Lichtensterntour
oder
mein Weg nach
Kleinsachsenheim
Mit Felix und Marc von den Strombergbuben nehme ich an der RTF Lichtenstern Radtour teil. Es wird ein heisser Tag im Mai. Pünktlich um 8:00 Uhr treffen wir uns im Pausenhof des Gymnasium Lichtenstern in Sachsenheim , schreiben uns in die Starterliste ein und gehen gemeinsam auf die 138 km lange Schleife durch den Stromberg und Kraichgau. Die Strecke ist gut ausgeschildert. Wir passieren Unterriexingen, biegen hoch nach Markgröningen, die Schäferlauf Stadt ein. Im Segment nach Hochdorf macht Marc richtig Druck und holt sich den ersten KOM an diesem Tag. (King of Mountain) Ich lass es noch gemütlich angehen. Marc und Felix lassen mich nicht stehen und ziehen mich im Windschatten am Hügelgrab der Kelten vorbei. Weiss auch nicht warum ich gerade jetzt an meine Anfangszeit in dieser Region denke. Aber es ist alles wieder so präsent. Und das ich mal auf Hoher See mit der MS Vistamar alle Sachsenheimer Bürger in der Bietigheimer Zeitung grüßte, da konnte ich nicht mal im Traum dran denken, dass mein Lebensmittelpunkt und meine grosse Liebe dort in diesem Dorf sein werden.
Es war der Nikolaus Tag 2007 auf der Weihnachtsfeier des TSV Kleinsachsenheim der mein Leben ein neue Richtung geben sollte. Ich war mit einer Delegation aus Valréas, der Patnerstadt aus Südfrankreich, eingeladen. Und mir gegenüber sass ein hübsches Mädchen. Wir kamen ins Gespräch. Sie lobte mein gutes Deutsch. Ich tat noch ein bisschen geheimnisvoll, so hab ich ihr Interesse wohl geweckt.
Eine schnelle Radgruppe schliesst auf und macht mächtig Tempo. Wir nehmen Geschwindigkeit auf und folgen dem Peleton, passieren Vaihingen an der Enz, elegant führt der Radweg durch die Stadt, nehmen Kurs auf Ensingen. Heimat der Ensinger Sport Quelle. Mein Puls geht über 150 Schläge in der Minute. Kein gutes Zeichen. Ich lass abreissen. Marc und Felix zeigen an der Spitze noch ein paar Muskeln, aber sie lassen mich nicht aus den Augen und nehmen das Tempo raus. Ich kann wieder den Qualitatswindschatten der Strombergbuben nutzen!
Was hatte ich schon zu verlieren? Konnte ja nur gewinnen! So packte ich mein Bündel in Valréas und zog in die Gerokstrasse ein. Ich bekam eine neue Familie. Herbie, der Vater begrüßte mich wie einen verlorenen Sohn und Elfie, die Mama schloss mich in ihr Herz. So wurde der Start in mein neues Leben mir sehr leicht gemacht.
In Häfnerhaslach der erste Verpflegung Stopp. Wasser zum auffüllen der leeren Trinkflaschen, Bananen, Äpfel, Müsliriegel für den schnellen Hunger. Lars und Christian von den Alpentretern kreuzten unseren Weg und fuhren ein paar Meter mit. Sie waren der Anfang meiner Radsport Leidenschaft . Die Allstars nahmen mich damals als Rookie in ihr Team auf. Eine gemeinsame Reise nach Valréas mit dem Angriff auf den Mont Ventoux bleibt eine schöne Erinnerung.
Herbie war im Dorf gut vernetzt und stellte mich seinen Freunden vor. Er war Gründungsmitglied und Vorstand der Stockschützen aus Hohenhaslach. So versuchte ich mich auch mal bei diesem Stockschiessen. Grosses Talent hatte ich nicht. Machte auch nichts, der gesellschaftliche Teil bei einem Glas Hohenhaslacher Kirchberg mit seinen Freunden war der Grund unseres Spieles. Ab und an lief er kurzerhand in die Küche und bruzzelte uns allen ein leckers Steak. Darin war er ein Meister. Lecker.
Wir passieren den Ottilienberg, ein alte Kultstätte. Uns überholten genervte Boschler: eine Radsportverein der Firma Bosch. Was für eine komische Radbande wir wohl seien und ihnen nicht gleich den Weg frei machen? Wir sind die Radbande aus dem Stromberg, genannt die Strombergbuben, riefen wir ihnen locker nach😉 Später sahen wir sie wieder, hatten sich verfahren! 😜
Das berühmte Kloster Maulbronn war unsere letzte Verpflegungsstation. Nochmal Trinkflaschen füllen, ein Apfel sollte reichen für die letzten 30 km. Der Anstieg von Sternenfels hoch nach Häfnerhaslach war die letzte ultimative Challenge. Links und rechts entlang der Serpentinen sah ich erschöpfte Radsportler. Ja, mit 1800 Höhenmeter hat diese RTF, geplant und durchgeführt von den Schülern des Lichtensterngymnasium, es ganz schön in sich. Nur mit einer starken Mannschaft, mit Edelhelfern und Wasserträgern kommt man entspannt ans Ziel. 🏁 Marc, genannt 20Mille (fährt 20.000 km Rad im Jahr) zog mit grossem Kettenblatt noch locker an mir vorbei. Er hatte noch nicht genug. Er wollte mehr. Über welliges Terrain hielten wir Kurs auf Sachsenheim. Felix, genannt Ganna (nach Filippo Ganna von Ineos Grenadier) pedalierte abwechselnd mit Marc im Wind. Ich, luschend am Hinterrad. 😜
Das ich jemals diesen Blogeintrag über eine TOUR Lichtenstern in Sachsenheim schreiben werde, verdanke ich Herbie, Elfie und Miri. Sie gaben mir den Halt im Leben den ich damals brauchte. Sie nahmen mich in ihre Familie auf. Eine Familie aus Kleinsachsenheim. DANKE.
Bleibt gesund, bleibt mir treu. Euer Coach.