucht auf, geht auf die Zielgerade, der rote Teppich ausgerollt, er sprintet, holt nochmal alles aus sich raus. Im Ziel. 🏁 Durchpusten. Kaltes Wasser.

Bleibt gesund, bleibt mir treu.

Der Coach (Basti)

Zugabe

Jason (Athos) 🏊
Der Coach (Porthos)🚴
Lamin (Aramis)🏃🏿‍♂️
Impressionen

Festive 500

oder mein Jahr

2021

In meiner Mittagspause schnapp ich mir mein Merida Reacto, mein Pausenbrot in der Rückentasche geht es auf die ersten nass, kalten und nebligen Kilometern. Die Challenge: 500 km mit dem Rennrad zwischen Weihnachten und Silvester, genannt Rapha Festive 500.

Festive 500, eine Fahrt ins Neue Jahr 2022. 500 km um neue Weihnachtsgeschenke auszuprobieren oder die hart erarbeiteten Feiertags - Pfunde wieder zu verlieren. Auch stellt uns die Challenge vor Herausforderungen beim Radfahren, die uns zum Nachdenken bringen sollte. Was haben wir für ein Privileg! Wir müssen uns nur mit den Problemen des Radsport beschäftigen und nicht mit den Problemen des Lebens.
500 km, d.h. auch 500 Chancen Gutes zu tun!

geschrieben von Felix Kenk ,24 Jahre Radbande im Stromberg

Die Idee zum Festive 500 wurde auf den verschneiten Straßen im südenglischen Kent geboren und begann mit einem ganz persönlichen Kampf gegen die Elemente. Doch in den vergangenen zwölf Jahren hat es sich zu einem Übergangsritus für Radsportlerinnen und Radsportler in aller Welt entwickelt. So legten im letzten Jahr mehr als 65.000 Menschen die Strecke zurück. Dieses Jahr stelle ich mich dieser Herausforderung!

Ich hab Zeit, ich denke nach, lasse das Jahr 2021 Revue passieren. Im Januar war Deutschland immer noch im Lockdown. Ein neuartiger Impfstoff, entwickelt mit einer neuen Technologie, genannt mRNA, sollte der Gamechanger für die Corona Pandemie werden. Die ersten vulnerablen Gruppen hofften auf die ersten Dosen. Ich schaute täglich auf die Inzidenz und machte meinen Job. Die neuen Trikots der Radbande trafen ein und ich machte ein kleines Tiktok Video. Etwas zum schmunzeln.

Im Februar gab mir mein Chef Urlaub. Aber wohin? Wir befanden uns weiterhin in einem Lockdown, Länder wurden zu Roten Zonen erklärt, so auch Valréas, den Wohnort meiner Mutter Christa, die ich eigentlich gerne besucht hätte. Eine 14 Tägige Quarantäne drohte bei Wiedereinreise. Ich flüchtete mich in meine Tagträume. Eine kleine Geschichte habe ich in dieser Zeit der Tristesse geschrieben. PROVENCE ODER DIE ROUTE DE SOLEIL, hier zum nachlesen.

Jetzt kommt auch noch der Schnee, jetzt wird die Festive 500 zur wirklichen Herausforderung! Warum tu ich mir das an? Marc von der Radbande fährt zufällig an mir vorbei. Capitano, ein bisschen Windschatten?, ruft er mir zu. Man kann sich auf seine Mannschaft verlassen, so muss das sein in einem Team. Alle für einen, einer für alle!

Der März kam, der Frühling stand vor der Tür. Unsere Wanderung an der Isar entlang musste ich verschieben. Die Inzidenz noch hoch, die Hotels noch geschlossen. Miri und Elfie verbrachten erholsame Tage im Schwarzwald. Bei einem Besuch konnte ich mich davon überzeugen. Der Schnee kam für ein paar Tage zurück und die Schneeballschlacht mit Chablis oben am Dobler war ein grosser Spass. Wir leben schon in einer schönen Landschaft, dachte ich insgeheim.

Tag 3 meiner Challenge, gar nichts geht, nach 30 km geb‘ ich auf, nur ein heißer Glühwein beim Theo rettet meine verfrorenen Gliedmaßen. Ich denke an die schönen Ausfahrten im Mai mit der Radbande. Ein Cyclecross Tour mit Marc, Jürgen und Martin Donat vom lifecycling Magazin war ein Highlight vom Fußballer zum Radsportler. Eine kleine Geschichte hab ich darüber geschrieben. Hier zum nachlesen: Der Stromberg

Urlaub braucht der Mensch. Abschalten, Luft holen, Kopf durchpusten. Das machen wir an der Nordsee schon seit Jahren. Ich rief meine Vermieterin in Tetenbüll Haus Friesenfinca an, um zu erfahren ob Urlaub in der Pandemie möglich sei. Zur meiner grossen Freude nahm sie an einem Modell Projekt teil. Tägliche Testung und Anmeldung in der Luca App war die Bedingung. So fuhr ich jeden Tag gerne mit meinem Merida Reacto in die Teststation von St. Peter Ording ein. Und für Euch hab ich unsere schönsten Tage im Jahr in einem Blog Eintrag notiert: Tetenbüll oder einfach mal Luft holen

Teststation

Ziele braucht der Mensch. Auch wenn es nur 500 km auf dem Rad  zwischen Weihnachten und Silvester ist. Es sind noch 143 km und ich höre schon die ersten Silvesterböller. Das wird knapp. Das grosse sportliche Ziel 2021 war natürlich der Gipfel des Mont Ventoux. Im Windschatten der Tour der France wollten wir diesen Mythos, diesen Gigant der Provence bezwingen. Ob und wie die #strombergbuben es geschaft haben, erfahrt ihr, wenn ihr diesen Button drückt.

Der Sommer war entspannt, viele Menschen waren nun geimpft. Ich spürte eine kleine Erleichterung in der Bevölkerung. Die Regierung versprach die Freiheitsrechte zurückzugeben. Man sprach von einem Freedom day, die Inzidenz spielte keine Rolle mehr. Die Hospitalisierungsrate wurde die neue Kennzahl. Ich blickte nicht mehr durch, das ging nicht nur mir so. Gottseidank, hatte ich ja noch mein Merida Reacto mit der Radbande im Stromberg, um bei sonntäglichen Ausfahrten den Mutationen zu entfliehen. Bei einer „Flucht“ waren wir mal 250 km unterwegs: Der Radmarathon oder ein Tag mit den #strombergbuben

In dieser Zeit las ich nach langen auch mal wieder ein Buch. Wie konnte es anders sein: Guillaume Martin, ein Radprofi und Philosoph vom Team Cofidis und hörte nebenbei die neue Platte von Abba. Am liebsten interpretiert von Emilia Sjoholm, einer jungen Youtube Künstlerin

Der Herbst hielt Einzug in Deutschland, die Inzidenz stieg. Es kümmerte keinen, man war ja geimpft. Unsere verschobene Wanderung konnte stattfinden. So fuhren wir frohgemut nach München und stellten unser Auto für 4 Tage in der Hohenester Straße ab. Unser Start und Ziel. Nachzulesen unter: Isarausblicke

Ein Tanz unterm Weihnachtsbaum

https://www.instagram.com/reel/CX60RQjqdNa/?utm_medium=copy_link

der Coach kanns noch….

31.12.2021 um 14:00 Uhr mach ich mich auf die letzten Kilometer der Challenge Festive 500. Immer mehr Radfahrer der Radbande im Stromberg stoßen dazu. Ich werde eingerahmt vom Präsident Charlie, Thomas Kö, Geronimo, genannt il Pirata nach Marco Pantani, Michel aus Ludwigsburg, Extremsportler Stefan aus dem Kraichgau, der junge glückliche werdende Vater Benni, die jungen Sprinter Jannik, Rico, Felix und Marc. Thomas, genannt Jalabert, mit seinen dicken Oberschenkel macht an der Spitze die Pace. Noch einmal lassen wir unsere Muskeln spielen. Gekonnt ziehen wir lautlos im Sinne des belgischen Kreisel an der Neckarschleife entlang. Nur das Surren der Kettenblätter ist zu hören. Passieren die Dörfer Mundelsheim und Hessigheim. Ein feines Wechselspiel von Licht und Schatten entlang  alter Weinbergsmauern der tief stehenden Sonne begeistert meine Sinne.  Kurz vor dem Ortsschildsprint Besigheim bereitet Marc und Felix den Sprint für Rico auf seinem schickem, schnellen Servélo S5 vor. Jetzt deutlich über 50km/h, ich kann gerade so das Hinterrad noch halten. Auf den letzten Metern mit einem beherzten Tigersprung drängt sich Präsident Charlie, der alte Haudegen, gekonnt vorbei. Große Augen bei den geschlagenen Youngster und Schulterklopfen von allen Seiten. Ich schau auf meinen Tacho, 502km

Rapha Festive 500 is done!

Ein gutes Neues 2022🎉

Bleibt gesund, bleibt mir treu

Euer Coach

Zugabe

Kleiner Spass

P. S. FREU MICH EUCH ALLE am Samstag 04. JUNI 18:00 Uhr IM BIERGARTEN🍻 DER MARIA (zum Löwen, Rottenberg) begrüßen zu dürfen 🎂

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