Schlagwort: La Corima

Wilhelm

Wilhelm

aus Malaysia

Kuala Lumpur, hohe Luftfeuchtigkeit, Wasserdampf legt sich über die Straßenoberfläche, der Schweiß läuft mir über Stirn und Nacken. Mit meinem Merida Reacto bin ich schon früh unterwegs, ich schlängele mich durch den dichten Straßenverkehr, ignoriere das Hupkonzert, fahre die Ellenbogen aus, ein Motorrad fährt dicht an mich heran, ich sehe im Augenwinkel den Beifahrer, er reißt mein Handy aus der Rückentasche, mit einem Tritt schleudert er mich in den Straßengraben, er gibt mir den Rest.

Ich erwache aus meinem Alptraum 🚴🌞🏁

Ich erwache, was für ein Alptraum, tiefes Atmen von William Teow, genannt Wilhelm aus Malaysia ist zu hören. Ich bin wieder bei Mama Christa in der Provence. Mit meinen Jungs von den #strombergbuben bewohnen wir das Apartment „Le Cigales“. Am Abend davor hat mir William Schauergeschichten über die unsicheren Straßenverhältnisse in Malaysia erzählt. Wo Raub an der Tagesordnung steht.

Die grosse Hungersnot in den 1960 vertrieb die Großeltern aus China, sie flüchteten nach Malaysia, so ist William in Penang aufgewachsen, war fleißig, sicherte sich ein Stipendium und studierte in Esslingen Fahrzeugtechnik. Er blieb nach dem Studium im Ländle. Fahrzeug Zulieferer Valeo in Bietigheim-Bissingen kann stolz auf einen guten zuverlässigen Mitarbeiter sein. So stand er Mal an einem Sonntag am Treffpunkt der Radbande im Stromberg und zeigte was in ihm steckt. Klar, er ist ein Rookie, aber mit einem großen Willen, mit einem starken Herzen. Er ist mit dabei, er ist in der Provence im Trainingslager, er wird der erste Malaye sein, der das Rennen „La Corima“ bestreitet. 150 km/2100 Höhenmeter über die Berge der Drôme Provençal. Ich berichte, seid gespannt.

Big bottle Party #strombergbuben🚴🚴🚴🏁

Frisches Baguette, warme Croissant, Lavendel Honig, verschiedene Marmeladen, Kaffee, Tee, salzige Butter, der Frühstückstisch in der Provence ist gedeckt. Das fünf Minuten Ei nicht vergessen. Die Morgensonne erfüllt den Raum, wir sind ausgelassen, wir sind glücklich. Aus dem Fenster entdecke ich im Garten den Mimosen Baum noch in voller Blüte. Welch eine Pracht. „Wo wollt ihr Heute hinfahren,“fragt Mama Christa in die Runde. Hoch zum Mont Ventoux, antwortet Marco ganz selbstbewusst. „Der ist noch gesperrt, es hat noch viel geregnet, so liegt dort oben eine dicke Schneeschicht, unpassierbar,“ antwortet Bernd, der Handymann des Hauses. „Hab‘ ne tolle Runde von Bruno, dem Kassier vom VCV Valréas,“ erzähle ich. „Geht nach Vaison La Romaine über kleinste Straßen.“ Zustimmung meiner #strombergbuben. Ich bin der Capitano, sie vertrauen mir.

Destination: Provence 🌞

Die Reifen auf 8 bar aufgepumpt, die Trinkflaschen gefüllt, die Banane in der Rückentasche. Provence wir kommen. Wir rollen aus Valréas, an Domaine Grands Devers vorbei, an der Schneckenfarm 🐌, (LES ESCARGOTS DE L’ENCLAVE) der erste kleine Col wartet. Kette rechts, Marco hat Druck auf der Pedale, Wilhelm versucht das Hinterrad zu halten, sie sind „on fire“, die Provence verleiht Flügel. Ich schalte runter und Atme die klare Provençalische Luft ein und genieße die Blicke ins Tal. In Vaison auf dem Marktplatz ein Espresso Stop. Herrlich. Richtung Nyons verpassen wir die richtige Route, jetzt ist Gravel angesagt über kleine Weinbergsstraßen. Kein Problem, auch das können wir. Ein letztes „battle“ hoch über Nyons, die heimliche Olivenhauptstadt auf der Chemin de Anglais. Wilhelm hat nichts mehr im Tank. Valréas, nicht mehr weit. Leckere Metzger Maultaschen frisch aus der Heimat warten und spornen uns an in die Pedale zu treten. Im Windschatten ziehen wir unseren Rookie nach Hause. Einer für alle, alle für Einen.

Der nächste Tag, ein weiterer sonniger Tag in der Provence. 🌞 In Montélimar haben wir uns für das Rennen „La Corima“ eingeschrieben und unsere Trikot Nummer entgegen genommen. Ich habe einen schicken neuen Radhelm auf dem Ausstellungsgelände erstanden, danach haben wir die Rennräder vom Auto geholt die Reifen auf 8 bar gepumpt, Wasser in den Trinkflasche gefüllt. Nous sommes prêt. Die Tour führte über die Rhône, hoch ins Zentralmassiv, anspruchsvoll, besonders vor dem morgigen Rennen. Aber wir wollen alles mitnehmen, alles genießen. In Serpentinen erreichen wir den Col de Fontenelle, eine Hochebene mit grünen Wiesen, grasende Kühe und Freilaufende Pferde. Über eine steile Abfahrt erreichen wir Privas. Von dort geht eine ehemalige Bahnlinie ein neuer Radweg nach Chomérac. Marco, genannt Porthos, hat noch die Kraft im Tank und in seinem Windschatten erreichen wir schnell das Rhône Ufer. Der wasserreichste Fluss Frankreich ’s. Flussabwärts rollen wir am Atomkraftwerk Cruas-Meysse, an den 4 großen Kühltürme vorbei in Richtung Montélimar. Queren den Fluss auf einer „passarelle himalayenne“, eine unter Denkmalschutz stehende Hängebrücke von 1858. Ein spannendes, aber auch schwankendes Finale. Gute Tour, harte Vorbereitung für das Rennen. Wie sagt der Präsident Charlie: „Nur die Harten kommen in den Garten!“

Racemodus🚴🏁

Der Renntag: „La Corima“, das erste Rennen der Saison. Hier startet die Saison! 2300 Teilnehmer und 1 Malaye. William Teow ist mit der Radbande im Stromberg am Start. Man merkt ihm seine Nervosität an, die letzten Ratschläge, die letzten aufmunternden Worte, ein letzter Klaps auf die Schulter. Locker rollen wir im Pulk aus der Stadt, nur nicht sich in ein Unfall verwickeln lassen, sind einige Amateure am Start. Porthos hat sich zur Aufgabe gemacht seinen Freund zu begleiten, ihm die Sicherheit zu geben das Rennen zu meistern. Ich bin im Rennmodus, eine nach dem anderen wird von mir kassiert, ich bin „on fire“. Oben am Col de Vesc an der Verpflegungsstation werde ich auf meine #strombergbuben warten, so mein Versprechen. Ich bin gut unterwegs, habe gute Beine, ab und zu Zeit auf einen Plausch, ich genieße das Race. Nach dem Col de Vesc erreiche ich die Verpflegung, hole mir einen Brownie, ein Schluck Cola, sowie ein Becher Kaffee. Zucker und Koffein, ein Willkommene Kombi. Die Minuten vergehen, hoffentlich ist ihnen nichts passiert, denke ich. Dann sehe ich die beiden einrollen. Porthos strahlend locker, Wilhelm fertig mit schmerz verzerrten Gesicht, er ist am Ende. Oh je, es sind noch 2 Col’s zu fahren, das Rennen hat erst begonnen. „Du musst nicht,“sag ich zu ihm,“fahr mit mir die kleine Runde zu Ende! Nein, ich fahr weiter,“sagt er mir auf wackligen Beinen und stopft sich einen weiteren Brownie rein.“Ich bin an seiner Seite,“ ruft Porthos mir zu, „ich bring ihn ins Ziel.“

In der Verfolgung🚴🚀

Ich schwinge mich auf mein Merida Reacto und gehe auf die Verfolgung, genug Zeit verplempert. Es wird flach, es wird schnell. Eine größere Gruppe schließt auf, ich erhole mich bei 45 km/h im Windschatten. Im Wind fahren starke Jungs, bereiten sich schon auf das Finale vor. Ich bin konzentriert, schaue auf meine Vordeleute, vor mir ein Mann mit gut austrenierten Waden, Halleluja, denk, ich, schau hoch, er trägt die Rote Rückennummer 1, es ist JALABERT! Laurent Jalabert, Weltmeister, Gewinner von Mailand – San Remo, Paris – Nizza, Vuelta Sieger, ein französischer Volksheld, der Beste in den 1990er Jahren. Und ich, ein ehemaliger Amateur Fussballer, an seinem Hinterrad. Wie cool ist das denn! Es wird hügeliger, es bleibt schnell, ich bleib dran. Laurent Jalabert ist 56 Jahre alt, immer noch Druck auf der Pedale, immer noch in “ pleine forme“. Kann ich ihm auf der Zielgeraden im Sprint besiegen? Gut, er ist ein ehemaliger Profi, ein Star, aber auch 4 Jahre älter… Er ist der Schirmherr der diesjährigen Tour „La Corima“, so als würde ich mit Lothar Matthäus in einer Mannschaft spielen. Den gräscht man auch nicht so einfach weg. Respekt vor dem Volksheld, Respekt vor dem geleisteten. Auf der Zielgeraden den nötigen Abstand, den nötigen Respekt. Schön war’s. Ja, und wo bleibt Wilhelm der Malaye?

Bleibt gesund, bleibt mir treu

Der Coach (Basti)

Laurent Jalabert 🚴💪
Komme wieder,keine Frage🚴2025🏁
Lavendel Blau 😍

Toujour Provence

Toujour Provence

„Schöne kleine Straßen“, sagte Bruno mit einem feinen provençalischen Akzent auf einer Anhöhe von Piégon in der Mirabel aux Baronies. Die Sonne stand hoch, tief atmete ich die klare provencalische Luft ein, nahm einen Schluck aus meiner Trinkflasche und wiederholte auf französisch,“magnifique, Oui, petits chemins“ und klopfte ihm anerkennend auf seine schmächtigen Schultern. Ich war wieder in der Provence, ich war wieder in Valréas, ich war wieder bei Mama Christa. Frei nach dem Welterfolg von Peter Mayle „Mein Jahr in der Provence“ werde ich Euch meine 7 Tage im März in der Provence beschreiben.

Piégon
Jeudi

Die Dachbox auf dem Autodach, mein Merida Reacto zwischen Taschen, Koffern und Schwiegermutter geklemmt, Hütehundmix Chablis 🐕 nahm gemütlich im Kofferraum Platz, Miri schloss die Haustür. Nous sommes prêts, ab in den Süden, ab auf die Route de Soleil.🌞 Nochmal Tanken vor der Grenze, bis Oberkante voll, in Frankreich gab es Streik, das Benzin wurde knapp. Der Präsident Macron war Zielscheibe wütender Ausschreitungen. Ja, das kennen wir so in Deutschland nicht, aber es ging um die Rente und da verstehen die Franzosen keinen Spaß. Ich bekomm einen Anruf: Michel von der Radbande ist am Ende der Leitung. „Chef hat mir Urlaub gegeben, ich komme, ich sitze schon in meinem Citroen C2, ich fahre mit Dir die „La Corima“. Super rufe ich freudig in die Freisprechanlage!“ Wasserträger, ein Edelhelfer an meiner Seite für das 144 km lange, anspruchsvolle Rennen in der Drôme Provençal, genannt „La Corima“. Fritzie der Familienhund begrüßte uns schwanzwedelnd, Mama Christa lugte aus dem Fenster und wedelte freudig zur Begrüßung mit ihrem Küchentuch. Bernd, der Handyman und guter Freund aus Deutschland erhob sich kurz von seiner Arbeit, Hubert, Antroprosoph, französischer Freund von Mama Christa rief uns ein Bienvienue á Valréas zu! Am Abend bei Baguette, Käse und Wein schmiedeten wir unsere Pläne für die kommenden Tage. Allons-y.

Bienvienue á Valréas
Vendredi

Die aufgehende Sonne begrüßte mich am nächsten Morgen die gerade über die Hügel von Valréas aufging. Ich war für das Frühstück verantwortlich, so schnappte ich mir die Baguette Tasche und fuhr zu zur Boulangerie Marie Blachère. Eine grosse Bäckerei Kette an der Ausfahrtsstraße nach Nyons gelegen. Lecker duftiges, warmes Baguette, frische buttrige Croissant, kleine gefüllte Beignet. Ein Art Kreppel (nur Rottenberger wissen das es ein Berliner ist) in Minivormat. Deux Brownie et trois Pain aux chocolat rief ich der hübschen Verkäuferin zu. Mit einem charmanten „Merci et à demain“ verließ ich Marie Blachère. Schwarzer Kaffee, Grüner und ein Earl Grey brühte ich gekonnt auf. Verschiedene Marmeladen, ein Lavendel Honig, Käse und Wurst….Hab ich noch was vergessen? Wo sind die Eier von glücklichen Hühnern?

Espresso Stop

Michel bereitete sich schon auf unsere erste gemeinsame Tour in der Provence vor. Die Reifen auf 7,5 bar, Wasser in den Trinkflaschen, auf das Gesicht und auf die Waden Sonnencreme. Ich bereitete derweil die Lammkeule für unser Abendessen vor. Knoblauch, Salz,Pfeffer und die guten Provençalischen Kräuter nicht zu vergessen. Lecker. Ich hatte eine gute Tour geplant, sie ging nach Saint Maurice sur Eygues in die Baronies, den Mont Ventoux im Blick, über den Col de La Croix Rouge in die Drôme Provençal. Hoch über den Col de Valouse nach Dieulefit. Ein Mhh, Ahh, ein Ohh, Michel war in seinem Rennradfahrer Glück. Die beste Vorbereitung für „La Corima“, der Col de Valouse war auch Teil der Rennstrecke, so war es eine gute Übung. Wir diskutierten viel, mehr über Landschaft und Leute, mehr über Essen und die Liebe. Die Provence schärft deine Sinne, die Provence verleiht dir Flügel. In Dieulefit, die Töpferstadt, einen guten Crêpes, einen guten Petit Café. Während der Tour konnte ich nicht mehr aufs grosse Kettenblatt schalten. Merde, meine Batterie auf Sparmodus und mein Ladekabel DI2 in Deutschland gelassen.! Ein Hilferuf beim Bruno vom Radsport Club VCV Valréas. „Je me reisegne“, so seine Antwort. Die Telefondrähte glühten heiss, sie versuchten alles um mir aus der Patsche zu helfen. Nach der Tour gönnte ich mir ein Bier Blonde (Günzburger Helles, aus Deutschland 🍻😉) und schob die Lammkeule in den Ofen! Bei einem guten Bio Wein aus Visan mundete das Abendessen vorzüglich. Une régale.

Col de Valouse
samedi

Der Tag vor dem Rennen. Am Abend sollte es eine Fischterrine auf Salat, gegrillte Garnelen und Eis mit heißen Himbeeren geben, dafür gingen wir in den lokalen Intermarché und hatten eine grosse Einkaufsliste. Miri stöberte beim Obst & Gemüse, ich verschwand in der Weinabteilung. Alle namhaften lokalen Winzer waren vertreten. Ich entschied mich für einen leckeren Rosé „Lisa“ von Domaine Lauribert und einen 2018 Valréas Village von Mireille et Vincent. In Vinsobre besuchten wir die Landwirtschaftsmesse. Ein netter Zeitvertreib. Mit einer weiss blühenden Cistrose, einem Chêne blanc, geimpft mit dem Trüffel Myzel und den den Geschmack der guten Grand Cru Weine am Gaumen verließen wir Vinsobre. Am Nachmittag tauchte Bruno auf und hatte für mich das so wichtige Ladekabel DI2 dabei.Meine Rettung. Ein Grande Merci!

Grand Cru Vinsobre
dimanche

6.00 Uhr. Kein frisches Baguette, kein warmes Croissant, keine gefüllten Beignet. Nein, Quark, Müsli mit Bananen, Datteln gab es zum Frühstück, Wir brauchten Zucker, wir brauchten Kohlenhydrate wir brauchten Fett. Energiespeicher auffüllen. Es wird ein langer Tag. Ein Renntag. Hunderte von Radrennfahrer waren schon vor uns am Start, wir konnten uns nur hinten einreihen in die lange Schlange. 2400 Starter warteten auf den Startschuss zu 12′ Edition „La Corima“. Die ersten Kilometer waren wir gemeinsam im Peloton unterwegs Ich, der Capitano und Michel, mein Edelhelfer. Die Berge im Nebel gehüllt, dauernder Nieselregen machte die Strecke zu einer Herausforderung. Die Straßen glatt, das Spritzwasser im Gesicht. Wir hatten uns stets im Blick, das gelbe Trikot der Stuttgardia immer in Sichtweite. Michel war gut drauf. Michel war meine Lokomotive. Kurz vor dem Gipfel am Col de Valouse zeigte Michel was in ihm steckt und lancierte eine Tempoverschärfung der wir alle nicht folgen konnten.Er holte sich den KOM (King of Mountain). Einfach mal Muskeln zeigen! Die Franzosen waren beeindruckt.(darüber wird in Valréas noch in Jahren erzählt werden!) Ein letzter Anstieg am Col Haut Aleyrac, gesäumt von vielen Fans aus der Umgebung, Jean-Pierre klatschte mich ab und rannte wie der Teufel Didi Senft ein paar Meter mit, dem Gipfel entgegen. Das Ziel war nicht mehr weit. Im Sinne des Belgischen Kreisel stürmten wir nach Montélimar. Mit einer 90 Grad Kurve rasten wir auf die Zielgerade ein. Michel eröffnete den Sprint, hielt lang das Tempo hoch. Ich konnte mich an sein Hinterrad setzen, scherte im richtigen Zeitpunkt aus seinem Windschatten. Gagné🏁

lundi

Mistral kam über Nacht. Es heulte und stürmte um das Haus. Richtig zum fürchten,wenn man es nicht kennt. Am Frühstückstisch wurden unsere Erlebnisse, unsere Eindrücke vom Rennen lebhaft wiedergegeben. Schneller, härter, gefährlicher, natürlich mit einem Augenzwinkern. Der Markt von Tulette war unser Ziel am Vormittag. Ein neuen schicken Korb für Miri, Obst und Gemüse, Käse und Wurst im Einkaufskorb, danach ein Espresso Stop (Michel erzählte den umstehenden Franzosen, ich wäre der Sohn von Bernard Hinault.Grosse Aufregung….. ,) 3 Flaschen Wein von der kleiner Domaine de la Rouge Jouvence. Anschließend einen Rundgang im Schloss von Suze la Rousse, ein schöner Montag Vormittag in der Provence.

Am späten Nachmittag noch Mal die Beine lockern, gegen den gefürchteten Mistral.Macht wirklich keine Laune.Bleibt daheim, wenn er bläst und durch die Straßen fegt.

mardi

Ich wachte auf und hörte nur das zwitschern der Vögel. Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne ging über den Dächer von Valréas auf. Es sollte ein schöner Tag in der Provence werden. Bruno kam vorbei und lud uns zu einer Radtour ein. Après Midi, 13:30 heure,? Bien. Wir hatten noch Zeit auf einen Kurzbesuch zum Kloster Aiguebelle. Ein Zisterzienserorden der strengen Observanz (auch „Trappisten“ genannt) mit einer Lourdes Quelle (die Trinkflaschen wurden gefüllt) und den besten Pastis der Welt.

Fontaine Aiugebelle

Ich zog das Trikot des VCV Valréas über, die Trinkflaschen gut gefüllt, die Reifen auf 7,5 bar rollten wir zum Treffpunkt. Bruno hatte zu Ehren unserer Freundschaft, zur Ehre der Jumelage Valréas und Sachsenheim das deutsche Radbande Trikot übergestreift. Jean-Pierre kam noch dazu, so waren wir zu Viert. Es wurde zu meiner schönsten Radtour. Mein Herz ging auf, die Sonne lachte, der Himmel so blau, alte Olivenbäume säumten unsere Wege, die ersten Mandelbäume in blühte und unsere französischen Freunde waren die besten Capitane, die besten Edelhelfer die sich ein deutsch – französisches Radsportteam nur wünschen konnte. Launig mit Dampf in den Beinen zeigten sie uns ihre „kleinen Straßen“ Sie waren stolz. Stolz auf ihre Hâute Provence 🌞 Bei einem Leffe Bier auf der Sonnenterrasse von Jean-Pierre endete unserer einmaligen Radtour. Merci.

mercredi

Der Tag der Abreise. Ich verlier nicht viele Worte, mit den letzten Sätzen, frei nach Peter Mayle, möchte ich meinen Blogbeitrag beenden: Es waren Tage gewesen, in dem wir sehr intensiv geradelt, (350 km/4300 Hm) lecker gekocht, (Lammkeule, Garnelen, Eis mit heißen Himbeeren) angeregt geredet, einfach – gelebt haben. Faszinierende, in manchen frustrierende oft unbequeme Tage, (das Rennen la Corima🥵🏁) die aber nie langweilig oder enttäuschend 🏆 gewesen waren. Vor allem fühlten wir uns hier zu Hause. Mama Christa brachte Gläser mit Alexion (alkoholfreier Kräuterlikör mit 52 Kräuter) aus Aiugebelle. Bernd der Handyman unterbrach seine Arbeit. Bruno et Jean-Pierre schauten zum Abschied vorbei. Hubert erhob das Glas und wünschte uns „Santé et bonne Route à bientôt mes ami !“

Bleibt gesund, bleibt mir treu. Euer Coach. (Basti 😘)

en plus….

welch Ehre,das Trikot 💪
noch gute Laune🚴

Ich bin wieder hier

La Corima 2022

Ich bin wieder hier
In meinem Revier
War nie wirklich weg
Hab mich nur versteckt
Ich rieche den Dreck
Ich atme tief ein
Und dann bin ich mir sicher
Wieder zu hause zu sein

Was ist alles passiert! Seit 2019. Mein letztes Rennen. Traurig, melancholisch schlenderte ich damals mit meinem Merida Reacto durch die Gassen von Montélimar. Die heimliche Hauptstadt des Nougat. Das Rennen „La Corima“ war Geschichte. Nie wieder, so wollte es die Organisation. Ein kleiner Radsportverein, Le James Velo Club. Es wurde zu viel, es wurde anstrengend. 200 Leute bedarf es dieses einzigartige Rennen über 144 km der schönen Hügel der Drôme Provencal zu organisieren. Ich hatte Verständnis.

Charlie, Geronimo, könnt ihr Euch noch erinnern? Der Kampf gegen den Wind, gegegen den gefürchteten Mistral. Es war ein trauma. Wir hatten es gepackt, zusammen im Wiegetritt auf die Cols, le Vecs, de la Sausse, Col de Valouse, schnell in den Abfahrten und abwechselnd in der Führungsarbeit gegen den Mistral. Hand in Hand der Ziellinie entgegen. Einer für Alle, alle für einen, frei nach d‘ Artagnan.

14 Nationen am Start

Drei Jahre ist eine lange Zeit, eine Ewigkeit. Die Pandemie machte alle Hoffnungen für eine Rückkehr dieses einzigartige Rennen im März zu nichte. Selbst in kleinen Gruppen durfte man in Frankreich nicht mehr Rad fahren. Wie sollte man ein Rennen mit mehr als 2000 Teilnehmern organisieren? Ich war überrascht. Das Rennen sollte am 27.März 2022 stattfinden. Spontan schrieb ich mich in die Starterliste ein. Ich war dabei, konnte es aber immer noch nicht glauben.

Am 24.Februar überfiel Putin die Ukraine. Mitten in Europa tobte der Krieg, keine 2 Flugstunden von mir. Junge Männer starben im Bombenterror und Kugelhagel. Warum? Für was? Ich war schockiert. Ich stelle mich dem Kampf in einem Radrennen, nicht auf dem Schlachtfeld. Ich tue was für Europa, aber möchte auch Muskeln zeigen. Friedlich vor, während und nach dem Rennen – freundschaftliche Bande schliessen. Das Radrennen „La Corima“ in der Ukraine, im Starterfeld mit Franzosen. Russen, Tschechenen, Polen, Rumänen und Finnen. So stelle ich mir Europa vor und nicht auf dem Schlachtfeld! Hier und Heute verspreche ich nach dem Krieg an einem Radrennen in der Ukraine teilzunehmen. Versprochen!

Nervös 🇨🇵

Die letzte Vorbereitung im Stromberg im Windschatten der Radbande war ein Desaster. Ich musste abreissen lassen, mein Puls deutlich zu hoch, enttäuscht verabschiede ich mich von den #strombergbuben und stromerte mit meinem Merida Reacto den Neckarradweg entlang. In Gedanken an das Rennen „La Corima“. Werde ich gute Beine haben, komme ich über die Berge der Drome Provencal und werde ich dem gefürchteten Mistral standhalten?

Gute Beine

Es sollte ein traumhaftes Wochenende in der Provence werden. Sonnig, trocken, Windstill, also beste Bedingungen. Mein Merida Reacto war bereit. Kette geölt, die Reifen auf 8 bar und Wasser in den Trinkflaschen mit einer Banane in der Rückentasche reihte ich mich an das Ende des Starterfeldes. Aufregung, Anspannung, Nervosität. 3 Jahre habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Das Leben vor der Pandemie hat mich wieder. Der Krieg ist für die nächsten 3 Stunden ganz weit weg. Der Starter zählt die Sekunden runter: 6, 5,4,3,2,1 Gooooo

Drôme Provencal

Ruhig bleiben, ruhig Brauner, ruhig, nicht zu schnell der Zielgeraden aus Montélimar heraus pedalieren. In keinen Sturz verwickeln. Vor mit legt sich einer gekonnt auf die Fresse, ich kann gerade noch so ausweichen. Jetzt kommt die breite Ausfahrtsstrasse, leicht ansteigend. Ich nehme Tempo auf, das Feld gleicht jetzt einer Ziehharmonika. Hinter schweren grossen Jungs mit dicken Oberschenkel stürme ich im Windschatten an die Spitze des Feldes. Die ersten Hügel meistere ich problemlos, ich fühle mich gut. Am Berg müssen die schweren Jungs abreißen lassen, jetzt muss ich mir neue Wasserträger und Edelhelfer suchen. In der tollkühnen Abfahrt nach Dieulefit muss ich meine ganzen Fahrkünste aufbieten um an den Besten dran zu bleiben

Col Eyzahut

Im Tal hab ich eine gute Gruppe, im Sinne des Französischen Kreisel fliegen wir förmlich dem Ziel entgegen. Mit Tempo biegen wir in den letzten Anstieg ein, hoch zum Col de Eyzahut. Jetzt kann ich den Bergspezialisten nicht mehr Paroli bieten und verliere meine Gruppe aus den Augen. Allein gegen meinen inneren Schweinehund. Allein erreiche ich ich den Gipfel! Ich knalle meinen größten Gang rein. Wie der Radprofi Mohoric vom Team Merida Victorious in der Abfahrt beim Poggio stürme ich entlang der Serpentinen in das Tal. Immer den Bremspunkt am Limit. So sauge ich mich wieder an mein Gruppe und erhole mich im Windschatten. Auf den letzten Kilometer leiste ich auch Führungsarbeit! Ich bin gut drauf. Je suis on plein forme! Es geht nochmals über eine kleine Kuppe, dranbleiben, nicht abreissen lassen. Rein nach Montélimar geht es in einer scharfen 90 Grad Kurve auf die Zielgerade ein. Ich verpasse den Zug. Bin geschlagen. Mit den Sieg hab ich nichts mehr zu tun, ich nehme raus, genieße die letzten Meter, der Jubel der Menschen am Strassenrande.

Im Ziel, ich spüre nichts, keine Schmerzen, keine Strapazen, keine Sorgen. Es geht mir gut, eine zufriedene Leere stellt sich ein. Ein Glücksgefühl ☺️

Bleibt gesund, bleibt mir treu. Der Coach

Ehrenrunde

Unter ukrainischer Flagge 🇺🇦
Très francaise

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