Söhne Mannheims oder auf den Spuren der Brüder Willi & Rudi Altig
Foto Mara Sprenger
Der Winter ist zurück. Es ist der Tag des Schneemann’s. Ein Tag zum Rodeln, zum Skifahren, ein Tag für eine Schneeballschlacht. Kein Tag zum Radfahren. Nein, wirklich nicht, man bleibt daheim in seinen Vier Wänden sonst gibt’s Stürze, blaue Flecken und Knochenbrüche.
Ich stehe auf der Starterliste zum Cyclocross Rennen in Mannheim. Es gibt kein zurück. Auf den heldenhaften Spuren der Brüder Willi und Rudi Altig findet das Rennen im Stadion an der Rennbahn in Mannheim statt. (Willi & Rudi Altig Stadion) Ich verstaue mein Rad, (Specialized S- works) Chablis springt freudig in den Kofferraum, Miri schnappt sich ihre Kamera, nimmt auf dem Beifahrersitz Platz und dreht das Radio lauter. Und, was soll ich euch sagen: aus den Boxen schallte der Song, „Der Weg“ von Xavier Naidoo! Ich hab Bauchschmerzen. Mein erstes Cyclocross Rennen.
Cyclocross ist eine eigene Disziplin, noch nicht olympisch, (vielleicht bei den nächsten olympische Winterspielen?) aber sehr populär in Belgien und Holland. Dort pilgern Tausende Zuschauer jedes Wochenende im Winter zu den Rennen und bejubeln ihre Idole Wout van Aert, Tom Pidcock oder Mathieu van der Poel. Ein Großes Volksfest. Radsport zum Anfassen. Auf einem Rundkurs von 2,5 km auf welligen Terrain sind verschiedene Hindernisse eingebaut. Kleine Treppenstufen, Sandpassagen, enge 180 Grad Kurven , gefährliche Abfahrten und je nach Wetterlage, matschige, rutschige und vereiste Streckenabschnitte. In denen nur eine Chance besteht, sein Rad zu Schultern und zu laufen, zu rennen. 30 Minuten geht mein Rennen, von Anfang an Vollgas, volle Konzentration, wie bei der Formel 1, der Start entscheidet über Sieg oder Niederlage.
Wir erreichen Mannheim, wir werden erwartet. Charlie, Michel und Thomas von den Stuttgardia’s begrüßten uns herzlich,“na willst heut‘ Dreck fressen“, waren ihre ersten Begrüßungsworte! Unsicheres Schmunzeln….verbirgt meine Aufregung. Dieser Weg wird kein leichter sein. Tapfer sein.
Die Stadt Mannheim, der Verein RRC Endspurt 1924 e.V., und dieses Stadion haben Radsportgeschichte geschrieben. 2 Brüder, Willi und Rudi Altig, waren grosse Radsportler Deutschlands, gingen gemeinsam durch Dick und Dünn. Mehrmalige Weltmeister auf der Bahn, Gewinner des 6 Tage Rennen, Träger des gelben Trikots der Tour de France, Etappen Sieger beim Giro, bei der Vuelta, Sieger der Klassiker Mailand San Remo, Rund um den Henninger Turm und grosser Triumph bei der Flandern Rundfahrt. Was ein Raymond Poulidor, ein Jacques Anquetil für Frankreich, ein Eddy Merckx für Belgien, ein Fausto Coppi für Italien den Menschen bedeutet, das sind die Brüder Altig für Deutschland. Sie sind Helden!
In Ruhe baue ich mein Rennrad zusammen, nochmal die Kette geölt, den Luftdruck der Reifen geprüft. Michel nimmt mich an die Hand, besorgt mir meine Startnummer, heftet die Startnummer ans Radbande Trikot. Zeigt mir wie ich mich warmfahren muss und hat noch wichtige Tipps zum Streckenverlauf. Charlie überprüft meine Bremsen. Nur die Hinterradbremse betätigen, sonst fliegst du auf die Fresse! Ich nicke, bin im Tunnel. Je sui prêt!
Je sui prêt🏁
Ich rolle zum Start. Die Startplätze sind vergeben. Mein Name mit der Startnummer 3 wird als Vorletzter aufgerufen. Danach kommt das Starterfeld der Frauen. Pech gehabt, keine Chance auf den Sieg. Vor mir 30 Rennfahrer die den Weg versperren.
4,3,2,1 Go….brüllt es aus den Lautsprechern, links und rechts treten alle voll in die Pedale, ein rempler hier, ein rempler dort, es geht gleich richtig zur Sache. Nach der ersten Runde im Stadion führt die Strecke auf dem schmalen gesteckten Parcours raus über eine Unterführung mit anschließendem Berg-Sprint. Auf der Hälfte springe ich vom Rad, werf das Rad auf die Schulter und sprinte die vereiste Strecke unter den Rufen und Klatschen der vielen Zuschauern hoch. Danach kommt die gefürchtete Sandpassage. Vor mir legt sich einer gekonnt auf die Fresse, ich kann gerade so durch den tiefen Schnee ausweichen Ich muss jetzt tief gehen, meine Muskulatur übersäuert. Locker bleiben, jetzt die gefährliche Abfahrt, wieder rein ins Stadion. Die Konzentration hoch. Nur keine Angst zeigen. Mit Tempo über zwei Hindernisse. Hüpfend. Miri ,Charlie Michel feuern mich mit einer La Ola Welle an. Ich hab Spass,wir haben Spass!
Applaus von den Rängen im Willi & Rudi Altig Stadion. Ausgepauert, aber glücklich mit einem Lächeln im Gesicht überquere ich die Ziellinie. Ein gutes Rennen, ein Kult Rennen, ein Rennen auf den Spuren von Willi und Rudi Altig. Danke an meine Betreuer Charlie Albrecht, Michel Langjahr und Thomas Fischer. Sie haben mir die Unterstützung und Sicherheit gegeben, die ich brauchte um den schweren Parcours mit Bravour zu meistern. Danke.
Bleibt gesund, bleibt mir treu.
Euer Coach (Basti)
die zweite Luft von Charlie Albrecht 💪☃️🏁
Ist gar nicht so schlimm, wie es aussieht……. , es ist wesentlich schlimmer😉. Das Rennen dauert normalerweise 40 Minuten, aber es wurden nur 30 Minuten ausgetragen. Egal, ob Du alles sauber durchfahren kannst oder eben 80% wegen dem Schnee schieben oder mit den geschulterten Rad rennen musst. Wir haben sage und schreibe unter Vollgas in knapp 30 Minuten nur 5,15 km geschafft. Das hat dann auch den Vorteil das man beim Rennen 🏃♂️ statt 🚴♀️ nicht stürzt 😀 Thomas 2🥈, ich 11 (Charlie) und Michel 17 🚴🏆🏁