Aus der Mitte

entspringt

ein Fluss

Am Ende fließen alle Dinge ineinander und aus der Mitte entspringt ein Fluss. Der Fluss wurde bei der großen Überschwemmung der Welt begraben und fließt aus dem Keller der Zeit über Steine. Auf einigen der Steine befinden sich zeitlose Regentropfen, unter den Steinen sind die Wörter. Doch einige Worte wird man nie verstehen.“Ich kann mich dem Wasser nicht einziehen.

Norman Maclean

Ruhig taucht mein Paddel ins Wasser. Im Rhythmus meinem Pulsschlages. Ruhig, gleiten wir auf unserem 3er Kajak flussabwärts den Neckar entlang. Christian rammt sein Paddel tief ins Wasser, Sven hält verträumt sein Paddel planschend ins trübe Nass. Ich gebe den Takt. Ich gebe das Tempo vor. Wir leben an Enz, Metter und Neckar. Wir können uns dem Wasser nicht entziehen.

3er Kajak

Es gab eine Zeit in der Flüsse begradigt, kanalisiert unter die Erde gegraben wurden. Der Fluss als Klospülung missbraucht. Gestank von der Quelle bis zur Mündung. Diese Zeit ist vorbei.

die Quelle der Enz

6 Freunde und ein Geburtstagsgeschenk zum 60. Eine Kajaktour von Wahlheim nach Lauffen am Neckar. Organisiert von den Zugvögeln aus Bietigheim. So trafen wir frohgemut mit einer kleinen gespannten Nervosität uns in Wahlheim am Neckar. Ricardo von den Zugvögeln begrüßte uns herzlich und gab uns eine sympathische Einweisung.

Ricardo wurde 1962 in Sao Paulo geboren. Mit seinem Diplom für Akrobatik tourte kurz darauf mit einem Tanztheater durch Europa. In Deutschland folgten weitere Auftritte. Seit 1985 ist Ricardo als Dozent und Trainer für Akrobatik & als Choreograf tätig. In dieser Spielzeit trefft ihr ihn in der Jungen Oper Stuttgart an, wo er die Choreografie für Alice im Wunderland macht. Oder bei uns, denn Ricardo ist begeisterter Zugvogel

Der Neckar ist eine Bundeswasserstraße, so wird dieser Fluss von den grossen 135 Meter langen Frachtschiffen, die vor allem Wertvollen Schrott, Metalle, Salz und Erden von Stuttgart nach Rotterdam transportieren, befahren. Davon hatten wir kleinen Kajakfahrer Respekt und ein bisschen Bammel. Aber Ricardo gab uns Tips wie wir uns in der Konfrontation verhalten sollten. No Panik.

No Panik

Ich steuerte mal schön in die Flussmitte, leichtes Unwohlsein meiner mit Paddler stellte sich ein. Mit einigen kräftigen Paddel Schlägen waren wir schnell auf der anderen Seite und steuerten gerade auf eine Brombeeren Hecke am Flussufer.Wir pflücken reife Beeren und erfreuten uns an unserem Leben. Es ist ein Perspektiv Wechsel, unzählige Male bin ich den Radweg am Neckar mit meinem Merida Reacto gefahren, unzählige Male mit Tempo im Windschatten der Radbande im Stromberg. Genannt: die #strombergbuben. Aber mit einem Kajak noch nie. So waren die Einblicke sowie Ausblicke neu und begeisterten meine Sinne. Auf Höhe von Kirchheim am Neckar richtete sich mein Blick auf die Steillagen vom Kirchheimer Kirchberg. Die Weinberge in vollem satten grün, die Stäffele (Treppenstufen) und Weinbergsmauern blitzten im Sonnenlicht. Sehr gepflegt. Dies ist der Wein-Kultur Kirchheim Initiative zu verdanken, die mit viel Liebe und Engagement für den Erhalt der Steillagen am Neckar kämpft.3 gute Weine sind entstanden. regina, rosa und roberto, so ihre netten Künstlernamen, 3 Motive, geschaffen von der Aquarell Künstlerin Lisa Nollenberger. Sympathisch.

rosa

Wir kamen gut voran, obwohl ich gefühlt der einzige war der paddelte! Eine kleine Pause hatten wir uns verdient und steuerten das sandige Ufer an. Dort konnten wir gut an Land und uns die Füsse vertreten und den Rücken strecken. Nach dieser netten Rast paddelten wir weiter, wir wollten ja noch vor der Abenddämmerung in Lauffen ankommen. Auf der rechten Seite erblickten wir das Kernkraftwerk Neckarwestheim. Es ist abgeschaltet, aber irgendwie wirkt es auf mich immer noch bedrohlich. Der Rückbau wird noch Jahre brauchen und ein Endlager ist meines Wissens noch nicht gefunden.

Der Jachthafen von Lauffen am Neckar war schon in Sichtweite, kräftiger Gegenwind kam auf, blies mir voll ins Gesicht. Ein Segel setzen, ein kleinen Außenborder, mir ging die Kraft aus. Ich konnte nicht mehr, ich war das nicht gewohnt, ich war am Ende. Sven und Christian mussten mich ersetzen und sie Taten das gut. Un pour tous, tous pour un. Ich schaute nach links und erkannte die ausgelegten Netze vom letzten Neckar Berufsfischer Seybold. Eine Tradition seid 450 Jahren. In einem Interview las ich: „Der Fisch ist wieder zurück, die Artenvielfalt ist wieder heimisch.“ Über 40 verschiedene Fischarten schwimmen wieder im Neckar und durch den Bau von Fischtreppen sollen auch wieder die begehrten Wanderfische wie Aal, Lachs, Meerforelle und Maifisch zurückkehren. Ein letzter Blick auf die Silhouette von Lauffen am Neckar, ein letzter Blick zurück. Die Zugvögel erwarten uns.

Bleibt gesund, bleibt mir treu.

Am Neckar oberhalb der Mündung des Enz Flusses säumen hohe Ponderosakiefern die Böschungen. In der schräg einfallenden Sonne des Spätnachmittags reichten die Schatten der großen Äste über den Fluß, und die Bäume nahmen den Fluß in ihre Arme. Die Schatten setzten sich die Böschungen hinauf fort, bis sie uns einschlossen.

Ein Fluß jedoch hat so viele Dinge zu sagen, daß es schwer zu erfahren ist, was er einem jeden von uns sagt.

Norman Maclean
Mein lieber Schwan 🦢

Der Coach (Basti)🚣

Ehrenrunde

Impressionen