Kalipé
Sempre a Passo lento
Tibetanisches Sprichwort
Wisst ihr was Schlutzkrapfen sind? Nein, noch nie gegessen? Lecker. Sie sind gefüllte Teigtaschen mit Spinat und Topfen, (Quark) eine Spezialität aus Südtirol. Auf der Moarhofalm, unvergessen, dort habe ich zum ersten Mal selbstgemachte Schlutzkrapfen gegessen. Es war ein sonniger Tag im September. Mit Proviant und Trinkflaschen im Rucksack stiegen wir Drei (Miri, Basti, Chablis, unser Hütehundmix aus den Kaparten) auf die Putzenhöhe, ein 2438 Meter hoher Gipfel der Südtiroler Berge. Von dort aus hat man die unglaubliche Sicht auf die 3000er, ein fantastischer Panoramablick, der die schneebedeckten Gipfel der Zillertaler Alpen im Norden und die Dolomiten im Süden zeigt. Ein Traum. Die letzten Meter am Grünbachsee vorbei, gutes Bergwasser schlabbern und die heißen Pfoten kühlen. Jeder Schritt tut weh, es wird steil, Schritt für Schritt, das Gipfelkreuz im Blick, nochmal stehen bleiben, durchatmen, luftholen. Weiter geht’s, immer weiter. Die Putzenhöhe is done.
Auf dem Rückweg vom Gipfel an pfeifenden Murmeltieren vorbei erreichen wir Drei durstig und ausgehungert die Moarhofalm. (1830 Meter ü NN) Chablis bekam kühles Bergwasser und einen Schattenplatz unterm Tisch, Miri bestellte sich einen Kaiserschmarrn und ich bekam die selbstgemachten Schlutzkrapfen, einfach in Butter mit gutem Parmiggano bestreut. Lecker, ein Gedicht. Dazu trank ich gutes Stilles Plose Wasser. Mehr braucht es nicht, ich war zufrieden. Ich war glücklich.
Von klein auf hat man den Wunsch zu klettern, erst auf Spielplätzen, gesichert von Mama und Papa, auf Bäume im Garten, auf Hohe Buchen im Wald, auf Felsen mit Schulkameraden. Es ist ein Spiel, eine Mutprobe. In unserem Dorf gab es einen aufgelassen Steinbruch, ein Eldorado, ein Kletterparadies. Nichts war mir zu hoch, nichts war mir zu steil. Heute würden Eltern das verbieten, aber wir haben daraus unser Vertrauen gewonnen, wir kamen gestärkt am Abend zur Mama nach Hause. Wäre der Spessart mit seinem sanften geschwungenen Hügeln nicht zu klein für grosse Bergtouren, dann wäre aus mir ein Bergsteiger geworden. Sicher wäre Reinhold Messner mein Vorbild, sicher wäre ich in seine großen Fußstapfen getreten. Jetzt 40 Jahre später beeindruckt er mich immernoch. Wir sind in Südtirol, Urlaub mit der Familie, nett in Sankt Sigmund im Ansitz Neuhaus einquartiert.
Reinhold Messner lebte in Villnöß, mit 8 Geschwistern, die Geißlerspitzen vor der Haustür. Mit 5 bestieg er mit seinen Eltern seinen ersten Berg. Mit 12 kletterte er besser als sein Vater und mit seinem Bruder Günther bezwang er die Saß-Rigais- Nordwand sowie die Erstbegehung der Nordwand der Großen Fermeda. Sie sind Kletter Asse, nichts ist zu hoch nichts zu steil. Ihre schwierigste Kletterei in jungen Jahren war die Erstbegehung der Heiligkreuzkofel- Mittelpfeiler. Sie haben das Klettern revolutioniert.
„Das soll ein leichter Weg sein,!?“flucht Miri, „wir können umkehren und die Gondel nehmen,“ ruf ich ihr zu. Wir sind auf dem Fußweg zum Gipfel des Kronplatz, auf 2.275 m Meereshöhe, mit seinem einmaligen Blick in die Dolomiten, zwischen Olang, Bruneck und dem Gadertal gelegen.“Nein geht schon,brauch nur ne kurze Pause,“ ein Schluck aus der Trinkflasche, weiter geht’s immer weiter.
Ich kaufe mir eine Eintrittskarte für das MMM Corones, auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes auf 2.275 Metern. Miri und Chablis genießen derweil in der Sonne die atemberaubende Blicke in die Zillertaler Alpen, sowie in die Dolomiten. Man glaubt nicht das diese Berge, die in den Himmel ragen aus einem Korallen Meer entstanden sind. Im Museum geht der erste Aus – Blick zu den Geisler Spitzen, das Kletterparadies des jungen Reinhold, der Zweite Aus – Blick zeigt die Berggruppe der Marmolata in der Günther und Reinhold in jungen Jahren einige gefährliche Erstbesteigungen gelangen. Einzigartige Architektur, einzigartiger Platz. Zaha Hadid, hat mit ihren Ideen der Geschichte des Alpinismus einen würdigen Rahmen erdacht.
Einen Ort der Stille, der Entschleunigung und unvergessener Ausblicke. Dieser Rückzugsraum öffnet alle menschlichen Sinne für das Darüber und Dahinter. Die Berge werden zum Erfahrungsraum, Teil unserer Kultur. Im Geistesflug über alle Gipfel hinweg gilt es sie neu wahrzunehmen.
Reinhold Messner
Am Abend mit vielen Eindrücken, mit leichtem Muskelkater und verspannten Schultern lasse ich den Tag Revue passieren. Ich mache mir einen gute Flasche Lagrein auf (Tor di Lupo, Cantina Terlan/Andrian) ,schneide Bergkäse und Speck auf. Wir philosophieren über das Leben, über den Tod. Messner ist ein Grenzgänger am Berg, viele seine Kameraden sind am Berg umgekommen, er war nicht besser, er hatte Glück, denk ich mir. Reinhold Messner (78 Jahre) war der letzten Tage in der Sendung „Inas Nacht“ eingeladen und dort schildert er sehr lebhaft seine Erfahrungen am Berg, seine Nahtoderfahrungen und seine Sicht des Sterbens.
Wir haben Angst zu sterben, aber wir haben keine Angst vor dem Tod
Reinhold Messner
Himmelsbegräbnis
Bei dieser Zeremonie wird der Leichnam aufgeschlitzt, „dann stürzen riesige Geier von den Bergen herunter und bedienen sich.“ Die Knochen und der Schädel werden anschließend zerschlagen und ebenfalls an die Geier verfüttert. „Ich finde“, erklärte Messner, „dieses Himmelsbegräbnis sehr eindrucksvoll, für mich die eleganteste Form des Verschwindens im All.“
Bleibt gesund,bleibt mir treu.
Der Coach (Basti)🗻
Zugabe 🗻
Ein Blick in die Südtiroler Weinwelt
Wir sind eingeladen in der Kellerei Cantina Terlan. Miri und Chablis 🐕 laufen den berühmten „Winkl“ Weinberg hoch und beobachten die angehende Weinlese. Derweil steige ich mit der jungen Frau Huber ( Schattenthaler Hof) in das atemberaubende Kellerreich, erbaut mit den Quarz Porphyr Steinen aus der Gegend. Dort reifen die grossen Rot und Weissweine in ausgesuchten Barrique’s und Fuderfässer aus französischer und slowenischer Eiche. Ich erfahre viel über die Geschichte und das Streben der Kellermeister nach Qualität! Es brauchte lange die Weinbauern zu überzeugen „Wir werfen doch keine Trauben zu Boden“, so die einhellige Meinung der Bauern vor 30 Jahren. Um zu zeigen wie langlebig auch die Weissweine sind, versteckte der alte Kellermeister Kofler jedes Jahr ein paar Weine seiner besten Weinberge. Erst nach seiner Pensionierung fand man den Schatz, öffnete einige alte Jahrgängen und war überrascht der frische und der Qualität. So hat es sich herumgesprochen, das die Weissweine aus Terlan ein besonderes Reifepotenzial besitzen.
Der letzte Keller zeigt ein Kuriosum: Kellermeister Sebastian Stocker wollte Sekt herstellen, kaufte alle Maschinen und Tanks für die Produktion. Der Vorstand gab ihm aber keine Genehmigung, so musste er wieder alles verkaufen, außer die 3000 Liter Drucktanks aus Edelstahl. Aus der Not heraus legte er einige Weißburgunder mit der Feinhefe ins Stahlfass. Auch hier zeigte sich die einzigartige Qualität der Weine. Nach ca.10 Jahren kommen diese Qualitäten unter den Namen“Rarity“ in die Flasche und begeistern die Weinwelt.